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Stalin Eine neue Welt

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Morgenrot ist. Als <strong>Stalin</strong> einmal, mehrere Jahre später, diese ganzen Gedanken zusammenfasste und sagte,<br />

dass der erste Grundpfeiler des Sowjetstaates das Bündnis zwischen Arbeiter und Bauern und der zweite das<br />

Bündnis der Nationen ist, fügte er hinzu: der dritte ist die Rote Armee. So ist also die Schwerindustrie „das<br />

erste Glied der Kette, das man anpacken muss, um die ganze Kette aufheben zu können“ - ich verwende<br />

einen Ausdruck, wie man ihn dort drüben liebt, wo das Abstrakte konkret ausgedrückt wird. Aber es genügte<br />

nicht, an den Aufbau der Schwerindustrie heranzugehen. Es kam auch darauf an, es schnell zu tun, wenn die<br />

Aufgabe dadurch auch schwerer wurde. Ein zu langer Zeitraum würde den Sinn dieser Eroberung verfälscht<br />

und ernste Gefahren heraufbeschworen haben. Sich zu lange bei riesigen Bauten aufhalten, die noch keinen<br />

Ertrag geben, hieß eine Niederlage riskieren. Das bedeutete: Industrialisierung in beschleunigtem Tempo.<br />

An dieser Stelle trat sofort ein <strong>neue</strong>s unerbittliches Hindernis auf: es fehlte an technischen Mitteln, und<br />

technische Mittel, das bedeutet sowohl Maschinen als Menschen. Auch bei der Lösung dieses Problems, bei<br />

der Ausbildung technischer leitender Kader in aller Eile, hat man zu ungewöhnlichen, kühnen Mitteln<br />

gegriffen, die auf den ersten Blick Befremden erregten. Es gab zwei Möglichkeiten, hat später <strong>Stalin</strong><br />

auseinandergesetzt (ganz vor kurzem: ich hörte es im Radio, während ich die Korrekturen dieses Buches las)<br />

... „zwei Möglichkeiten: die eine bestand darin, zuerst Techniker auszubilden - das war eine Sache von<br />

einigen Dutzend Jahren -- und dann die Maschinen zu bauen. Die andere bestand darin, sofort zu gleicher<br />

Zeit Maschinen zu bauen und Kader auszubilden. Wir haben diese zweite Lösung gewählt. Es ist dabei nicht<br />

ohne Missgriffe und Verluste abgegangen. Aber wir haben dabei etwas gewonnen, was wertvoller war: Zeit,<br />

und wir haben, von der Notwendigkeit gedrängt und geleitet, die Techniker erhalten, die wir brauchten.<br />

Alles in allem haben wir unendlich viel mehr gewonnen als verloren.“ Ein <strong>neue</strong>r großer Erfolg der klugen<br />

und weit blickenden bolschewistischen Hartnäckigkeit! „Wir haben gesiegt - und das ist die Hauptsache“,<br />

stellte <strong>Stalin</strong> 1935 fest. Aber damals gefiel dieser Weg des größten Widerstands nicht allen, selbst im Kreise<br />

der verantwortlichen leitenden Personen. Es gab Leute, die ein schiefes Gesicht zogen. <strong>Stalin</strong> holt sie aus<br />

ihren Winkeln hervor und verspottet sie, „diese Philister in Pantoffeln, Schlafröcken und Nachtmützen, die<br />

die Probleme des sozialistischen Aufbaus nur unter dem Gesichtspunkt ihrer eigenen Bequemlichkeit<br />

betrachten“.<br />

Auf den Ruinen von gestern und vor dem Nebel von morgen erheben sich als riesige, von Menschen<br />

wimmelnde Silhouetten große Industriebauten. lieber den Flächen, auf denen noch Trümmer ragen, nehmen<br />

die Wolken und Lichtstrahlen die Form von Baugerüsten, Hochöfen, Dämmen und dunklen Regenbogen<br />

gleichenden Brückenbogen an. In den Steppen und den fruchtbaren Einöden des flachen Landes tauchen,<br />

fast an Photomontagen erinnernd, Fabriken und Industriekombinate wie gepanzerte Städte auf.<br />

Schachbrettartig und in Rombenform wird um neu entstandene, wissenschaftliche Oasen herum das Land<br />

eingeteilt. Traktoren durchziehen kilometerweit, kommend und gehend und einander ablösend, die Felder.<br />

Straßen und Eisenbahnen werden auf die ganze, große Karte gestickt. Die ersten Bauten und Neuanlagen<br />

begannen mit dem Ende des Bürgerkriegs und verteilten sich nach wohlüberlegter Berechnung in Wellen auf<br />

große Etappen: 1921, 1925, 1927. Man betreibt mit großem Nachdruck überall auf dem flachen Lande die<br />

Schaffung von Konsumgenossenschaften. Es gab seit langer Zeit Genossenschaften in Rußland. Jetzt musste<br />

man ihren Ausbau planmäßig steigern. „Die Genossenschaft ist die Hauptstraße, die zum Sozialismus führt“<br />

(Lenin.) Es ist einleuchtend, dass sie das Denken kollektivisiert, eine Atmosphäre der Gemeinschaft bildet<br />

und sozialistische Gewohnheiten in die Berechnung des Alltagslebens einführt. Darüber hinaus gibt die<br />

Konsumgenossenschaft die Möglichkeit, den Privathandel nach und nach zu verdrängen, indem sie den<br />

privaten Zwischenhandel erdrückt und selbst zum Vermittler zwischen den staatlichen „Trusts“ und den<br />

Verbrauchern wird. Die Organisation von Produktionsgenossenschaften im großen Stil ist dann die nächste<br />

Etappe. Gleichzeitig wurden eine Reihe von Maßnahmen zur Rationalisierung, zur Sparsamkeit, zum Kampf<br />

gegen Verschwendung, zur Ertragserhöhung und zur Stärkung der Arbeitsdisziplin getroffen. Aber nur das<br />

gewann wirklich Gestalt und Leben, was eng mit der Elektrifizierung verbunden war. Die Elektrifizierung<br />

war die starke Wurzel, die die ganze riesige erträumte Industrie mit der Erde verband. Lenin hatte die<br />

Bedeutung des elektrischen Stromes für die Zukunft der <strong>Welt</strong> in einem Augenblick erkannt, wo dies noch<br />

niemand verstand, wo die NEP noch im vollen Gang war und die Kapitalisten hofften, dass sich die Wunden<br />

an dem schwer getroffenen Volkskörper nicht schließen würden. Diese damals auftauchende Idee bekam<br />

den Namen GOELRO (das Wort ist aus den ersten Buchstaben mehrerer Worte: Staat, Elektrizität, Rußland,<br />

gebildet). „Ich habe Ihren Plan für die Elektrifizierung Rußlands gelesen“, schrieb <strong>Stalin</strong> im März 1920 an<br />

Lenin. „Das ist ein meisterhaftes Projekt für einen Wirtschaftsplan, für einen wirklichen Gesamtplan, einen<br />

wahren Staatsplan in des Wortes tiefster Bedeutung. Es ist der einzige marxistische Versuch unserer Zeit,<br />

um den ganzen Überbau des wirtschaftlich zurückgebliebenen Rußland auf eine ‚wirklich reale’ und unter

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