Das Fassadenproblem der franzosischen Fruh- und Hochgotik
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<strong>der</strong> zweite Einwand zu haben, daB sieli die geringere Breite des<br />
Querhauses aus <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>benutzung <strong>der</strong> alten Substruktioneu erkire.1)<br />
Zweifellos haben diese Substruktionen, die im Querhause<br />
schmiiier sind, den AnlaB dazu gegeben, da g Mittelschiff des nenen<br />
Qiierhauses ebenf ails sehmitier anzulegen. Aber sie wren nur <strong>der</strong><br />
willlcommene AnlaB, nicht mehr. Wir miil3ten sonst annehinen,<br />
&t13 auf den Entwnrf <strong>der</strong> niiclisten groBen Kathedrale, <strong>der</strong> Reimser,<br />
zufiillig auch ein friiherer Ban mit schmiilerem Querhausmitteiscliiff<br />
eingewirkt habe, whrend sich zeigen wird, du dort dasselbe Fassadenprobiem<br />
wie in Chartres zu Ibsen war, <strong>und</strong> daB deshaib du;<br />
Mittelschiff des Querhauses schmaler ais dos des Langhauses angeiegt<br />
wurde. Aul3erdem wiïrden die alten Substruktionen nur die<br />
geringere Breite des Mitteiscliifes, nieht aber <strong>der</strong> Seitensehiffe des<br />
Querhauses erkiaren. Denn bei den Seitenschiffswanden kant die<br />
Beibehaltung <strong>der</strong> alten F<strong>und</strong>amente kaum in Betracht; du kostspieligste<br />
war hier die F<strong>und</strong>arnentierung <strong>der</strong> Strebepfeiler, die in<br />
jedem Fail neu auszufiihren war. Und ans <strong>der</strong> geringeren Breite<br />
des Querhausmittelschiffes folgt keineswegs mit Notwendigkeit aueh<br />
eine geringere Breite <strong>der</strong> Seitenschiffe, wie uns ebenf ails die Reimser<br />
Kathedrale zeigen wird. Ja, wir mflssen im Gegenteil die Frage<br />
aufwerfen Warum sind die Seitensehiffe mi Querhause nicht breiter<br />
ais 1m Langhause? Dann Mtte skh doeh eine breitere Basis f (ir<br />
die Querhaustïirme <strong>und</strong> damit ein tïbergewicht <strong>der</strong> um die Vierung<br />
geingerten Turmgruppe Uber die Westtffrme wie in Laon ergeben.<br />
Fine Antwort auf diese Frage erhalten wir bel <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>iegung<br />
des dritten Einwandes, dal3 die neuen Westtflrine wegen <strong>der</strong> oblongen<br />
Gestalt <strong>der</strong> Seitensehifl'sjoche des Langhauses keine quadratisehe<br />
Basis erhalten hiitten. Die Querhaustîirme haben eine quadratisehe<br />
Basis, \flhrend die Seitensehiffsjoehe des Langhauses<br />
oblong sind. Warum? Nach dent Plane des ersten Meisters soilten<br />
die Querhausfassaden sieher nui' ein Mlittelsehiffsportal erhalten, wie<br />
au den vorhergehen(len <strong>und</strong> folgenden groBen Kirchen mit dreischiffigem<br />
Querhause, den Kathedralen von Laon, Amiens <strong>und</strong><br />
Beauvais <strong>und</strong> den Abteikirehen St. Denis bel Paris ami St. Nicaise<br />
in Reims. An <strong>der</strong> Reimser Kathedrale hotte sogar <strong>der</strong> erste Meister<br />
titierhaupt kein Querhausportal vorgesehen. Den EntsehluB, du<br />
Querhaus von Chartres auf je<strong>der</strong> Seite mit drei Portalen anszustatten,<br />
faBte man erst, ais man dcii Plan einer neuen Westfassade<br />
hatte falién lassen. Nelimen wir also an, daB die Que"-<br />
1) Monographie de la cathédrale de Chartres, Taf. 3.