Online-Publikation - Kriminologische Zentralstelle eV
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48<br />
B.2 Entwicklung und Durchführung der Untersuchung<br />
Mehr als die Hälfte aller angeschriebenen Anstalten sahen jedoch von einer<br />
Beteiligung an dieser Untersuchung sofort oder in der Folgezeit ab. Zur Begründung,<br />
die in Einzelfällen gänzlich unterblieben ist, wurde zumeist ausgeführt,<br />
dass aus personellen und organisatorischen Gründen der erforderliche<br />
Arbeitsaufwand in der Anstalt nicht geleistet werden könne. Vor allem die<br />
Beteiligung der Anstaltsärzte stellte bisweilen eine nicht zu überwindende<br />
Hürde dar. In nicht wenigen Anstalten werden Honorarkräfte beschäftigt, die<br />
nur für einige Stunden in der Woche dort tätig sind. Diese Ärzte sahen sich<br />
häufig außerstande, innerhalb der knapp bemessenen Arbeitszeit neben den<br />
üblichen Tätigkeiten für jeden Strafantritt den Erhebungsbogen der KrimZ<br />
auszufüllen. Daneben wurde häufig der Einwand vorgebracht, man habe bereits<br />
verschiedene andere Forschungsprojekte zu bedienen, so dass die personellen<br />
Ressourcen – auch aus diesem Grunde – restlos erschöpft seien. Aus<br />
weiteren drei Justizvollzugsanstalten erfolgte die Rückmeldung, dass während<br />
des Erhebungszeitraums keine Strafantritte erfolgt seien. Wegen der vorgenannten<br />
Schwierigkeiten lagen der KrimZ im Sommer 2003 daher lediglich<br />
ca. 600 Erhebungsbögen vor, wobei etwa jeder vierte Bogen unvollständig<br />
war, d.h. keine medizinische Einschätzung enthielt. Hinsichtlich der Hauptfrage<br />
der Prävalenz der Alkoholabhängigkeit unter Strafgefangenen konnten<br />
daher zunächst nur 450 Erhebungsbogen ausgewertet werden. Um die Datenmenge<br />
zu erhöhen, wurde im August 2003 ein stark verkürzter Erhebungsbogen<br />
von der KrimZ ausgearbeitet, um in einem zweiten Anlauf möglichst viele<br />
weitere Daten – insbesondere aus Berlin – zu gewinnen. Es gelang auch tatsächlich,<br />
diese Kurzversion 91 in den Monaten November und Dezember 2003<br />
in Berliner Justizvollzugsanstalten sowie in einer hessischen JVA einzusetzen.<br />
Die Übertragung der Daten aus diesen wie allen anderen Erhebungsbögen in<br />
die EDV erfolgte anhand speziell erstellter Eingabemasken mit Hilfe des<br />
SPSS/PC+ Zusatzmoduls Data Entry II. Für die rechnerische Auswertung<br />
wurde das Statistik-Programmpaket SPSS (Version 11.5) eingesetzt.<br />
B.2.2.3 Datenrücklauf und Repräsentativität<br />
Die Untersuchung wurde in allen beteiligten Anstalten jeweils für zwei Monate<br />
(zwischen Februar und Dezember 2003) durchgeführt. Der KrimZ wurden<br />
bis März 2004 insgesamt 866 Erhebungsbogen aus 32 Anstalten übersandt.<br />
Hinsichtlich der medizinischen Einschätzung konnten davon 639 analysiert<br />
und ausgewertet werden (sog. Diagnosegruppe). Soweit eine medizinische<br />
Einschätzung der Alkoholproblematik nicht abgegeben wurde, begründete der<br />
Ärztliche Dienst dies häufig damit, dass sie im Falle einer fehlenden Mitwir-<br />
91 Im Anhang unter D.3.4 aufgeführt.