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Online-Publikation - Kriminologische Zentralstelle eV

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16<br />

A.2 Alkohol und Kriminalität<br />

menden Alkoholproblemen hat zu zahlreichen neuen Erkenntnissen geführt,<br />

die sich zum Teil mit traditionellen Vorstellungen auseinandersetzen mussten.<br />

Neue Begriffe kamen hinzu, alte wechselten ihren Inhalt, einige werden unterschiedlich<br />

interpretiert. 10 Eine möglichst scharfe Differenzierung der verwendeten<br />

Bezeichnungen ist vor allem für die Diagnostik von Krankheiten, aber<br />

auch in anderen Zusammenhängen für die Vermeidung von Missverständnissen<br />

von großer Bedeutung. 11 Der Begriff Alkoholgebrauch findet sich selten<br />

und kann mit Alkoholkonsum gleichgesetzt werden. Zwischen Gebrauch und<br />

Missbrauch gibt es fließende Übergänge. Die Abgrenzung beider Begriffe ist<br />

unscharf und nicht einheitlich, zumal sich Missbrauch nicht nur auf Menge<br />

und Häufigkeit, sondern auch auf Ort, Zeit und Person beziehen kann. 12 Wann<br />

Alkohol in falscher Weise gebraucht wird, wie der Konsum von Alkohol also<br />

in einer konkreten Situation zu beurteilen ist, hängt von Trinksitten und soziokulturellen<br />

Normen ab. In Abstinenzkulturen gilt bereits mäßiger Alkoholkonsum<br />

als abwegiges Verhalten und wird nicht selten als Missbrauch bezeichnet.<br />

13 Der Begriff des Alkoholismus wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

zur Bezeichnung körperlicher Folgeschäden von übermäßigem Alkoholkonsum<br />

geprägt. 14 Er ist trotz seiner begrifflichen Unschärfe schwer zu ersetzen,<br />

weil er sich inzwischen als sehr praktisch erwiesen und weltweit verbreitet<br />

hat. Eine Präzisierung wurde immer wieder versucht. Ältere Definitionen, wie<br />

die der WHO von 1952, orientierten sich an den Folgen auf körperlichem,<br />

psychischem und/oder sozialem Gebiet, die durch exzessiven Alkoholkonsum<br />

hervorgerufen werden. 15<br />

Wegen der großen Variabilität in Erscheinungsformen und Verlauf wird Alkoholismus<br />

nicht als einheitliche Störungsgruppe angesehen; zur Differenzierung<br />

können unterschiedliche Ansätze, vor allem Typologien, herangezogen<br />

werden, wobei sich eine allgemein anerkannte Typologie bislang noch nicht<br />

durchgesetzt hat. 16 Im klinischen Bereich am bekanntesten sind die Typologien<br />

von Jellinek, die eine Einteilung nach dem Trinkverhalten und eine Zuordnung<br />

nach verschiedenen Phasen der Erkrankung vornehmen. Der amerikanische<br />

Soziologe hat bereits in den 50er Jahren folgende „Typen“ beschrie-<br />

10 Schmidt (1999, 26).<br />

11 Schmidt, a.a.O.<br />

12 Schmidt, a.a.O.<br />

13 Schmidt, a.a.O.; weitere Ausführungen zu kulturellen Traditionen in A.2.4.1.<br />

14 Vgl. Feuerlein (2000, 56) und Platz (1995, 54) m.w.N.<br />

15 Feuerlein (2000, 56).<br />

16 Küfner (1996, 183).

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