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Konrad Lorenz 1931 Beiträge zur Ethologie sozialer Corviden ...

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K. <strong>Lorenz</strong> <strong>1931</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Ethologie</strong> <strong>sozialer</strong> <strong>Corviden</strong> 69<br />

Dohlen vollkommen hilflos. Indem in einer Schar derartiger Jungvögel jeder beim andern<br />

Führung sucht und keiner den Entschluß fassen kann, sich niederzulassen und keiner sich zum<br />

Heim <strong>zur</strong>ückfindet, irren sie in eng geschlossener Schar, verzweifelt rufend, solange umher,<br />

bis sie sich endlich verfliegen.<br />

Zunächst wurde die beschriebene Anlage von Tschock allein bewohnt, der bereits<br />

vollkommen eingeflogen war, als ich nach dem Flüggewerden die jungen Dohlen und die<br />

Elster hinaufbrachte. Bei der Uebersiedlung entflog mir eine der Dohlen. Als die dann die<br />

andern im Flugraum rufen hörte, stellte sie sich von selbst dort ein und ließ sich ohne weiteres<br />

hineinlocken. Die Jungvögel waren in ihrer neuen Wohnung bald heimisch und gewöhnten<br />

sich rasch an die Art der Fütterung. Um sie zahm zu erhalten, fütterte ich sie nur aus der<br />

Hand. Da hierbei alle zugleich sich auf mich setzen wollten und aus Raummangel oft einer<br />

auf dem Rücken eines andern landete, gab es viel Geflatter und Abstürze. Ich hatte ständig<br />

Hände und Gesicht zerkratzt. Ich beobachtete übrigens auch an andern flüggen jungen<br />

Sperlingsvögeln, daß sie auch o hne räumliche Beengung sehr oft auf dem Rücken der<br />

Geschwister landen. Dabei wird regelmäßig der Sitzende abgeworfen, der Ankommende<br />

nimmt dann seinen Platz ein. Der Vorgang ist v iel zu häufig, als daß er als Zufall gedeutet<br />

werden konnte. Vielleicht ist dieses Anfliegen eigentlich auf die Eltern gemünzt, die dann auf<br />

diese Weise, bewußt oder unbewußt, den Jungen passende Sitzplätze zeigen könnten. Sowie<br />

die Jungen auch nur etwas zielsicherer im Landen sind, verliert sich diese Handlung<br />

vollständig.<br />

Als die jungen Dohlen richtig fliegen konnten, begann ich die Freifliegversuche. Ich<br />

machte zunächst die einzelnen Vögel durch verschiedene Kombinationen bunter Taubenringe<br />

aus Celluloid an beiden Füßen kenntlich. Im Gegensatz zu altberingten Vögeln beachteten sie<br />

diese Anhängsel in keiner Weise. Zu den ersten Versuchen wählte ich die beiden zahmsten<br />

Vögel Blaublau und Blaurot. Nachdem ich das Nachfliegen von Zimmer zu Zimmer im<br />

Innern des Hauses <strong>zur</strong> Genüge mit ihnen geprobt hatte, nahm ich sie zunächst einzeln, bald<br />

aber beide zugleich in den Garten. Dabei geriet einmal Blaurot im Aufwind über dem Haus<br />

hoch in die Luft, getraute sich nicht wieder herunter und verflog sich. Nach zwei Tagen kam<br />

er spontan <strong>zur</strong>ück. Sicher ist er nur durch Zufall in Hörweite der eingesperrten Dohlen<br />

gekommen und hat so das Haus wieder gefunden. Als ich mich auf das Nachfliegen von<br />

Blaublau und Blaurot verlassen konnte, ließ ich sie und zwei andere Jungvögel zum ersten<br />

Mal mit Tschock zusammen

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