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Stalin Eine neue Welt

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Nach zwei Monaten hatte er die Mehrheit der sozialdemokratischen Organisation von Baku in das Lager der<br />

Bolschewiki geführt. In demselben Jahre unternahm er mit Lenin einen heftigen Feldzug gegen die<br />

Otsowisten, eine Gruppe von Ultralinken, die der Meinung waren, dass die revolutionären<br />

Dumaabgeordneten durch die Partei abberufen werden müssten (Otsowisten von otoswatj - abberufen). Das<br />

ist falsch, sagten Lenin und <strong>Stalin</strong>; so verdorben wie die junge Einrichtung auch sein mag, die guten<br />

Elemente müssen in ihr bleiben, solange es geht, um von dort aus Verbindungen zu knüpfen und <strong>neue</strong><br />

Propagandamöglichkeiten zu erschließen. (Ein <strong>neue</strong>r Beweis dafür, wie gut es die unbeugsamen<br />

Bolschewiki verstanden, immer in den Grenzen des gesunden Menschenverstandes zu bleiben, und dass sie<br />

jedenfalls auch die Anwendung legaler Mittel zuließen.) Noch einmal geht <strong>Stalin</strong> ins Ausland, um Lenin zu<br />

treffen. Dann wird er noch einmal von der Ochrana verhaftet und noch einmal flieht er. Weiter kämpft er,<br />

wieder zusammen mit Lenin, gegen die Anhänger der „Gottesmacherei“, gegen ihren Initiator Bogdanow<br />

und ihre hauptsächlichen Verteidiger Gorki und Lunatscharski, die den Sozialismus, um ihn populärer zu<br />

machen, in eine Religion verwandeln wollten: er ist unernst und schwächlich, dieser Versuch, den<br />

offensichtlichen Tatsachen, die für den gesunden Menschenverstand und das brennende persönliche<br />

Interesse eine so klare Sprache sprechen, eine mystische und künstliche Grundlage zu geben! Die Kämpfe<br />

dauern die ganzen folgenden Jahre an. Unter tausend Mühsalen und unter heldenhaften Anstrengungen, aber<br />

in der Gewissheit des Sieges, gewinnt die große Sache der hartnäckigen Kämpfer für den richtigen<br />

Standpunkt im Inneren der Partei Anhänger. 1910 wird <strong>Stalin</strong> von <strong>neue</strong>m verhaftet. Die Zeit von 1909 -1911<br />

war eine harte Probe für die über das ganze Reich verstreuten Revolutionäre: eine Periode der Rückschläge,<br />

der Enttäuschung, beinahe der Panik. Die Russische Sozialdemokratische Partei begann unter den<br />

ununterbrochenen Schlägen der Konterrevolution zu wanken. Nicht nur die Intellektuellen verließen sie,<br />

sondern mehr und mehr auch Arbeiter. Immer häufiger versuchte man, nicht nur von seiten der<br />

Menschewiki, sondern auch bei den Bolschewiki, <strong>neue</strong> Methoden, um wieder zu legalen Arbeitsformen zu<br />

kommen. Die auf eine „Liquidierung“ der illegalen Tätigkeit gerichteten Tendenzen gingen so weit, eine<br />

legale, beinahe offizielle liberale Partei ins Auge zu fassen. Derartige Maßnahmen mussten zum Selbstmord<br />

führen: es bedeutete soviel wie „den Sinn des Lebens aufgeben, um am Leben zu bleiben“. Lenin leistete<br />

diesen Abfallstendenzen gebieterischen und heftigen Widerstand, <strong>Stalin</strong> war an seiner Seite. In dieser<br />

Krankheitszeit mussten sie fast gegen alle kämpfen, aber schließlich siegte Lenin „weil er recht hatte“. Nach<br />

einer <strong>neue</strong>n, eigenmächtigen Unterbrechung seines Gefängnisaufenthaltes ließ sich <strong>Stalin</strong> 1911 in St.<br />

Petersburg nieder. Er wird von <strong>neue</strong>m gefasst. Seine Verbannung nach Wologda wird abgekürzt durch eine<br />

<strong>neue</strong> Flucht an die Kampffront. Er kehrt wieder nach St. Petersburg zurück, entfaltet eine intensive Tätigkeit<br />

und kämpft ohne Unterlass, immer illegal oder halblegal lebend, bald gegen den einen, bald gegen den<br />

anderen, d.h. vor allem gegen die Menschewiki (in erster Linie Trotzki) und gegen die Anarcho-<br />

Syndikalisten. Die Prager Konferenz findet zu Beginn des Jahres 1912 statt, ohne <strong>Stalin</strong>. Diese Konferenz<br />

bildet einen Markstein in der Geschichte der sozialen Bewegung: unter dem Einfluss Lenins wird die<br />

Spaltung zwischen Bolschewiki und Menschewiki endgültig, Von diesem Augenblick an schuf Lenin eine<br />

einheitliche bolschewistische Partei, die für immer getrennt war von den Menschewiki. <strong>Stalin</strong> wird, obwohl<br />

abwesend, zum Mitglied des Zentralkomitees der <strong>neue</strong>n Partei gewählt. <strong>Stalin</strong> ist überall. Er inspiziert die<br />

Parteiorganisationen in verschiedenen Gegenden Rußlands, redigiert die Zeitung „Swesda“, wird einer der<br />

Gründer der „Prawda“. Nach den Massenerschießungen an der Lena wird er verhaftet, von <strong>neue</strong>m in die<br />

Verbannung geschickt und von <strong>neue</strong>m entspringt er vor der Nase der Wächter und Gendarmen. Im Herbst<br />

geht er ins Ausland, um sich mit Lenin zu beraten. Man sieht und hört ihn auf der bolschewistischen<br />

Konferenz von Krakau (Ende 1912). Das war die Zeit, wo die russische Diplomatie in den Fragen der<br />

Außenpolitik ihren Kuhhandel mit der französischen Diplomatie begann und jene offiziellen Noten<br />

austauschte, die, seitdem sie veröffentlicht worden sind, im hellen Licht der Geschichte erkennen lassen,<br />

dass dem russisch-französischen Bündnis die Hauptschuld am <strong>Welt</strong>krieg zufällt (Konstantinopel und die<br />

Meerengen, Revanche für Elsaß-Lothringen, Iswolski und Poincare). „Diese Kanaille Iswolski“, wie Jaurès<br />

sagte, dieser Iswolski (der die Menschen ebenso gut kannte wie Jaurès) brachte es fertig, durch geradezu<br />

magische Überzeugungsmittel von einem Tag auf den anderen die Meinung der Zeitungen und der<br />

Journalisten zu ändern, besonders die des „Temps“ und des Herrn Tardieu. Diese gleiche Epoche sah aber<br />

auch einen <strong>neue</strong>n revolutionären Aufschwung, in dem viele klarblickende Augen den Beginn der großen<br />

Erhebung erkannten, die zum Ende des schändlichen Zarenregimes führen sollte.<br />

Die wahren Revolutionäre an der Kampffront machten <strong>neue</strong> gewaltige Anstrengungen zum Ausbau einer<br />

starken einheitlichen und wirklich revolutionären Partei, die der. Menschheit an Stelle des defaitistischen,<br />

endgültig verurteilten Menschewismus die Wohltat einer wirklichen tiefen politischen und sozialen

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