BuMa_2010_04 - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...
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BUNSENTAGUNG/AKTUELLES<br />
Harry Hoster<br />
Als „Karriere“ (von französisch „carrière“) bezeichnet man<br />
die persönliche Laufbahn eines Menschen in seinem Berufsleben.<br />
Wörtlich kann man „Karriere“ mit „Fahrstraße“ übersetzen.<br />
Das Karriereforum, das seit 2007 jährlich im Rahmen<br />
der Bunsentagung stattfi ndet, richtete sich als Informationsveranstaltung<br />
zunächst an alle Fahrer auf jener Straße, die in<br />
der <strong>Physikalische</strong>n Chemie von der Promotion bis zur ersten<br />
Professur führt. Dass diese Straße abschnittsweise weniger<br />
dem Champs-Élysées als dem Brenner gleicht, hat sich herumgesprochen.<br />
Klar ist aber auch, dass niemand gezwungen<br />
ist, sich als autodidaktischer Einzelkämpfer auf diesen Weg<br />
zu machen. Als Netzwerk promovierter Physikochemiker 1 hat<br />
sich der so genannte „aktive Kern des Karriereforums“ gebildet,<br />
dem momentan zwölf Wissenschaftler zuzurechnen sind<br />
(Namensliste siehe unten). Sowohl der aktive Kern als auch<br />
das Karriereforum als Informationsveranstaltung sucht mittlerweile<br />
zum erweiterten Wissens-, Informations- und Erfahrungsaustausch<br />
bewusst auch den Kontakt zu Kollegen, die sich <strong>für</strong><br />
eine Tätigkeit in der freien Wirtschaft entschieden haben. Einige<br />
Ideen und Gedanken aus der Mitte dieses Netzwerkes sind<br />
in den vergangenen Jahren in Form von Artikeln im Bunsenmagazin<br />
(5/2008, 2/2009, 3/2009, 4/2009) oder den Nachrichten<br />
aus der Chemie (11/2009) sichtbar geworden.<br />
Wie in den drei Jahren zuvor war auch das Karriereforum <strong>2010</strong><br />
darauf ausgerichtet, den etwa 80 Teilnehmern dabei zu helfen,<br />
sich klarer über die eigenen berufl ichen Ziele zu werden und<br />
sie mit den Verkehrsregeln und möglichen Antriebshilfen auf<br />
dem Weg dorthin vertrauter zu machen. In einem von vielen<br />
Fragen begleiteten Beitrag gab Wiltrud Christine Radau vom<br />
<strong>Deutsche</strong>n Hochschulverband eine Übersicht über „Qualifi kationsprofi<br />
le und –wege <strong>für</strong> Nachwuchs wissenschaftler“. Schwerpunkt<br />
waren die verschiedenen, <strong>für</strong> promovierte Wissenschaftler<br />
in Frage kommenden Arbeitsverhältnisse sowie damit<br />
verbundene Rechte und Pfl ichten, Probleme und Perspektiven.<br />
Besonders wichtig: die Beschränkung der Beschäftigungsdau-<br />
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BUNSEN-MAGAZIN · 12. JAHRGANG · 4/<strong>2010</strong><br />
KARRIEREWEGE ZWISCHEN<br />
INDUSTRIE UND HOCHSCHULE –<br />
EIN RÜCKBLICK AUF DAS KARRIEREFORUM<br />
AUF DER BUNSENTAGUNG <strong>2010</strong><br />
Dr. Harry Hoster<br />
Universität Ulm, Institut <strong>für</strong> Oberfl ächenchemie und Katalyse<br />
89069 Ulm<br />
Tel.: +49 (0)731/50-25469, Fax: +49 (0)731/50-25452<br />
E-Mail: harry.hoster@uni-ulm.de<br />
er in einem befristeten Arbeitsverhältnis auf maximal 12 Jahre<br />
(§2 Abs. 1 WissZeitVG). Vielen ist nicht bewusst, dass in diese<br />
12 Jahre auch die Promotionszeit eingeht, selbst wenn diese<br />
nicht mit einem Angestelltenverhältnis verknüpft, sondern z.B.<br />
über ein Stipendium fi nanziert war. Abziehbar sind lediglich<br />
längere Auslandsaufenthalte. Auch die Segnungen des Föderalismus<br />
kamen zur Sprache, die den ohnehin fi nanzstarken<br />
Bundesländern über die länderspezifi sche Professorenvergütung<br />
weitere (potenzielle) Vorteile im Wettbewerb um die besten<br />
Köpfe verschaffen. Skurril muten auch andere Folgen einiger<br />
jüngerer Reformen an: wer als frisch berufener Professor<br />
das Glück hat, in seiner neuen Position auf die Unterstützung<br />
durch einen nach A-Besoldung bezahlten akademischen Rat<br />
zählen zu können, sollte nicht zögern, diesen bei Gelegenheit<br />
auch um fi nanziellen Beistand zu bitten – denn der Rat verdient<br />
vermutlich mehr als sein neuer Vorgesetzter.<br />
Als Referentin <strong>für</strong> Chemie und Verfahrenstechnik bei der DFG<br />
gab anschließend Kathrin Winkler einen Überblick über Förderprogramme<br />
mit besonderer Relevanz <strong>für</strong> Naturwissenschaftler<br />
vor der ersten Berufung. Hier gab es eine Reihe von Rückfragen<br />
zu den Konzepten der Nachwuchsgruppen oder auch der<br />
Heisenberg- und Lichtenbergprofessuren. Dabei stellte sich<br />
heraus, dass man sich um viele individuelle Förderprogramme<br />
möglichst schon bei Abgabe der Dissertation kümmern sollte,<br />
um dann nach der Promotion in den Genuss einer möglichst<br />
nahtlosen Anschlussfi nanzierung kommen zu können.<br />
Wie die Überschrift dieses Artikels andeutet, lag der thematische<br />
Schwerpunkt des Karriereforums <strong>2010</strong> jedoch nicht auf<br />
rein akademischen Berufsbildern. Vielmehr wollten wir einen<br />
Eindruck gewinnen, wie durchlässig denn in Deutschland die<br />
Barrieren zwischen akademischer Forschung einerseits und<br />
Arbeit in der Industrie andererseits sind. Hierzu hatten wir vier<br />
Wissenschaftler, die beide Seiten kennen, zu einer Podiumsdiskussion<br />
eingeladen. Dies waren Michael Dröscher (Apl. Pro-<br />
1 Wir weisen darauf hin, dass die im Text der Einfachheit halber verwendeten<br />
maskulinen Formen (Physikochemiker, Kollege, Wissenschaftler, Professor,<br />
Gruppenleiter, Mitarbeiter etc.) Frauen und Männer gleichermaßen<br />
umfassen.