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Königlich-bayerische Vorfeldkontrolle - GdF Gewerkschaft der ...

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einheitlichen europäischen Luftraum zu schaffen,<br />

<strong>der</strong> richtige Ansatz. Allerdings muss man sich fragen,<br />

ob es sinnvoll ist, diesen einheitlichen Luftraum<br />

von mehreren Dienstleistern bewirtschaften zu<br />

lassen. Denn dies erfor<strong>der</strong>t eine enge Kooperation<br />

<strong>der</strong> nationalen Flugsicherungen. Allerdings ist von<br />

Flugsicherungsunternehmen, die sich untereinan<strong>der</strong><br />

im Wettbewerb sehen, diese Zusammenarbeit nicht<br />

zu erwarten. Kooperation und Wettbewerb schließen<br />

sich bekanntlich aus. Ein weiterer Grund, einer Kapitalprivatisierung<br />

<strong>der</strong> DFS eine Absage zu erteilen.<br />

Gut möglich, dass sich dies inzwischen bei Teilen <strong>der</strong><br />

Luftfahrtindustrie herumgesprochen hat. So führte<br />

Lufthansachef Wolfgang Mayrhuber Anfang April im<br />

Kölner Stadtanzeiger folgendes aus: „Wir würden zehn<br />

bis zwölf Prozent des Ausstoßes (an CO2) einsparen,<br />

wenn Europa endlich eine Flugsicherung aus einer<br />

Hand bekäme.“ Möglicherweise ist Wolfgang Mayrhuber<br />

nicht so richtig bewusst, was er da gefor<strong>der</strong>t hat.<br />

Aber er ist damit auf dem richtigen Weg: Ein einheitlicher<br />

europäischer Luftraum erfor<strong>der</strong>t eine einheitliche<br />

Flugsicherungsorganisation. O<strong>der</strong> wem <strong>der</strong> Ausdruck<br />

besser gefällt - einen alleinigen Flugsicherungsdienstleister.<br />

Der einheitliche Standards für ganz Europa setzt<br />

- einheitliche Regelungen, einheitliche Ausbildung, einheitliche<br />

Lizenzen für Lotsen und Techniker, einheitliche<br />

Fort-und Weiterbildung und - last but not least - einen<br />

einheitlichen Tarifvertrag mit einheitlichen Sozialleistungen<br />

und einheitlichen Karrierechancen.<br />

Nun werden Skeptiker einwenden, dass diese Idee ja<br />

sehr schön und vor allem nicht ganz neu wäre. Und<br />

sie werden einwenden, dass diese schöne Idee, die<br />

ja den Namen EUROCONTROL trägt, bereits in den<br />

sechziger Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts geboren<br />

wurde und dass diese Idee letztlich gescheitert ist.<br />

Doch das ist vierzig Jahre her und inzwischen haben<br />

sich die Umstände geän<strong>der</strong>t. Der kalte Krieg und<br />

die damit verbundene Rolle <strong>der</strong> Luftstreitkräfte sind<br />

beendet bzw. haben sich geän<strong>der</strong>t, Europa ist viel<br />

größer geworden und die Notwendigkeit, die EU nicht<br />

nur wirtschaftlich, son<strong>der</strong>n auch politisch zu stärken,<br />

ist inzwischen unbestritten. Dies bedeutet, dass das<br />

Projekt einer europäischen Flugsicherung heute unter<br />

an<strong>der</strong>en Voraussetzungen an den Start gehen kann.<br />

Das haben ja auch die europäischen Flugsicherungsorganisation<br />

o<strong>der</strong> -gewerkschaften inzwischen begriffen.<br />

Das Projekt MOZAIC ist ein schönes Beispiel dafür.<br />

Europäische Flugsicherung aus einer Hand –<br />

warum nicht?<br />

Deshalb sollten sich unsere Parlamentarier aufraffen,<br />

sich für eine einheitliche europäische Flugsicherungsorganisation,<br />

einer Flugsicherung aus einer Hand stark<br />

zu machen. Müsste das Grundgesetz dann gegebenenfalls<br />

angepasst werden, so wäre dagegen nicht so<br />

viel einzuwenden. Allerdings wäre eine umfassende<br />

Aktuell<br />

Diskussion über die Aufgaben, den Sinn und Zweck<br />

<strong>der</strong> Flugsicherung erfor<strong>der</strong>lich. Eine Diskussion, die<br />

längst überfällig ist. In diesem Zusammenhang müssten<br />

die Mitglie<strong>der</strong> des Hohen Hauses auch diskutieren,<br />

welche Rolle einer leistungsfähigen Infrastruktur<br />

zukommt. Und was davon privatisiert, sprich Kapitalinteressen<br />

anheim gegeben werden darf und was unter<br />

staatlicher Aufsicht bleiben sollte.<br />

Doch nichts davon ist geschehen. Vielmehr ist zu<br />

befürchten, dass das Grundgesetz geän<strong>der</strong>t wird, um<br />

eine Kapitalprivatisierung <strong>der</strong> DFS zu ermöglichen. Dass<br />

damit ein privates Monopol geschaffen wird, scheint<br />

unsere Volksvertreter ebenso wenig zu stören wie die<br />

Tatsache, dass private Monopole - die Energieversorger<br />

lassen grüßen - nur den Inhabern <strong>der</strong>selben nützen. Die<br />

Verbraucher bzw. die Bürger schauen in die Röhre.<br />

Interessant wird auch die Frage sein, ob sich Regierung<br />

und Parlament lediglich für eine Neuaufl age <strong>der</strong> letzten<br />

Novelle entscheiden o<strong>der</strong> ob sie über einen neuen Entwurf<br />

beraten werden. Zieht man die Pressemitteilung<br />

<strong>der</strong> SPD-Fraktion zu Rate, so könnte es auf eine Lösung<br />

hinauslaufen, die auf den geplanten Börsengang <strong>der</strong><br />

Bahn AG hinausläuft. Ähnlich wie das Netz soll dann<br />

die Flugsicherung im staatlichen Besitz bleiben, wobei<br />

zugleich eine Beleihung privater Unternehmen möglich<br />

wäre. Das würde auf eine ähnliche Mogelpackung wie<br />

bei <strong>der</strong> Kapitalprivatisierung <strong>der</strong> Bahn hinauslaufen.<br />

Denn dann wäre die Flugsicherung juristisch zwar in<br />

<strong>der</strong> Hand des Staates, die privaten Investoren könnten<br />

mit <strong>der</strong> DFS tun und lassen was sie wollen. Abgesehen<br />

davon ist von <strong>der</strong> geplanten Aufsichtsbehörde BAF, die<br />

eigentlich noch vor <strong>der</strong> Kapitalprivatisierung ins Leben<br />

gerufen werden soll, weit und breit nichts zu sehen.<br />

Fast hat man den Eindruck, mit dem BAF verhalte es<br />

sich wie mit dem Ozonloch. Von dem hat schon je<strong>der</strong><br />

mal gehört, aber noch keiner hat es gesehen.<br />

So besteht durchaus die Gefahr, dass mit <strong>der</strong> Grundgesetzän<strong>der</strong>ung<br />

zwar den Kapitalinteressen gedient,<br />

aber das eigentliche Ziel, Voraussetzungen für eine<br />

funktionierende europäische Flugsicherung zu schaffen,<br />

verfehlt wird. Ob damit den Interessen des Staates<br />

und damit des Volkes letztlich gedient ist, sei dahin<br />

gestellt. Deshalb sollte zum Schluss noch einmal<br />

Sabine Leutheusser-Schnarrenberg zitiert werden:<br />

„Die Bundeskanzlerin hat im Wahlkampf gesagt: ´Ich<br />

will Deutschland dienen’. Diesem Land wäre damit gedient,<br />

wenn die Bundesregierung endlich vernünftige<br />

und durchdachte Politik machen würde. Dazu ist sie<br />

von den Bürgerinnen und Bürgern beauftragt worden.<br />

Diesem Anspruch ist die Bundesregierung im vergangenen<br />

Jahr lei<strong>der</strong> nur in Teilen gerecht geworden.“<br />

Betrachtet man die Regierungspolitik hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Flugsicherung, so muss man lei<strong>der</strong> feststellen, dass<br />

die Regierung in diesem Jahr genau da weiter macht<br />

wo sie im letzen aufgehört hat.<br />

17 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03

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