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Das Fassadenproblem der franzosischen Fruh- und Hochgotik

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— 30 —<br />

F rang. So wird das Strebesystem, in frïihgotiseher Zeit eine robe<br />

Hhfskonstruktion, hier zu einer Kunstform'); <strong>der</strong> Chor mit Unigang<br />

<strong>und</strong> Kapellenkranz, dessen Wirkung die Friihgoti) im Unterschiede<br />

volaromaDisehen Stil Wcstfrankreichs ig'lÎthir die<br />

Innenansicht fruchtbar gemacht bat, ist iii<strong>der</strong> Auflenansicht <strong>der</strong><br />

sehônste aller gotisehen Ohôre 2). Die L 'sunrdes Fassaden- <strong>und</strong><br />

Purmproblems ist im Gr<strong>und</strong>rifl <strong>und</strong> Aufrif3 die konsequenteste, die<br />

skh iiberhaupt denken 11U3t, ami bleibt f tir die ntiehsten hochgotisehen<br />

Bauten maf3gebend, wenn sie auch von keinem in <strong>der</strong><br />

Konsequenz erreicht wird'). Dié unteren Turmgeschosse bilden je<br />

cm Seitenschiffsjoch, das sich dnrch nichts von dcii an<strong>der</strong>en untersc1ieidet):<br />

Die Turmfreipfeiler sind nicht starker ais, die tibrigen<br />

Sehifspfeiier, so daB das System von je<strong>der</strong> Dissonanz freibleibt.<br />

Sclbst die Strcbepfeiler o sind nicht stitrker <strong>und</strong> laden nicht<br />

weiter ails ais die Strebepfciier des Langhauses, ja, <strong>der</strong>en<br />

auflergewblrnliche Stitrkc erklitrt sich daraus, daB <strong>der</strong> Meister<br />

auch im Aul3enbau eine absohite G1'eichheit aller Strebepfciler erstrebte.<br />

Dies batte weitèr zur Folge, daB die Seitenschiffe des<br />

Lang- <strong>und</strong> Querhauses bu Gegensatze zu denen des Ohores nur<br />

einfaehe, sehmale Fenster erhalten konnten '). Die Turmverstrebungen<br />

j.t fehien flnzlich, sodaB kein Hoehschifsfenster verdeckt wird.<br />

fDie Strebepfei.Ier y sind mir in i{ochschiffsh'Ôhe vorhanden <strong>und</strong><br />

Jladen (ebeuso wie die Strebepfeiler in, n <strong>und</strong> o 1m 2. Gescho3) so wenig<br />

ails, daB sic nicht liber die Seitenschiffsfenster zu stehen koinmen<br />

Da keiner <strong>der</strong> Tiirme zur Ausflthrung gelangt ist, kannen wir uns<br />

keine Vorstellung von <strong>der</strong> Last <strong>der</strong> oberen Turmgeschosse machen.<br />

Es ist 'also nicht môglich, die Mehrbelastung <strong>der</strong> Turmfreipfeiler<br />

D. & v. B. II S. 145 f.<br />

2) D. & y. B. II S. 119f.<br />

3) Auch in <strong>der</strong> Fassadengestaltung crwcist sich also die Xathedrale von<br />

Chartres ais die ,,hocbgotische Mutterkathedrale" (D. & y . B. II S. 124).<br />

') Monographie de la cathédrale de Chartres, publiée par les soins du<br />

ministre de l'instruction publique Paris 1867 (bearbeitet Voil DIDILON, LAssus et<br />

Duvsi), Taf. 1 (die ersten Tafein sind faiseb paginiert).<br />

3) Der f'iinfschuffige Chor verlangt freilich ein leicliteres Strebesystem.<br />

Denn die Strebepfeilcr, die auf dcii Freipfeilern zwischea dem uu6eren <strong>und</strong><br />

inneren Seitenscliifi stchen, diirfen nicht ztj sohwer sein. Ein go kolossales Strebesystem,<br />

wie du des Lang- <strong>und</strong> Querhauscs wlîrde auch in <strong>der</strong> Verdoppelimg<br />

MBlieh wirken, zunial da die tiu8eren Strebepfeiler sich nieht bis zu dcrselben<br />

ll6he wie an ciner dreisohiffigen Sillage entwickeln hi5nnen. Ans demselben<br />

Gronde genilgt freiheh chie geringere Stitrke; denn die inneren Strebepfeiler<br />

finden ein Wi<strong>der</strong>lager in dcii iuuflereu Stxobebigen, <strong>und</strong> disse wirken am an<strong>der</strong>en<br />

Ende auf diien kiirzeren Hebelarm ais die Strebebgen an Lang- urnl Querhanse.

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