75 Jahre „Eintracht“ Nellingen
Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Gesangvereins „Eintracht“ Nellingen
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Ur-Geschichte.<br />
Es ist bekannt, daß schon im 16. und im beginnenden 17. Jahrhundert von<br />
tüchtigen Kantoren die Kunst des Singens gepflegt wurde. Alte Pergamente<br />
selbstgeschriebener Noten, in Leder gebunden, findet man heute noch in den<br />
Bibliotheken höherer Schulen.<br />
Der dreißigjährige Krieg bereitete jedoch diesem musikalischen Aufschwung<br />
ein schnelles Ende. Man hatte keine Zeit und keine Lust, sich der<br />
Kunst des Singens und der Musik zu widmen. Aber die nun folgende Zeit,<br />
das ausgehende 17. und vor allem der Anfang des 18. Jahrhunderts bringt<br />
nun wieder einen kräftigen Aufstieg deutscher Musik, die aber zunächst nur<br />
an den Höfen gepflegt wurde und dem Volke vorerst noch fremd blieb. Es<br />
war erst der Anfang und die breite Masse des Volkes war noch nicht reif.<br />
Als dann aber Händel’sche und Bach’sche Oratorien, die Haydn’schen<br />
„<strong>Jahre</strong>szeiten“ und „Schöpfung“ usw. gegen Ende des 18. Jahrhunderts allmählich<br />
bekannt wurden und Aufnahme fanden, kam auch bald das Bedürfnis<br />
auf, sich selbst aktiv musikalisch zu betätigen. Dadurch entstanden nun die<br />
ersten bürgerlichen Chorvereinigungen.<br />
Zu den ersten Chören, die sich zur Aufgabe machten, sich im mehrstimmigen<br />
Chorwesen zu betätigen, gehörten auch einige süddeutsche Singvereinigungen.<br />
Der „Stuttgarter Liederkranz“, gegründet 1824, war aber nicht<br />
der erste in Württemberg. Es wurde schon im <strong>Jahre</strong> 1818 in Heilbronn eine<br />
Chorgemeinschaft gegründet.<br />
Diese Singchöre pflegten anfangs in der Hauptsache gemischte Chöre, die<br />
durch die geschaffenen Kompositionen geeignetes Material vorfanden. Die<br />
Geburt des Männergesanges fällt durch die Einwirkung von Zelter und Nägeli<br />
in die Zeit der 20er <strong>Jahre</strong> des 19. Jahrhunderts. Erst von dieser Zeit an fand<br />
der Männerchor im bürgerlichen Leben wirkliche Beachtung. Das Singen im<br />
deutschen Volke, immer beliebt und gepflegt, als naturfroher, kunstloser Gesang<br />
im Volkslied verbreitet, erhielt nun doch eine andere Note. Es kam nun<br />
allgemein das Bedürfnis auf, das Singen künstlerisch im mehrstimmigen Chor<br />
zu pflegen und dies gab den Anlaß zu besonderen Vereinigungen, zu Männerchören<br />
und damit zu den eigentlichen Gesangvereinen. Diese Gesangvereine<br />
gaben sich auch einen Namen, von denen es aber in der Hauptsache nur zwei<br />
gab: „Liedertafeln“ und „Liederkränze“. Die ersteren meist norddeutsch, die<br />
zweiten süddeutsch.<br />
Die <strong>Jahre</strong> nach den Befreiungskriegen brachten dem Volke eine politische<br />
Enttäuschung. Die gebrachten Blutopfer schienen für das Volk umsonst gewesen