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Konrad Lorenz 1931 Beiträge zur Ethologie sozialer Corviden ...

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K. <strong>Lorenz</strong> <strong>1931</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Ethologie</strong> <strong>sozialer</strong> <strong>Corviden</strong> 113<br />

Gelbgrün ergab sich nicht sofort und nicht ohne Widerspruch in die Abwesenheit<br />

seiner Gattin, sondern rief dauernd nach ihr. Als sie aber darauf nicht reagierte, ging sein<br />

fortwährendes Lockrufen langsam in Gesang über. Er saß aus Sehnsucht nach ihr viel in der<br />

Nähe des Nestes, und weil er allein war und „sich langweilte“, so sang er eben viel, genau wie<br />

ein allein gekäfigter Vogel besonders viel singt. Der Vogel dachte dabei natürlich nicht daran,<br />

etwa seine Frau durch den Gesang zu erfreuen.<br />

Ich möchte hier einige Worte über das Singen der Dohlen einschalten. Der Gesang<br />

besteht zum Teil aus gespotteten Lauten, zum Teil aber merkwürdiger Weise aus solchen, die<br />

der „Umgangssprache“ der Art entnommen sind. Man hört da den Sitzlockton Kia, den<br />

Fluglockton Kiu, ebensogut wie das Jüpen und das Raubvogelschnarren. Alles das bringt der<br />

Vogel in buntem Durcheinander, und sonderbarerweise nimmt er bei jenen Lauten, denen eine<br />

„sprachliche“Bedeutung zukommt, auch die dazugehörigen charakteristischen Stellungen ein,<br />

beugt sich z. B. beim Schnarren vor und schlägt mit den geöffneten Flügeln, duckt sich beim<br />

„jüp, jüp“ als säße er im Eingang einer engen Höhle, genau wie ein deklamierender Mensch<br />

seine Worte mit den ihnen entsprechenden Ausdrucksbewegungen begleitet. Für mein Ohr<br />

sind die im Gesange vorgebrachten Ausdruckslaute absolut dieselben wie die im Ernstfalle<br />

ausgestoßenen, und wiederholt bin ich zum Fenster gesprungen, um zu sehen, was es gäbe,<br />

wenn ein Vogel aus einem leise dahin-plätschernden Gesang plötzlich das laute Schnarren<br />

brachte. Niemals aber sah ich eine andere Dohle darauf hineinfallen, selbst dann nicht, wenn<br />

eine ihren Gesang mit dem Schnarren begann, was nicht allzu selten vorkam. Wenn man<br />

bedenkt, wie prompt und allgemein die Reaktion auf das Schnarren einer Dohle im Ernstfalle<br />

eintritt, so mutet dies recht sonderbar an.<br />

Das brütende Weibchen wurde im allgemeinen vom Männchen mit Nahrung versorgt.<br />

Er besuchte sie in kurzen, unregelmäßigen Intervallen im Nistkasten, immer mit vollem<br />

Kehlsacke ankommend, der dann leer war, wenn er wieder aus dem Kasten herausgekrochen<br />

kam. Manchmal kam sie auch heraus, wenn er lockend anflog, und nahm ihm das Futter<br />

heraußen ab. Dabei konnte ich mit Sicherheit feststellen, daß sie ihn an der Stimme erkannte.<br />

In solchen Fällen flog sie dann stets weg, gefolgt von dem Männchen. Wenn sie dann nicht in<br />

wenigen Minuten wieder da war, so kam er allein <strong>zur</strong>ück und kroch still in den Nistkasten. Ob<br />

er drinnen richtig brütete, weiß ich natürlich nicht, möchte es aber annehmen. Die längste von<br />

mir

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