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Work Life Balance überarb wiki Eichler

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Machen Frauen Karriere? Gedanken zum Diskurs über Geschlecht, Beruf und „<strong>Work</strong>-<strong>Life</strong>-<br />

<strong>Balance</strong>“. In Schlüter, Anne (Hrsg.): Bildungs- und Karrierewege von Frauen. Wissen -<br />

Erfahrungen – biographisches Lernen. Opladen: Verlag Barbara Budrich, 54-74):<br />

• Der Begriff "<strong>Work</strong>-<strong>Life</strong>-<strong>Balance</strong>" ist geschlechtsneutral und nimmt dem Diskurs so<br />

die Schärfe der Geschlechterfrage.<br />

• Der Begriff neutralisiert zudem soziale Klassenunterschiede und Hierarchien, wird<br />

aber letztlich vor allem im Kontext hochqualifizierter Berufe und höherer betrieblicher<br />

Positionen angewandt.<br />

• Der Begriff personalisiert und suggeriert auf diese Weise, dass es um ein Problem der<br />

individuellen Lebensführung geht. Der Begriff wird aber vor allem für betriebliche<br />

Strategien der Personalentwicklung verwendet.<br />

• Und schließlich verdeckt der Begriff die strukturellen gesellschaftlichen<br />

Widersprüche, die hinter dem Problem lebbarer Arbeits-Zeit-Verhältnisse stehen.<br />

Stattdessen verspricht er Lösungen in Form einer individuell erreichbaren "<strong>Balance</strong>".<br />

Karin Jurczyk hingegen kritisiert den Begriff der Vereinbarkeit von Arbeit und Leben und<br />

bevorzugt den Begriff der <strong>Balance</strong>, da er ein besseres Verständnis davon vermittele, dass es<br />

nicht um die Vereinbarkeit von zwei starren Polen gehe, sondern um das immer wieder<br />

prekäre austarieren verschiedener Anforderungen und Dynamiken. Karin Jurczyk 2005:<br />

<strong>Work</strong>-<strong>Life</strong>-<strong>Balance</strong> und geschlechtergerechte Arbeitsteilung. In: Hartmut Seifert (Hrsg.):<br />

Flexible Zeiten in der Arbeitswelt. Campus Frankfurt 2005).<br />

11.2. Kritik an Zielsetzungen<br />

Kritiker wie auch Befürworter der Entwicklung der deutschen Familienpolitik unterstreichen<br />

die wirtschaftlich und bevölkerungspolitisch motivierte Begründung des Engagements für<br />

Vereinbarkeit und <strong>Work</strong>-<strong>Life</strong>-<strong>Balance</strong>. Die Kritik hinterfragt die Zwecke ökonomisches und<br />

demographisches Wachstum sowie Vollbeschäftigung, hinter der Gleichheit (insb.<br />

Geschlechtergleichheit), individuelle Selbstverwirklichung und ein gelingendes Leben zurück<br />

gestellt würden. Die Maßnahmen zielten letztlich weder auf die Überwindung<br />

geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung und die Gleichstellung von Frauen, noch auf eine<br />

Verbesserung der alltäglichen Lebensverhältnisse von Frauen, Müttern und Kindern (Daniel<br />

Kreutz: Mit dem „Mythos Demografie“ zur Renaissance der Bevölkerungspolitik. In:<br />

Sozialistische Zeitung SoZ, linksnet.de. 27. April 2006).<br />

Die Philosophin und Theologin Andrea Günter sieht in der Intensität der in Deutschland<br />

geführten Debatte um die Vereinbarkeit eine Verdeckung anderer Themen, insbesondere einer<br />

Ratlosigkeit im Hinblick auf die allgemeine Entwicklung der Geschlechterbeziehungen und<br />

der Gesellschaft (Andrea Günter: Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Ein Zwischenruf).<br />

Das Konzept der Vereinbarkeit wird von der arbeitskritischen Gruppe Krisis in ihrem<br />

Manifest gegen die Arbeit als eine „erbärmliche bürgerliche Vision“ bezeichnet, die die<br />

Trennung der sozialen Sphären in (Erwerbs-)Arbeit und Privathaushalt aufrechterhalte,<br />

geschlechtsbezogene Rollenzuteilungen nicht aufhebe und nur für eine Minderheit von<br />

Besserverdienenden, die Haushalt und Kinderbetreuung an schlecht bezahlte, weibliche<br />

Angestellte delegieren könnten, überhaupt lebbar sei (Kapitel 7. „Arbeit ist patriarchale<br />

Herrschaft“. In: Manifest gegen die Arbeit, ger.anarchopedia.org. Version vom 9. Juni 2006).<br />

11.3. Kritik bezüglich Umsetzung und Umsetzbarkeit<br />

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