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Konrad Lorenz 1931 Beiträge zur Ethologie sozialer Corviden ...

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K. <strong>Lorenz</strong> <strong>1931</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Ethologie</strong> <strong>sozialer</strong> <strong>Corviden</strong> 95<br />

des Gegen- einander- in-die-Höhe-fliegens, das wir von so vielen kämpfenden<br />

Vogelmännchen, so auch vom Haushahn, genugsam kennen. Wenn der Angegriffene nicht<br />

gutwillig weicht, sondern seinerseits dieselbe Stellung annimmt, so kommt es denn auch<br />

regelmäßig in fließendem Uebergange zu dieser Art des Kampfes: die sich<br />

gegenüberstehenden Vögel werden immer länger und länger und fliegen schließlich an<br />

einander empor, jeder bestrebt, den andern zu übersteigen und auf den Rücken zu werfen.<br />

Dies ist bei Dohlen die gewöhnliche Form des nur auf persönlicher Rivalität beruhenden<br />

Zusammenstoßes. Eine ganz andere Drohstellung wird angenommen, wenn <strong>zur</strong> Nistzeit eine<br />

angegriffene Dohle dem Angreifer nicht weichen will, was besonders dann der Fall ist, wenn<br />

sie sich in der Nähe ihres Nestes, oder auch nur einer ihr gelegenen, potentiellen Niststelle<br />

befindet, also besonderen Wert auf ihren Sitzplatz legt. Dann sträubt sie ihr Gefieder,<br />

insbesondere das des Kopfes und des Rückens und senkt den Kopf sowie den etwas<br />

gefächerten Schwanz tief nach unten, wobei letzterer meist nach der Seite schief verzogen<br />

wird, von der der Angriff kommt. Zu dieser Defensivhaltung wird dann ein eigener Ton<br />

ausgestoßen, ein hohes scharfes „Zick zick", bei dem der Schwanz zuckt und das den ganzen<br />

Körper zu erschüttern scheint. Das Alles heißt dann so viel wie: „Hier sitze ich, dieser Platz<br />

ist mein Nest, ich fliege von hier auf gar keinen Fall ab und werde mich sitzend bis zum<br />

Aeußersten verteidigen.“ War der Angriff nur rein persönlich gemeint, so geht der Angreifer<br />

daraufhin sofort friedfertig weg, hat er aber selbst Absichten auf den betreffenden Nistplatz,<br />

so fliegt er entweder dem anderen auf den Rücken, womit er übrigens selten etwas erreicht,<br />

oder aber, und das bildet die Regel, er geht in jähem Uebergange aus der gestreckten<br />

Angriffsstellung in die zuletzt beschriebene Defensivstellung über und die beiden sitzen sich<br />

dann lange Zeit zickend und drohend gegenüber. Manchmal, wenn sie sich sehr nahe sitzen,<br />

hacken sie auch nach einander, fast immer aber, ohne einander zu treffen, denn unter solchen<br />

Umständen rührt sich keiner der Beiden auch nur einen Zentimeter von der Stelle. Die Geste<br />

ist eben die der Nestverteidigung, und jeder Vogel sitzt genau so fest, als ob er wirklich schon<br />

auf seinem Nest und seinen Eiern säße. Zur Zeit, da meine jungen Dohlen mit der Wahl ihrer<br />

Niststätten beschäftigt waren, hörte das ewige Gezicke überhaupt kaum je ganz auf. Es<br />

scheint aber nur den noch nicht ganz fest gepaarten Dohlen eigentümlich zu sein, denn Vögel<br />

alter Paare geben im gleichen Falle einen anderen Ton von sich, der, wie wir noch sehen<br />

werden, von einer besonderen Reaktion gefolgt wird. Das „Zick zick“ ist hauptsächlich Sache<br />

der

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