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Konrad Lorenz 1931 Beiträge zur Ethologie sozialer Corviden ...

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K. <strong>Lorenz</strong> <strong>1931</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Ethologie</strong> <strong>sozialer</strong> <strong>Corviden</strong> 107<br />

gegangen, bei diesem Vogel aber, sozusagen krankhafterweise, zum Durchbruch gekommen<br />

ist.<br />

Im Gegensatz zum Vorjahre ließ ich 1928 immer alle Dohlen zu gleicher Zeit frei, da<br />

ich mich ja auf die alten Vögel, die unbedingt die Führung hatten, verlassen konnte. Hierbei<br />

war deutlich zu beobachten, wie die Jungvögel allgemeinen äußeren Reizen gegenüber<br />

weniger schreckhaft und fahrig waren als die alten, andererseits aber ungeheuer fein auf das<br />

geringste Zeichen von Beunruhigung seitens ihrer Führer reagieren. Bei den führerlosen<br />

Jungvögeln im Vorjahre hatte dies ein ganz eigentümliches Verhalten gezeitigt. Obwohl ihre<br />

Schar ungeheuer dreist und durch Dinge, die erwachsene Dohlen erschrecken, kaum zu<br />

beunruhigen waren, stürzten sie oft, scheinbar ohne jeden Grund, in höchster Angst davon:<br />

Bei genauester Beobachtung sah ich dann, daß eine solche Panik immer dadurch<br />

hervorgerufen wurde, daß einer der Vögel durch irgend eine Kleinigkeit, etwa das Umkippen<br />

eines Steinchens, erschreckt worden war und durch die Zeichen seiner Angst im Nebenmann<br />

eine schon wesentlich stärkere induzierte, die sich im lawinenartigen blitzraschen Anwachsen<br />

von einem Individuum auf das andere übertrug, bis die Schar davonstob, den zuerst<br />

Erschrockenen mitreißend, der natürlich keine Ahnung hatte, daß das ursprüngliche<br />

Steinchen, das, wäre er allein gewesen, ihn nie zum Auffliegen gebracht hätte, die Ursache<br />

der allgemeinen Flucht sei.<br />

Bemerkenswert ist nur, daß junge Dohlen, die alte zu Führern haben, sehr wohl<br />

wissen, nach wessen Zeichen sie sich zu richten haben, und nur auf das Erschrecken der<br />

Erwachsenen und nicht auf das von ihresgleichen reagieren. Daß in diesem Sonderfalle Mut<br />

und nicht nur wie sonst bei Vögeln allein die Furcht durch das Beispiel übertragen werden<br />

kann, bewiesen mir später die bei mir erbrüteten Jungvögel, die, dem Beispiel ihrer Eltern<br />

folgend, mir aus der Hand fraßen, obwohl sie mich vor ihrem Ausfliegen nie erblickt hatten,<br />

sehr zu meinem Erstaunen, denn ich hatte nicht erwartet, daß sie auch nur im geringsten<br />

zahmer sein würden als gleichaltrige freilebende Jungvögel.<br />

Wenn die gemischte Schar der 1927er und 1928er Dohlen im Sommer 1928 eine<br />

größere Distanz flog, so befanden sich im Allgemeinen die älteren Dohlen vorne und unten<br />

von den jüngeren. Die alten fluggewandten Vögel fliegen fast immer von erhöhten Punkten<br />

steil nach unten ab, um rasch und mühelos in Fahrt zu kommen, während die jungen zunächst<br />

auch von hochgelegenen Abflugorten genau ebenso davonrudern. wie wenn sie von ebenem<br />

Erdboden abflögen. Die Jungen halten ganz allgemein Flügel und Schwanz weiter offen

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