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Konrad Lorenz 1931 Beiträge zur Ethologie sozialer Corviden ...

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K. <strong>Lorenz</strong> <strong>1931</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Ethologie</strong> <strong>sozialer</strong> <strong>Corviden</strong> 109<br />

konnte, den 3 Wochen später nachfolgenden Nr. 14 aber nicht wiedererkannte. So hielten<br />

dann, und zwar Jahre hindurch, die nah aufeinanderfolgenden Nummern eng zusammen,<br />

während weit auseinanderliegende sich dauernd kühl gegenüberstanden. Ich muß aber hier<br />

betonen, daß alte, miteinander befreundete Dohlen sich auch nach monatelanger Trennung<br />

sofort wiedererkennen. Zu der erwähnten Gruppenbildung mag übrigens noch ein weiterer<br />

Umstand beigetragen haben: die in der Kegelbahn eingesperrten Vögel wurden nämlich durch<br />

das ständige Wegfangen ihrer Genossen, die ihrer „Meinung“ nach ja sicher gefressen worden<br />

waren, immer scheuer und scheuer, während die einmal übersiedelten ihren Zahmheitsgrad<br />

beibehielten, sodaß die niederen Nummern dauernd zahmer blieben als die hohen, was<br />

natürlich <strong>zur</strong> Festigung der Gruppierung beitragen konnte.<br />

Mit Ausnahme der Zeit täglich vom Tagesanbruch bis 10 Uhr befanden sich meine<br />

Dohlen nun den ganzen Sommer 1928 in vollkommener Freiheit, ohne daß ich den Verlust<br />

eines einzigen Vogels zu beklagen gehabt hätte. Ob das nun dem morgendlichen<br />

Eingesperrtsein oder der Führung der erfahrenen erwachsenen Dohlen zu verdanken war,<br />

wage ich nicht zu entscheiden.<br />

Als dann gegen Ende Oktober die Vögel wieder Lust zu zeigen begannen, sich mit<br />

fremden Rabenvögeln zu vergesellschaften, schloß ich sie wieder dauernd ein, um nicht ihr<br />

Abwandern befürchten zu müssen.<br />

Im Anfang Januar 1929 zeigten die 3 restlichen 1927er Dohlen bereits eine sehr<br />

ausgesprochene Fortpflanzungsstimmung. die aber bei der bald einsetzenden übergroßen<br />

Kälte wieder erlosch.<br />

Gerade in der allerschärfsten Kälte wurden meine Dohlen leider von einer mit<br />

schweren Durchfällen einhergehenden Seuche erfaßt, die nicht weniger als 7 Vögel<br />

dahinraffte, unter welchen sich glücklicherweise keiner der zweijährigen Vögel befand. Ich<br />

hatte den Eindruck, daß die Dohlen sehr darunter litten, daß das ihnen gereichte Wasser so<br />

rasch gefror, daß vor allem die in niederer Rangklasse stehenden Tiere, die als letzte <strong>zur</strong><br />

Tränke durften, nicht genügend Zeit hatten ihren Durst zu löschen. Daher waren sie wohl sehr<br />

aufs Schneefressen angewiesen, was vielleicht erklärt, warum die alten, hoch im Range<br />

stehenden Vögel von den Durchfällen fast verschont blieben.<br />

Im Frühjahr 1929 ließ ich die Dohlen schon am 23. März frei, in der Hoffnung, daß sie<br />

sich so schneller von den Strapazen des Winters erholen würden. Zu dieser Zeit wimmelte es<br />

im Tullnerfeld aber noch von landesfremden Dohlen und Saatkrähen, und eines schönen<br />

Tages, es war am 9. April, geschah das Unglück, daß meine Dohlen sich so

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