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Stalin Eine neue Welt

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zu fühlen, dass an ihrer Spitze ein eisenharter Mann stand, mit großen, klaren Ideen vor Augen,<br />

unbarmherzig gegenüber allen, die die Sklaven von gestern zur alten Ordnung zurückführen, das junge Volk<br />

der Kettenbrecher in den Hinterhalt führen und im Schatten ihrer weißen, ihrer schwarzen, ja selbst der roten<br />

Fahnen, diesen befreiten Befreiern den Dolch in den Rücken stoßen wollten. <strong>Stalin</strong> nahm die Verantwortung<br />

auf sich, aber er wollte auch die Autorität, wie alle, die ihrer für ein großes Ziel bedürfen. Der Renegat<br />

Nossowitsch berichtet uns als Beispiel folgende Tatsache: „Als Trotzki, beunruhigt über die Absetzung der<br />

militärischen Leitung dieses Bezirks, die er mit so viel Mühe auf die Beine gebracht hatte, in einem<br />

Telegramm forderte, den Generalstab und die Kommissare wieder in ihre Funktionen einzusetzen, und ihnen<br />

Arbeitsmöglichkeit zu gehen, nahm <strong>Stalin</strong> das Telegramm und schrieb mit fester Hand die Worte darauf:<br />

,Nicht beachten.’ Und das Telegramm wurde nicht beachtet; das Artilleriekommando und ein Teil des<br />

Generalstabs wurden auf einem Schiff in Zarizyn zurückgehalten.“ Um die Durchführung seiner Befehle zu<br />

überwachen und für bolschewistische Ordnung zu sorgen, ging übrigens <strong>Stalin</strong> persönlich an die Front, die<br />

600 Kilometer lang war. Dieser Mann, der niemals im Heere gedient hatte, besaß ein so umfassendes<br />

Verständnis für Organisationsfragen, dass er es verstand, die verwickeltsten und schwierigsten technischen<br />

Fragen zu begreifen und zu lösen (und die Lage wurde von Tag zu Tag kritischer und ließ die Probleme mit<br />

beängstigender Geschwindigkeit schwieriger und schwieriger werden). „Ich entsinne mich, als wenn es<br />

gestern gewesen wäre“, berichtete Kaganowitsch, „wie Anfang August 1918 die Kosakenabteilungen<br />

Krassnows Zarizyn angriffen, um durch, ein Umgehungsmanöver die roten Truppen an die Wolga<br />

zurückzuwerfen. Mehrere Tage lang leisteten unsere Truppen, deren Kern eine zum großen Teil aus<br />

Arbeitern des Donezbeckens bestehende kommunistische Division bildete, den Angriffen der ausgezeichnet<br />

organisierten Kosaken mit unerhörter Energie Widerstand. Es waren außerordentlich schwere Tage. Man<br />

muss <strong>Stalin</strong> in dieser Periode gesehen haben. Unbewegt und wie immer in Gedanken vertieft, buchstäblich<br />

niemals schlafend, widmete er seine unerhörte Arbeitskraft bald der Kampffront, bald dem Generalstab der<br />

Armee. Die Lage an der Front war beinahe verzweifelt. Die Krassnowschen Kosaken, an deren Spitze<br />

Fitschalurow, Mamontow und andere standen, bedrängten von allen Seiten unsere erschöpften Truppen und<br />

brachten uns furchtbare Verluste bei. Die feindliche Front bildete ein Hufeisen, dessen Enden sich auf die<br />

Wolga stützten. Der Ring wurde von Tag zu Tag enger. Es gab für uns keinen. Ausweg. Aber <strong>Stalin</strong> verlor<br />

nicht die Fassung. Er hatte nur einen einzigen Gedanken: man muss siegen. Dieser unerschütterliche Wille<br />

<strong>Stalin</strong>s übertrug sich auf seine nächsten Mitarbeiter und trotzdem die Situation fast ausweglos war, zweifelte<br />

niemand am Sieg. Und wir haben gesiegt. Der Feind wurde in voller Auflösung weit über den Don hinaus<br />

zurückgeworfen.“ Gleich düster, gleich dramatisch war die Lage an der Ostfront in Perm. Ende 1918 war<br />

diese Front aufs äußerste bedroht und ging fast verloren. Die III. Armee wich zurück und war gezwungen<br />

gewesen, Perm aufzugeben. Gestoßen und getrieben von dem Feind, der im Halbkreis vorrückte, war diese<br />

III. Armee Ende November völlig demoralisiert. Das Endergebnis der sechs letzten, von ununterbrochenen<br />

Kämpfen erfüllten Monate war vernichtend: eine übermäßig lange Front (über 400 km), keine Reserven,<br />

eine unsichere Etappe, völlig unzureichende Verpflegung (die 29. Division war fünf Tage lang ohne ein<br />

Stück Brot geblieben), bei 35 Grad Kälte mit völlig unwegsamen Straßen, ein völlig unfähiger Generalstab:<br />

„Die III. Armee war außerstande, die Angriffe des Feindes aufzuhalten.“ Darüber hinaus liefen die Offiziere<br />

(aus der alten Zarenarmee) in Massen zum Feind über, und ganze Regimenter gaben sich, angeekelt von der<br />

Unfähigkeit und den Ausschweifungen ihrer Befehlshaber, freiwillig gefangen. Kurz: volle Auflösung. Ein<br />

Rückzug von 300 Kilometer in 20 Tagen. 18000 Mann, Dutzende von Kanonen, Hunderte von<br />

Maschinengewehren verloren. Der Feind rückte vor, bedrohte Wjatka und die ganze Ostfront. Lenin<br />

telegrafierte an den Revolutionären Kriegsrat der Republik: „Erhalten aus der Umgebung Perms<br />

verschiedene Parteiinformationen über Kopflosigkeit und katastrophalen Zustand der III. Armee.<br />

Beabsichtige <strong>Stalin</strong> hinzuschicken.“ Das Zentralkomitee entsandte <strong>Stalin</strong> und Dsershinski. <strong>Stalin</strong> schob das<br />

Hauptziel seines Auftrages: „Untersuchung der Ursachen des Verlustes von Perm“ an zweite Stelle und<br />

setzte an die erste Stelle die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Lage. Diese Lage war noch viel<br />

schwerer, als man sich hatte vorstellen können. <strong>Stalin</strong> berichtete darüber an den Vorsitzenden des<br />

Verteidigungsrates (Lenin) in einem Telegramm, in dem er, um die Gefahr abzuwenden, sofortige<br />

Verstärkungen anforderte. Acht Tage später berichtete er über die Gesamtheit der Ursachen der Aufgabe<br />

Perms und machte, zusammen mit Dsershinski, eine Reihe von Vorschlägen für die Wiederherstellung der<br />

Kampfkraft der III. Armee und die zukünftige Aktion. Mit der ihm eigenen Schnelligkeit in seinen<br />

Entschlüssen brachte er diese verschiedenen Maßnahmen für die militärische und politische Organisation<br />

zur Durchführung. Im selben Monat (Januar 1919) wurde der Vormarsch des Feindes zum Stehen gebracht,<br />

die Ostfront ging zur Offensive über, und ihr rechter Flügel besetzte Uralsk. Ein ähnliches Drama spielte<br />

sich im Frühjahr 1919 bei der VII. Armee ab, die gegen die weiße Armee von Judenitsch kämpfte. Diese

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