Wahlprogrammentwurf von DIE LINKE Bundestagswahl 2013
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Korrigierte Fassung, Redaktionsschluss: 5. März <strong>2013</strong><br />
Damit wir leben können, wie wir wollen<br />
Wie wir unseren Alltag gestalten, wen wir lieben, mit wem wir leben, ob wir uns für oder<br />
gegen Kinder entscheiden: Das sind private Entscheidungen, die frei gefällt werden sollen –<br />
frei <strong>von</strong> wirtschaftlichen Zwängen und Sorgen und <strong>von</strong> Vorstellungen über das, was "normal"<br />
ist. Die Vorstellungen <strong>von</strong> Familien <strong>von</strong> gestern stimmen mit dem Leben vieler Menschen<br />
nicht mehr überein. Diese Vorstellungen <strong>von</strong> Gestern stehen auch im Widerspruch zu<br />
neoliberalen Modellen, in denen Flexibilität im Vordergrund steht. Selbst in der<br />
Regierungspolitik werden sie – wenn auch nach und nach und halbherzig – aufgegeben.<br />
Aber die Politik der Regierung hat neue Spaltungen geschaffen und jene vertieft, die mit der<br />
Agenda 2010 entstanden sind. Damit unter anderem mehr Frauen in Erwerbsarbeit kommen,<br />
wurde ein Niedriglohnsektor aufgebaut, in dem (meist) schlecht bezahlte Frauen die Arbeit in<br />
Haushalt und Pflege und die Kindererziehung erledigen. Statt die Erwerbsarbeit zu kürzen,<br />
statt die Arbeit zwischen Frauen und Männern gerechter zu verteilen, statt die sozialen und<br />
öffentlichen Dienste so auszuweiten, dass mehr Frauen und Männer Familie und Beruf, gute<br />
Arbeit und ein gutes Leben miteinander vereinbaren können.<br />
Statt sozialen Ausgleich zu schaffen und die Bildung für alle Kinder zu verbessern, versucht<br />
die Regierung, besonders Besserverdienende zum Kinderkriegen zu animieren. Für die<br />
Ärmsten ist das Erziehungsgeld faktisch abgeschafft. Die Maßnahmen zielen darauf,<br />
Erwerbstätigkeit und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft zu steigern, die „stille Reserve“ am<br />
Arbeitsmarkt zu mobilisieren – die Kriegsmetaphern sind kein Zufall. Wir stellen die<br />
Menschen mit ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen in den Mittelpunkt.<br />
Soziale Gleichheit bedeutet keine Gleichmacherei. Der Staat muss Voraussetzungen und<br />
Rahmenbedingungen schaffen, damit Unterschiedlichkeit nicht mit sozialer Ungleichheit<br />
verknüpft wird. Alle Menschen müssen gleichen Zugang zum gesellschaftlichen Reichtum<br />
haben – damit wir ohne Angst verschieden sein können.<br />
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