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Blaue Reihe - Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen eV

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Die University of Juba – Deutschland muss mehr tun<br />

Frederic Schneider/Sven Simon<br />

100<br />

„Einen größeren weißen Fleck auf der Bildungslandkarte der Erde gibt es nicht. 85 Prozent<br />

der Südsudanesen sind Analphabeten, und <strong>die</strong> höchste Bildungseinrichtung des<br />

Landes sieht so aus: ein paar Dutzend Flachbauten mit staubigen Seminarräumen, ein<br />

einstöckiges Verwaltungsgebäude, ein zweistöckiges Wohnheim. Eine unscheinbare<br />

Bibliothek mit einem Dach aus Wellblech. Studenten sitzen im Schatten eines Mangobaums.<br />

Auf rot-braunen, vom Regen ausgewaschenen Sandwegen laufen meckernd<br />

Ziegen herum. Das Ganze ist eingerahmt von einer anderthalb Meter hohen, braunen<br />

Bruchsteinmauer und trägt den Namen University of Juba. Die älteste Universität des<br />

Südsudan ist gerade einmal 33 Jahre und hat doch schon eine bewegte Geschichte<br />

hinter sich.“ 1<br />

Die University of Juba wurde 1975 2 erst lange nach der Unabhängigkeit des Sudans (1956) und<br />

nach Beendigung des ersten Bürgerkriegs im Südsudan (1972) in der Stadt Juba gegründet. 1989<br />

wurde ein Großteil der Universität aus Sicherheitsgründen nach Khartum ausgelagert, um den<br />

Lehrbetrieb aufrechterhalten zu können, da seit 1982 der Bürgerkrieg im Südsudan erneut ausgebrochen<br />

war. Nachdem im Februar 2006 rund 200 Studenten, <strong>die</strong> eine Verlagerung der Universität<br />

zurück nach Juba forderten, nach Zusammenstößen mit der Polizei in Khartum verhaftet worden<br />

waren, verlangte später auch <strong>die</strong> Sudanesische Volksbefreiungsbewegung (SPLM) <strong>die</strong> Rückverlagerung<br />

in den Süden. Der Umzug nach Juba findet derzeit – wenn auch schleppend – statt; er ist<br />

mit vielen Problemen behaftet. Durch <strong>die</strong> lange Ansässigkeit der Universität in Khartum sind <strong>die</strong><br />

meisten Mitarbeiter der Universität Nordsudanesen. 73% (451<br />

Mitarbeiter) des akademischen Lehrkörpers und 700 administrative<br />

Mitarbeiter 3 an der University of Juba stammen aus dem<br />

Norden. Diese wollen nur höchst ungern den höheren Lebensstandard<br />

in Khartum aufgeben und gegen ein Leben in Juba<br />

eintauschen. Weiterhin ist ihr Status als Nordsudanesen im<br />

Südsudan ungewiss. Teile des Lehrpersonals haben deshalb<br />

Angst um <strong>die</strong> Sicherheit ihrer Familien.<br />

Noch sind <strong>die</strong> Beschriftungen<br />

der Universitätsgebäude auch<br />

auf Arabisch…<br />

Foto: Jürgen Wolf<br />

Die University of Juba ist <strong>die</strong> größte von neun öffentlichen und<br />

weiteren 16 privaten Universitäten im Südsudan. Von den öffentlichen<br />

Universitäten sind jedoch nur fünf einigermaßen arbeitsfähig,<br />

denn <strong>die</strong> anderen vier sind Neugründungen und noch ohne<br />

Material, Räume oder Verwaltungen. Rund 25.000 Studenten sind<br />

in südsudanesischen Universitäten immatrikuliert, wobei auf <strong>die</strong><br />

University of Juba ca. 18.000 entfallen. Circa 12.000 der 25.000<br />

Studenten sind Nordsudanesen. Für sie bestehen ähnliche Probleme<br />

wie <strong>für</strong> <strong>die</strong> nordsudanesischen Mitarbeiter. Gleichzeitig<br />

sind rund 33.000 südsudanesische Studenten in Universitäten<br />

des Nordens eingeschrieben. Auch deren Status wird – wie bei<br />

vielen dort lebenden Südsudanesen – nach der Unabhängigkeit<br />

1 Vgl. Lutz Mükke, Grzimeks letzte Bastion, 21 Jahre Krieg und eine desaströse Bildungsrevolution haben<br />

<strong>die</strong> Uni Juba zerstört. Jetzt sucht sie zaghaft wieder Anschluss an <strong>die</strong> Wissenschaftswelt, 24.03.2010,<br />

http://www.zeit.de/studium/hochschule/2010-03/uni-sudan-khartum.<br />

2 Vgl. http://www.juba.edu.sd/page/Genaral_main.aspx?Type=Overview&.<br />

3 Zahlen und Infos entstammen http://www.sudantribune.com/Serious-challenges-await-higher,38384 abgerufen<br />

am 29.04.2011. Weitere Informationen basieren auf Gesprächen mit Studenten der University of<br />

Juba auf deren Campus am 23.03.2011.

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