Königlich-bayerische Vorfeldkontrolle - GdF Gewerkschaft der ...
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Satt und Unzufrieden<br />
Nach über einem halben Jahr konnte die Tarifrunde 2006<br />
zwischen <strong>der</strong> DFS und <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> nun endlich einem glücklichen<br />
Ende zugeführt werden. Die Tarifverträge wurden letztlich doch<br />
unterschrieben, die Einmalzahlung ist erfolgt (und schon ausgegeben),<br />
die Rückrechnung <strong>der</strong> Tariferhöhung steht noch aus.<br />
Alle sind zufrieden – sollte man glauben.<br />
Unterhält man sich mit den Kollegen o<strong>der</strong> liest die<br />
Beiträge zu diesem Thema in den Flugsicherungsforen<br />
des Internet, kommt man jedoch schnell zu<br />
dem Schluss, dass viele Kollegen von Zufriedenheit<br />
weit entfernt sind. Für Beiträge in anonymisierten<br />
Internetforen ist es schwierig, den Autor ausfi ndig zu<br />
machen. Im kollegialen Kreis ist das schon leichter.<br />
Dabei ist mir eine Entwicklung aufgefallen, die nach<br />
<strong>der</strong> erfolgreichen Organisationsprivatisierung <strong>der</strong><br />
DFS und den damit in Zusammenhang stehenden<br />
Tarifabschlüssen begann. Zuerst sporadisch, dann<br />
immer öfter, konnte ich Kolleginnen und Kollegen<br />
ausmachen, denen offensichtlich die eigenen Bedürfnisse<br />
über alles gehen. Von Solidarität, Großzügigkeit,<br />
persönlichem Engagement und Zusammenhalt<br />
sind diese Personen teilweise so weit entfernt wie<br />
die Erde vom Ende des Universums. Beson<strong>der</strong>s bei<br />
Neueinsteigern ist dieses Verhalten oft zu erkennen.<br />
Aber woran liegt es?<br />
Angestellte <strong>der</strong> DFS im administrativen als auch im<br />
operativen Bereich verdienen, auch als Berufsanfänger,<br />
deutlich mehr als <strong>der</strong> Bundesdurchschnitt <strong>der</strong><br />
Angestellten von 3452 € (Brutto) 1 monatlich. Dass<br />
dieses relativ hohe Einkommen und weitere soziale<br />
Absicherungen <strong>der</strong> DFS-Angestellten hart erkämpft<br />
wurde und – wie die Tarifrunde 2006 gezeigt hat<br />
-auch weiterhin hart erkämpft werden muss, scheint<br />
vielen Kollegen jedoch nicht bewusst zu sein. Sie<br />
scheinen davon auszugehen, dass Tariferhöhungen<br />
und soziale Absicherung ohne größeres Zutun von<br />
gewerkschaftlicher Seite vom Himmel fallen und<br />
blicken neidisch auf die vermeintlich bevorzugten<br />
Kollegen an<strong>der</strong>er Nie<strong>der</strong>lassungen. Schnell wird mit<br />
sofortiger Kündigung <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>-Mitgliedschaft (sofern<br />
man überhaupt Mitglied ist) für den Fall gedroht,<br />
dass die Kollegen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung XY eine höhere<br />
Tarifl iche Einstufung o<strong>der</strong> Einmalzahlung erhalten als<br />
man selbst.<br />
Übersehen wird dabei allzu oft, dass eine Spartengewerkschaft<br />
wie die <strong>GdF</strong> ihre Schlagkraft nur durch die<br />
1 Quelle: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 11/2006<br />
Solidarität ihrer Mitglie<strong>der</strong> und den hohen<br />
Organisationsgrad innerhalb <strong>der</strong> Belegschaft<br />
erhält.<br />
Intern<br />
Für die Kollegen im operativen Bereich,<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Lotsen, gilt : Man muß<br />
auch gönnen können. Statt herumzumeckern<br />
lieber mal den Hintern heben und selbst die<br />
gewerkschaftliche Arbeit mitgestalten o<strong>der</strong> mal einen<br />
Artikel für den Flugleiter schreiben. Themen dürfte es<br />
genügend geben.<br />
Flugdatenbearbeiter und Flugberater müssen endlich<br />
ihren Kopf aus dem Sand ziehen und erkennen, was<br />
die Stunde geschlagen hat. Statt zu hoffen, dass <strong>der</strong><br />
Kelch Personalabbau nur den Kollegen am Arbeitsplatz<br />
nebenan treffen wird und die monatlichen Zuwendungen<br />
des Arbeitgebers ansonsten in gleicher<br />
Weise bis zum Renteneintritt weiter fl ießen werden,<br />
muss dem Arbeitgeber klar gemacht werden, dass<br />
dessen Projekte zur Einführung neuer Systeme unzureichend<br />
und das FDB-Betreiberkonzept ein Flop ist.<br />
Bisher ist aus diesen Reihen jedoch allerhöchstens<br />
Gequengel über die – vermeintlich – unzureichende<br />
Vertretung durch die „Fluglotsengewerkschaft“ <strong>GdF</strong><br />
zu hören. Von Mitarbeit in den <strong>GdF</strong>-Arbeitsgruppen<br />
keine Spur. Die <strong>GdF</strong> kann sich aber nur <strong>der</strong> Probleme<br />
annehmen, die ihr aus den Reihen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> zugetragen<br />
werden und Leute, die ihren Kopf im Sand<br />
haben, versteht man lei<strong>der</strong> nicht beson<strong>der</strong>s gut.<br />
Die Kollegen des administrativen Bereiches kann ich<br />
hier nur zum wie<strong>der</strong>holten mal dazu aufrufen, sich<br />
in einem eigenen Fachbereich zu organisieren und<br />
zu artikulieren, denn die Kapitalprivatisierung <strong>der</strong><br />
DFS ist lange noch nicht vom Tisch, auch wenn sie<br />
z.Zt. durch das Veto des Bundespräsidenten zum<br />
Flugsicherungsgesetzt erst einmal auf Eis liegt. Die<br />
DFS wird weiterhin versuchen durch verschiedene<br />
Maßnahmen „Synergien“ (sprich: Personalabbau)<br />
auch im administrativen Bereich zu erzielen.<br />
Auch den Kollegen Fluglotsen sei hier geraten, den<br />
aktuellen Porsche-Prospekt aus <strong>der</strong> Hand zu legen,<br />
sich an die eigene Nase zu fassen und zu fragen: Wo<br />
wird die DFS als nächstes Einsparpotentiale entdecken,<br />
wenn Flugdatenbearbeiter abgeschafft, die<br />
Administration weitgehend ausgedünnt und unlizensierte<br />
Techniker am RADAR herumpfuschen?<br />
Photo: DFS<br />
von Frank<br />
Willmeroth<br />
43 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03