Juli bis Dezember 2012Hörspielbroschüre als ... - Südwestrundfunk
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DEzEmbER 2012 DEzEmbER 2012<br />
SWR2 HÖRSPIEL-STuDIO<br />
dEr IrrE<br />
nach der gleichnamigen novelle von georg Heym<br />
Ein Wahnsinniger wird aus der Nervenheilanstalt entlassen.<br />
Am liebsten würde er sich an den Ärzten für ihre<br />
unmenschlichen Behandlungsmethoden rächen, aber<br />
er ist jetzt frei, und so steht <strong>als</strong> Erstes die Rache an seiner<br />
Frau auf dem Programm, die ihn wegen seiner Aggressivität<br />
einweisen ließ. Er geht Richtung Stadt, durchstreift<br />
die Felder, genießt die Sonne. Auf dem Wege<br />
zerquetscht er freudig die Grashalme, <strong>als</strong> ob sie Schädeldecken<br />
wären. Plötzlich bedroht ihn die Sonne, er<br />
legt sich nieder, er schläft. Und <strong>als</strong> Kinder ihn wecken<br />
und fliehen, empfindet er es <strong>als</strong> Schmach und tötet sie.<br />
Es ist ein ekstatischer Rausch. Danach hat er Mitleid mit<br />
den Kreaturen. Aber eine Frau stört ihn und er durchbeißt<br />
ihr gleich einer Hyäne die Kehle. Blutverschmiert<br />
badet er im See, er ist ein Waldgeist, plötzlich kehrt die<br />
Angst zurück, dann die Ruhe und er macht sich wieder<br />
auf den Weg in die Stadt. Dank des Hinweises eines Polizisten<br />
findet er die Wohnung seiner Frau. Die ist jedoch<br />
menschenleer, lange schon verlassen. Der Irre lärmt,<br />
möchte eine Ratte töten, Nachbarn kommen und er<br />
flieht in Panik in eine Kirche. Sie ist aber ein Kaufhaus.<br />
Dort fühlt er sich auf der Rolltreppe frei wie ein Vogel.<br />
Als die Menschen ihn aber bedrohlich anschauen, erwürgt<br />
er eine Kassiererin und wird dabei durch den<br />
Hinterkopf erschossen.<br />
86 | SWR2 HÖRSPIEL<br />
Heyms 1911 geschriebene, postum 1913 veröffentlichte<br />
Novelle erzählt die Geschichte des letzten Tages eines<br />
Irren <strong>als</strong> pathologischen Fall in all seiner schonungslosen<br />
Brutalität – von der verrückten Gnadenlosigkeit<br />
seiner Handlungen <strong>bis</strong> zur gnadenlosen Antwort der<br />
Gesellschaft. Er nutzt dabei ohne Wertung immer wieder<br />
die Innenperspektive <strong>als</strong> Darstellungsmittel und<br />
findet so einen Ausdruck für das Faszinosum am Hässlichen,<br />
Irrationalen, Subjektiven und Unmoralischen.<br />
georg Heym<br />
geboren 1887 in Hirschberg/Schlesien,<br />
gestorben am 16. Januar 1912 in Berlin,<br />
zählt mit seinem schmalen wie<br />
ein dringlichen Prosa- und Dichtungswerk<br />
zu den Frühvollendeten des<br />
deutschen expressionismus. er ertrank<br />
im Alter von 24 Jahren bei einer<br />
Schlittschuhpartie auf der Havel.<br />
Heym gehörte dem im Winter 1909<br />
gegründeten »Neuen Club« an, einer Vereinigung von Studenten<br />
und jungen Künstlern wie u.a. Jakob van Hoddis und<br />
ernst Blass, die sich gegen den wilhelminischen Zeit- und Kunstgeist<br />
wandten.<br />
Regie: Iris Drögekamp<br />
Produktion: SWR 2012<br />
fotos links: colourbox.com, wikipedia.org rechts: Regine mosimann/ Diogenes verlag<br />
SWR2 KRImI<br />
dEr commIssarIs<br />
gEHt In Kur<br />
nach dem roman »der commissaris fährt<br />
zur Kur « von Janwillem van de Wetering<br />
aus dem amerikanischen Englisch<br />
von Hubert deymann<br />
Luku Obrian ist ermordet worden, erschossen mit einer<br />
Maschinenpistole, offenbar von einem Meisterschützen.<br />
Zu Lebzeiten war Obrian der Herrscher des Vergnügungsviertels.<br />
Er verfügte über unheimliche magische<br />
Fähigkeiten. Selbst die wenig abergläu<strong>bis</strong>che Amsterdamer<br />
Mordkommission glaubt daran, denn es kursieren<br />
zahllose Geschichten über Obrians legendäre Macht in<br />
der Amsterdamer Halbwelt. Ursprünglich stammte er<br />
aus Surinam, ein Schwarzer <strong>als</strong>o, dessen Vorfahren noch<br />
Sklaven der Niederländer waren. Er kam nach Holland,<br />
um es den Nachfahren der Kolonialisten heimzuzahlen<br />
und begann mit der Eroberung des Vergnügungsviertels,<br />
wo er die Konkurrenz mit Hilfe seiner geheimnisvollen<br />
Machtmittel ausschaltete. Hat diese Konkurrenz<br />
nun zurückgeschlagen?<br />
Janwillem van de Wetering<br />
geboren 1931 in Rotterdam, 1952-1957 lebte er in Südafrika,<br />
wo er Chemikalienhändler, Immobilienmakler und Mitglied<br />
einer Motorradgang war. 1958 studierte er Philosophie in London<br />
und ging dann in das zen-buddhistische Kloster Daitoku-ji<br />
in Kyoto (Japan). Ab 1960 arbeitete er <strong>als</strong> Großhändler in Kolumbien,<br />
Peru und Australien. 1966 kehrte er nach Amsterdam<br />
zurück, wo er die Firma seines Vaters übernahm. er setzte seine<br />
Zen-Studien fort und arbeitete <strong>als</strong> Aushilfspolizist. 1974<br />
begann er mit seiner Krimireihe, 1975 siedelte er nach Amerika<br />
über, wo er in Surry/Maine <strong>als</strong> Schriftsteller, Skulpturenkünstler<br />
und Übersetzer lebte. Autor von Romanen, erzählungen,<br />
Hörspielen, Herausgeber von Anthologien. Sein Werk<br />
erschien <strong>bis</strong>her in 23 Sprachen. Janwillem van de Wetering<br />
starb 2008.<br />
Mit: Hans Peter Hallwachs, Charles Wirths, Matthias Ponnier,<br />
Wolfgang Büttner u.a.<br />
Komposition: Gerd Husemann<br />
Hörspielbearbeitung und Regie: Peter Michel Ladiges<br />
Produktion: SWF/SFB 1985<br />
Buchausgabe: Rowohlt<br />
SWR2 SPIELRAum<br />
200 JAHRe KINDeR- UND HAUSMäRCHeN<br />
DeR BRÜDeR GRIMM<br />
dIE zWErgE<br />
In dEr stadt<br />
Kinderhörspiel von urs Widmer<br />
Ein berühmter Professor feiert seinen 100. Geburtstag.<br />
Früher erforschte er Indianerstämme, jetzt aber widmet<br />
er sich Schneewittchens sieben Zwergen. Denn die leben<br />
schon lange nicht mehr hinter den sieben Bergen, sondern<br />
mitten in der Stadt. Wo Schneewittchen steckt,<br />
wissen sie allerdings auch nicht. Und <strong>als</strong> dann auch noch<br />
Daniel Düsentrieb auftaucht, ist das Chaos perfekt ...<br />
Urs Widmer ist der Zauberer unter den Schweizer Schriftstellern.<br />
Wenige Schriftsteller haben die Freiheit, die ihnen<br />
die Literatur gibt, so großzügig in Anspruch genommen,<br />
in der Schweiz schon gar nicht. Wenige auch sind<br />
so verspielt und betreiben wiederum das Spiel mit solchem<br />
Ernst wie Urs Widmer. Das Magazin<br />
urs Widmer<br />
geboren 1938 in Basel, lebt <strong>als</strong> Schriftsteller<br />
in Zürich. er studierte Germanistik,<br />
Romanistik und Geschichte;<br />
anschließend arbeitete er einige Jahre<br />
<strong>als</strong> Verlagslektor im Walter Verlag,<br />
Olten, und im Suhrkamp Verlag,<br />
Frankfurt. Mit anderen Lektoren rief<br />
er den »Verlag der Autoren« ins Leben.<br />
Kurz nach der Gründung wurde<br />
er mit seinem erstling »Alois« selbst zum Autor. Zuletzt wurde<br />
er für sein umfangreiches Werk mit dem »Friedrich-Hölderlin-<br />
Preis 2007« der Stadt Bad Homburg ausgezeichnet.<br />
Mit: eric Schildkraut, Ursula Dirichs, erika von Thellmann,<br />
Wolfgang Höper, edgar Hoppe, Hans Wyprächtiger,<br />
Willy Semmelrogge u.a.<br />
Musik: Peter Zwetkoff<br />
Regie: Urs Widmer<br />
Produktion: SDR/HR 1977<br />
Do., 20.12.2012 23.03 uhr ca. 50 ursendung FR., 21.12.2012 22.33 uhr 54 sA., 22.12.2012 16.05 uhr 39<br />
SWR2 HÖRSPIEL | 87