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Konrad Lorenz 1931 Beiträge zur Ethologie sozialer Corviden ...

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K. <strong>Lorenz</strong> <strong>1931</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Ethologie</strong> <strong>sozialer</strong> <strong>Corviden</strong> 97<br />

des Vogels schon knapp nach der Mauser besteht. Daß dann nur äußere Einwirkungen des<br />

Klimas den Vogel bis zum Frühjahr von der Brut abhalten, wird durch die Beobachtung<br />

wahrscheinlich gemacht, daß in milden Herbsten sehr viele Vögel zu singen anfangen, ja<br />

manche wirklich <strong>zur</strong> Fortpflanzung schreiten.<br />

Als Ende Februar die Kälte nachließ und die Dohlen wieder zu balzen begannen,<br />

brachten sie zunächst noch unvollständig, bald aber immer deutlicher, eine neue<br />

Triebhandlung, und zwar meiner Meinung nach die interessanteste, die der Art eigen ist und<br />

die einige Parallelen zu der früher beschriebenen Schnarreaktion hat.<br />

Zum ersten Male sah ich sie am 4. März, als Gelbgrün von der Elster Elsa angegriffen<br />

wurde. Da stieß nämlich die angegriffene Dohle einen mir neuen Ruf aus, der sich schwer in<br />

Buchstaben wiedergeben läßt. Ich glaube, die beste Vorstellung von diesem Ton zu geben,<br />

wenn ich erwähne, daß ich ihn damals in meinem Tagebuch mit „Jöng“ wiederzugeben<br />

suchte, aber später dann „Jüp“ geschrieben habe. Indem er in raschestem Staccato diesen Ruf<br />

wiederholte, flog Gelbgrün zu dem damals von ihm und seiner Braut bevorzugten Nistkasten,<br />

auf dessen Anflugbrett er plötzlich Kehrt machte und immer noch jüpend gegen die ihn<br />

verfolgende Elster die früher beschriebene Defensivhaltung annahm. Im gleichen Augenblick<br />

kam die Rotgelbe ebenfalls jüpend angeflogen und setzte sich in der gleichen Stellung ganz<br />

dicht neben den Gemahl, ebenso wie er gegen die Elster Front machend. Während letztere<br />

nun drohend den Dohlen gegenübersaß, die unentwegt mit ihrem Konzert fortfuhren, und<br />

nicht recht wagte, tätlich zu werden, bemächtigte sich eine mächtige Aufregung der übrigen<br />

Dohlen; eine nach der anderen begannen sie ebenfalls zu jüpen und flogen zum Nistkasten<br />

hin, um sich dort um das Paar zu versammeln und in aufgeregten Drohstellungen in dessen<br />

Geschrei einzustimmen. Damals sah man den Vögeln deutlich an, daß sie durch den Jüpton<br />

der Genossen rein reflektorisch in Wut versetzt wurden und keine Ahnung hatten, wem<br />

eigentlich ihr Drohen gelten sollte, zumindest drohten sie nicht nach der Elster hin, noch kam<br />

es damals zu einem wirklichen Angriff ihrerseits. Allein schon ihr Zusammenströmen und ihr<br />

Geschrei genügte, um der Elster die Angelegenheit so unangenehm zu machen, daß sie sich<br />

<strong>zur</strong>ückzog.<br />

Ihre volle Ausbildung erlangte diese Triebhandlung erst, als die Vögel die<br />

Geschlechtsreife erlangt hatten. Nun griffen die <strong>zur</strong> Hilfe herbeieilenden Dohlen sehr<br />

tatkräftig den Angreifer an, und zwar durchaus nicht nur die Elster, sondern auch jede Dohle,<br />

die eine andere so intensiv verfolgte, daß diese zum Jüpen gebracht wurde. Allerdings

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