Ueber das Verhältniss des Prologs des vierten Evangeliums zum ...

er ©runb unfereö ©laubenö. 257
@f)vfiirci)t zwingt, ^d) roill ntd)t bejiDcifeln, ha^ fid) uiele in bie
c^riftlid)e 3Keltanjd)auung eingercöf)nen, tüeil fie üon il)ver SOBat)r'
!)eit§mac^t ergriffen ftnb unb roeil fie burd^ eine geiftig ftävfere
Umgebung in biefe 9^id)tung gebrängt werben, ^ud) ha^ üerfenne
irf) nid)t, ha^ e§ für bie ©eftaltung ber irbifd)en 3Ser!)äUniffe
iDÜnfd)en§n)ertf) unb für einen ®I)riften it)ot)lti)uenb ift, rcenn ba§
rerf)t oft gefd)iel)t. 2Iber baoon rcirb mid) niemanb überjeugen,
ba^ ein fo au§ überlieferten 3]orfte(Iungen ^ufammengeiüobeneg
®^riftentf)um me^r fei als ein ^leib, unter beffen |)ülle ber 9}Zenfd)
fid) §n)ar al§ ein unanftü^ige§ SJ^itglieb ber irbifd)en Hird)en'
gemeinfdiaft bewegen fann, aber in feinem ^J^^^^'f^^^^ bleibt, maS
er mar. S)enn wir felbft fommen baburd) in feine anbere Sage,
ba§ un§ bie allgemeine 3Bat)rf)eit religiöfer ©ä^e einteud)tet. 3)a=
gegen gewinnen mir ha§, ma§ un§ oon ber SBelt abfd)eiben unb
über unfer bi§^erige§ SBefen ert)alten fann, wenn im§ ein*
mal haä ^ilb be§ inneren Sebens ^z\u 3U ^erjen bringt, fo, ba§
mir in @rfurd)t be§roungen, feine gefd)id)tlid)e 2BirfIid)feit empfinben
unb ba§ 9^ec^t feiner übermenfd)lid)en 2tnfprüd)e zugeben mußten.
2ßir glauben bann um ^efu roiUen an ©ott unb f)aben e§ bann
oljne 2Beitere§ oor 2Iugen, ha^ ®ott eben burd) bie 9}^ad)t biefer
gefd)id)t(ic^en ©rö^e alle§ nieberlegt, ma§ un§ üon if)m trennte,
unb un§ ju fid) f)erauff)ebt. 9Jlit ber @rfaf)rung, ha^ @ott ba§
an unsi tf)ut, beginnt bas $Keid) ©otte^ im iperjen.
2(Ifo unter bem gefd)id)tlid)en S^riftu» uerfteben mir ben
6;f)riftu§, ben un§ bie neuteftamentlid)e Ueberlieferung al§ eine in
if)rer gefd)id)tlid)en 2öirflid)feit un§ überjeugenbe '^^erfon erfennen
lä^t. Slber mir meinen be3f)alb nid)t, ba^' mir alle§, wa§ in
ber Ueberlieferung oon ®t)riftu£i berid)tet unb gelet)rt wirb, §u=
fammenfaffen unb biefe^ ^ilb ben gefd)id)tüd)en ©l)riftu§ nennen
bürfen. 3)enn barin ift 23iele§ entf)alten, ma§ feineSmegs bie
®mait be§ unleugbar 2öirf(id)en an jebem nad) ©ott fud)enben
unb bie Obtf) be§ ©emiffenS empfinbenben 9Jlenfd)en ausüben
fann. 2ßir üerftel)en aber unter bem gefd)id)tlid)en (£^riftu§ aud)
nid)t bie 3}orftelIung oon if)m, bie eine I)iftorifd)e ^orfd)ung er=
reid)en miü, inbem fie 5U ermitteln fud)t, meldie mirflid)en 93or*
gänge ber oon il)r fritifierten Ueberlieferung 5U ©runbe liegen.