Königlich-bayerische Vorfeldkontrolle - GdF Gewerkschaft der ...
Königlich-bayerische Vorfeldkontrolle - GdF Gewerkschaft der ...
Königlich-bayerische Vorfeldkontrolle - GdF Gewerkschaft der ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Der zweite Anlauf o<strong>der</strong> –<br />
die Stunde <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungstäter<br />
Nachdem Bundespräsident Köhler im Oktober letzten Jahres<br />
das Gesetz zur Neuregelung <strong>der</strong> Flugsicherung als verfassungswidrig<br />
zurückgewiesen hatte, machen sich Regierung<br />
und die Mehrheit des Bundestages statt zu denken offensichtlich<br />
unverdrossen daran, das Grundgesetz zu än<strong>der</strong>n.<br />
In welcher Form die Än<strong>der</strong>ung des Grundgesetzes<br />
über die parlamentarischen Hürden gebracht werden<br />
soll, ist so richtig noch nicht bekannt. „Ob und wie<br />
es mit dem geplanten Teilverkauf <strong>der</strong> Flugsicherung<br />
weitergeht, soll erst in den nächsten Wochen festgelegt<br />
werden. Der Minister will dabei <strong>der</strong> Entscheidung<br />
des Parlaments nicht vorgreifen“, war am 19. April<br />
von <strong>der</strong> Pressestelle des Bundesverkehrsministeriums<br />
zu erfahren.<br />
Etwas konkreter wird die SPD, auf <strong>der</strong>en Homepage<br />
nachzulesen ist, dass die Privatisierung <strong>der</strong> Flugsicherung<br />
weiterhin das erklärte Ziel <strong>der</strong> Sozialdemokraten<br />
sei. Dazu ist es nach Meinung <strong>der</strong> Partei<br />
erfor<strong>der</strong>lich, die „im Grundgesetz als son<strong>der</strong>polizeiliche<br />
Aufgabe beschriebene Tätigkeit <strong>der</strong> Flugsicherung<br />
neu zu defi nieren.“ Denn schließlich, so teilt sie<br />
mit, habe Horst Köhler „den Deutschen Bundestag<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen<br />
für die Kapitalprivatisierung zu schaffen“.<br />
Das ist eine ebenso eigenwillige, wie zielorientierte<br />
Auslegung <strong>der</strong> präsidialen Entscheidung. Denn<br />
Köhler hatte nur ausgeführt, dass es dem Gesetzgeber<br />
unbenommen wäre, die verfassungsrechtlichen<br />
Voraussetzungen für den Ausverkauf <strong>der</strong> DFS zu<br />
schaffen. Das ist nichts weiter als eine Binsenweisheit.<br />
Denn schließlich ist es dem Parlament immer<br />
„unbenommen“, die Verfassung zu än<strong>der</strong>n. Vorausgesetzt,<br />
es fi ndet sich die dafür vorgeschriebene<br />
Mehrheit <strong>der</strong> Abgeordneten.<br />
Photo: W. Fischbach<br />
Unterstützung haben die<br />
Befürworter <strong>der</strong> Kapitalprivatisierung<br />
von Joachim Wieland,<br />
Professor für öffentliches Recht<br />
Aktuell<br />
an <strong>der</strong> Universität Frankfurt erhalten. Er<br />
stellt zunächst einmal fest, dass die Durchführung<br />
von Flugsicherungsaufgaben durch<br />
ausländische Unternehmen über deutschem<br />
Hoheitsgebiet verfassungswidrig ist.<br />
Dabei hatte er speziell die Übertragung <strong>der</strong><br />
Flugverkehrskontrolle über südbadischem Gebiet an<br />
die Schweizer Flugsicherungsorganisation „skyguide“<br />
aufgeführt. Das darf nicht weiter überraschen, war doch<br />
Professor Wieland bereits bei seinem Gutachten für den<br />
Landkreis Waldshut zu einem entsprechenden Urteil<br />
gekommen. Was natürlich Abgeordnete aus Südbaden<br />
wie Andreas Jung (CDU) und Rita Schwarzelühr-Sutter<br />
(SPD) nutzten, beide haben übrigens gegen eine Kapitalprivatisierung<br />
<strong>der</strong> DFS gestimmt, die Übernahme <strong>der</strong><br />
Kontrollaufgaben durch die DFS bis zur deutsch-schweizer<br />
Grenze zu for<strong>der</strong>n. Dass es den Abgeordneten dabei<br />
auch darum gegangen sein mag, <strong>der</strong> Stimmung in <strong>der</strong><br />
Grenzregion anzuheizen, die sich in einem permanenten<br />
Kriegszustand mit dem Flughafen Zürich o<strong>der</strong> um<br />
genau zu sein, mit den Anfl ugverfahren zum größten<br />
eidgenössischen Flughafen wähnt, sei ihnen nachgesehen.<br />
Schließlich wollen sie ja wie<strong>der</strong>gewählt werden<br />
und da ist es nicht beson<strong>der</strong>s sinnvoll, das Wahlvolk<br />
mit unpopulären Aussagen zu verärgern. Allerdings<br />
wi<strong>der</strong>spricht ihre For<strong>der</strong>ung den Bedürfnissen einer<br />
effektiven Verkehrsabwicklung und verstößt gegen die<br />
Ziele des „Single European Sky (SES). Denn bekanntlich<br />
sollen mit diesem Projekt die Zuständigkeitsgrenzen<br />
<strong>der</strong> europäischen Flugsicherungsstellen den Verkehrsströmen<br />
angepasst werden.<br />
Die seltsamen Meinungen des Prof. Wieland<br />
o<strong>der</strong> Wessen Brot ich ess ...<br />
Wenn man so will, haben die Betriebsabsprachen<br />
zwischen <strong>der</strong> DFS und „skyguide“ die SES-Vorgaben<br />
schon ein wenig vorweggenommen. Sinnvoller und<br />
überzeugen<strong>der</strong> wäre es gewesen, wenn Prof. Wieland<br />
nicht nur die Delegation <strong>der</strong> Flugverkehrskontrolle<br />
über Südbaden an „skyguide“, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Tätigkeit EUROCONTROLs über dem norddeutschen<br />
✈ Flughafen Zürich – permanenter Kriegszustand<br />
mit <strong>der</strong> südbadischen Bevölkerung?<br />
von<br />
Werner<br />
Fischbach<br />
13 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03