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Bachelorarbeit - Didaktik der Geographie

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In einigen Lehrwerken lassen sich einzelne Vorurteils- bzw. Stereotypenelemente finden, die<br />

recht unterschwellig die Gegensätzlichkeit zwischen Selbst- und Fremdbild betonen. Im<br />

Lehrwerk von Cornelsen 5/6 (2008: 147) wurde <strong>der</strong> Alltag bei Familie Koslow aus Moskau<br />

(Fremdbild) dargestellt, wo die Lebensbedingungen sowie die finanzielle Situation dieser Fa-<br />

milie behandelt wurden. In einem an<strong>der</strong>en Lehrwerk für die gleiche Jahrgangsstufe wurde <strong>der</strong><br />

Alltag bei einer deutschen Familie Weber (Selbstbild) skizziert (S 5/6 2008: 92f.). Im Folgen-<br />

den werden die Alltage bei<strong>der</strong> Familien verglichen:<br />

Familie Koslow Familie Weber<br />

Moskauer Plattensiedlung Osnabrücker Vorort<br />

Vier-Zimmer-Mietwohnung im achten Stock, die<br />

stark renovierungsbedürftig ist (sechs Personen)<br />

Metro benutzen, sparen auf ein Auto Eigenes Auto<br />

Die Wohnung hat „mehrere Schlösser an <strong>der</strong> Tür“<br />

„ins Auge fallen <strong>der</strong> Computer und die vollen Bü-<br />

cherregale“ (warum? Passt nicht zu dieser Woh-<br />

nung?)<br />

Die Familie konnte „endlich Freunde in St. Peters-<br />

burg besuchen“<br />

Alle arbeiten (außer Kin<strong>der</strong>n) und „trotzdem ist das<br />

Geld zum Leben knapp“<br />

29<br />

Kleines Haus (vier Personen)<br />

Konzert am Wochenende<br />

Nur Hr. Weber arbeitet, aber die Familie hat genügend<br />

Geld für ein eigenes Auto, eigenes Haus und Freizeit-<br />

aktivitäten.<br />

Tab. 4 Vergleich des Alltags in den Familien Koslow und Weber<br />

Das Fremdbild <strong>der</strong> Familie Koslow ist eindeutig viel negativer ausgefallen als das Selbstbild<br />

<strong>der</strong> Familie Weber. Die russische Familie ist arm und kann sich in ihrem Leben nichts leisten.<br />

Sogar das Vorhandensein des Computers wird als eine für diese Wohnung atypische und un-<br />

passende Erscheinung geschil<strong>der</strong>t. Außerdem wurde bei <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Wohnungstür<br />

von Familie Koslow auch die hohe Kriminalität in Russland implizit thematisiert. Aber nicht<br />

nur das Leben <strong>der</strong> Menschen in den Städten son<strong>der</strong>n auch auf dem Lande wird eher ungünstig<br />

dargestellt:<br />

„Die Familie musste häufig ohne Bargeld auskommen, da <strong>der</strong> Lohn in Weizen und Mais ausbezahlt wurde. […]<br />

An den Lebensverhältnissen <strong>der</strong> Familie hat sich seit 1991 wenig geän<strong>der</strong>t. […] Für die Anschaffung eines Fern-<br />

sehers fehlt nach wie vor das Geld“ (W 9/10 2008: 67).<br />

In einigen Schulbüchern (z. B. K 9/10 und S 9/10) wird viel Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Nationalpo-<br />

litik Russlands geschenkt. Das lässt sich bereits anhand einzelner Kapitelüberschriften erken-<br />

nen: „Vielvölkerstaat Russland“ (S 9/10) o<strong>der</strong> „Viele Völker – viele Konflikte“ (K 9/10). Al-

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