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Konrad Lorenz 1931 Beiträge zur Ethologie sozialer Corviden ...

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K. <strong>Lorenz</strong> <strong>1931</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Ethologie</strong> <strong>sozialer</strong> <strong>Corviden</strong> 75<br />

den Garten ging. Dieser Gegenstand scheint durch seine Farbe und durch sein schlappes<br />

Schlenkern genug Merkmale mit einem <strong>Corviden</strong>kadaver gemeinsam zu haben, um bei den<br />

Vögeln die gleiche Reaktion hervor<strong>zur</strong>ufen. Auffallend ist aber dann, daß die Dohlen auf eine<br />

ihnen vorgehaltene kohlschwarze Haustaube, von der man doch meinen sollte, daß sie mehr<br />

Merkmale mit einem Rabenvogel gemeinsam habe als eine schwarze Schwimmhose, nicht<br />

wie auf einen Rabenvogel reagierten, sondern vielmehr sinngemäß, ohne zu schnarren,<br />

herbeikamen und nach der Taube hackten. Alle mir bekannten <strong>Corviden</strong> wollen „umbringen<br />

helfen", wenn man andere Vögel, oder überhaupt Tiere, jagt, fängt oder in der Hand hält. Es<br />

scheint also, daß die Schnarreaktion der Dohlen durch die vorhandenen, von den<br />

Rabenmerkmalen abweichenden Taubenmerkmale, trotz großer Zahl der gemeinsamen<br />

Merkmale, vollständig unterdrückt wurde, weil eben die Merkmale der Taube eine eigene<br />

artgemäße Reaktion auslösen, welche die Schnarreaktion ausschließt. Da die Schwimmhose<br />

naturgemäß keine Spezialreaktion <strong>zur</strong> Folge haben kann, so genügen bei ihr die wenigen<br />

gemeinsamen Merkmale, um die Reaktion wie auf „Rabenleiche" auszulösen.<br />

Diese Schnarreaktion, die, um es nun ganz allgemein zu fassen, durch<br />

„Getragenwerden schwarzer Gegenstände, gleichgültig von wem", ausgelöst wird, ist nun<br />

doch ziemlich sicher auf Raubtiere „gemünzt", die eine Dohle oder einen sonstigen<br />

Rabenvogel gefaßt haben und wegtragen wollen.<br />

Der Zweck der Triebhandlung ist offenbar weniger, dem Räuber sein Opfer zu<br />

entreißen, als ihn nicht zum Genusse seines Raubes kommen zu lassen und ihm so für die<br />

Zukunft das Rauben von Rabenvögeln zu verleiden. Es liegt nun die Frage nahe, warum die<br />

Dohle sich so ausschließlich auf den Anblick des Getöteten oder zumindest Fortgetragenen<br />

eingestellt hat, ohne die Person des Räubers zu berücksichtigen; man denke an den Angriff<br />

auf das eine schwarze Feder tragende Dohlenweibchen! Ein Raubtier ernstlich anzugreifen,<br />

welches nicht durch Mitschleppen eines Rabenvogels den Schnarreflex auslößt, fällt keiner<br />

Dohle ein, höchstens, daß sie einmal auf einen fliegenden Raubvogel mehr spielend als ernst<br />

stoßen. Nur die Eltern ganz kleiner Jungen schein hiervon eine Ausnahme zu machen.<br />

Kolkraben, Elstern und wahrscheinlich auch Krähen greifen aber jedes behaarte oder<br />

gefiederte Raubtier an, dessen sie überhaupt ansichtig werden, um ihm womöglich die<br />

Gegend, in der sie selbst leben, zu verekeln. Die Dohle ist aber zu solchen Angriffen sicher<br />

weniger

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