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Blaue Reihe - Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen eV

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Uganda<br />

Uganda ist ähnlich stark mit dem Südsudan und seiner Elite verflochten wie Kenia. Der ehemalige<br />

Führer der SPLM/A Garang und der ugandische Präsident Museveni kannten sich vom Studium<br />

an der Universität von Dar es Salaam in Tansania und der gemeinsamen Mitgliedschaft in der als<br />

ultralinks geltenden University Students‘ African Revolutionary Front (USARF). 29 Später kämpfte <strong>die</strong><br />

ugandische Armee an der Seite der SPLM/A, <strong>die</strong> Uganda als Rückzugsort nutzten. Die direkte<br />

finanzielle und militärische Unterstützung führte zu einem „Stellvertreterkrieg“ zwischen Khartum<br />

und Kampala. Der (Nord-)Sudan half der Lord‘s Resistance Army (LRA) in Norduganda mit Waffen,<br />

Geld, Geheim<strong>die</strong>nstinformationen und militärischer Ausbildung, während Uganda der wahrscheinlich<br />

stärkste direkte Unterstützer <strong>für</strong> <strong>die</strong> SPLM/A war. Die Unterstützung der jeweiligen Rebellengruppen<br />

wurde auch in der Demokratischen Republik Kongo fortgesetzt, mit dem Sudan auf der<br />

Seite des Präsidenten Laurent-Désiré Kabila, der nach seinem Tod durch seinen Sohn Joseph<br />

Kabila abgelöst wurde, und Uganda auf der Seite des Rebellenführers Bemba, gegen den zur Zeit<br />

ein Verfahren vor dem ICC läuft. Seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen<br />

Khartum und Kampala 1995 wurden <strong>die</strong> offiziellen Beziehungen zwar 2001 wieder aufgenommen,<br />

<strong>die</strong> Beziehungen zwischen beiden Regierungen bleiben allerdings weiter angespannt.<br />

Ganz anders gestalten sich hingegen <strong>die</strong> Beziehungen Ugandas zum Südsudan. Zahlreiche Südsudanesen<br />

leben in Uganda und haben dort auch einflussreiche Positionen in der Armee und der<br />

politischen Administration inne. Noch immer leben zehntausende südsudanesische Flüchtlinge in<br />

Uganda, und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Elite ist Kampala ein ähnlicher Rückzugsort <strong>für</strong> <strong>die</strong> Familie wie Nairobi. Zudem<br />

wird angenommen, dass Ugander <strong>die</strong> größte ausländische Gruppe im Südsudan stellen. Während<br />

Kenianer eher im Finanz- und Industriesektor engagiert sind, arbeiten Ugander vor allem im einfachen<br />

Gewerbe. Sie haben Jobs als Kleinhändler, Taxifahrer, Bauarbeiter oder im Dienstleistungsbereich.<br />

Ugander sind maßgeblich in den Aufbau eines größeren Exportmarktes in Juba involviert.<br />

Zwischen 2006-2008 hat sich der Export ugandischer Produkte verdreifacht. 30<br />

Uganda hat ein starkes Interesse an der zukünftigen Stabilität des Südsudans. Das chronische<br />

Sicherheitsproblem in Norduganda mit zahlreichen, noch immer operierenden Rebellengruppen<br />

bleibt ein Problem <strong>für</strong> <strong>die</strong> Regierung in Kampala. Ein sicherer Südsudan ist auch ein Garant <strong>für</strong><br />

eine Eindämmung der Aktivitäten der Rebellengruppen. Aufgrund der wirtschaftlichen und persönlichen<br />

Interessen im Südsudan kann erwartet werden, dass <strong>die</strong> ugandische Armee im Falle eines<br />

bewaffneten Konflikts zwischen dem Südsudan und Khartum am ehesten bereit wäre, auf Seiten<br />

der SPLM/A zu kämpfen. Immer noch sind Einheiten der ugandischen Armee im Südsudan stationiert,<br />

um dort gegen <strong>die</strong> LRA vorgehen zu können. Auf militärischer Ebene existieren intensive<br />

Kontakte, und es findet ein monatliches Treffen auf höchster Ebene statt. 31 Insgesamt werden <strong>die</strong><br />

Beziehungen zum Südsudan vor allem von Präsident Museveni gesteuert, der auch über regionale<br />

Führungsambitionen verfügt und den Südsudan als besonders wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sicherheit im eigenen<br />

Land, aber auch zur Abwehr der (nord-)sudanesischen Aktivitäten in Zentralafrika sieht.<br />

Libyen<br />

Libyens Beziehungen zum Sudan sind nicht eindeutig. Die Außenpolitik wurde stark durch den libyschen<br />

Führers Muammar al-Gaddafi beeinflusst, der zwischenzeitlich versucht hatte, eine stärkere<br />

Rolle als Mediator im sudanesischen Konflikt einzunehmen. Khartum hat <strong>die</strong>se Versuche allerdings<br />

eher argwöhnisch betrachtet, da al-Gaddafi Anfang der 1980er Jahre <strong>die</strong> SPLM/A finanziell und<br />

militärisch unterstützte und sich später <strong>für</strong> eine stärkere Autonomie der Darfur-Region eingesetzte.<br />

29 Vgl. Bernhard Streck: Sudanesische Synthesen, in: Vereinte <strong>Nationen</strong>, 3 /2002, S. 109.<br />

30 Vgl. International Crisis Group: Sudan: Regional Perspectives on the Prospects of Southern Independence,<br />

Africa Report No. 159, May 2010, S. 5.<br />

31 Vgl. ebda., S. 6.<br />

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