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3.5 OEKOTOXIKOLOGIE<br />

1. Einleitung<br />

44<br />

Der Schutz der Umwelt ist heute zu einem zentralen Thema geworden. Lange Zeit<br />

wurde vorwiegend die direkte Gefährdung des Menschen durch Chemikalien oder<br />

Abfallstoffe diskutiert. Jetzt wird jedoch erkannt, dass auch die Umwelt an und<br />

<strong>für</strong> sich schützenswert ist und dass eine gesunde Umwelt eine Voraussetzung <strong>für</strong><br />

das Wohlergehen des Menschen ist. Ereignisse wie das Waldsterben beschleunigten<br />

dieses Umdenken.<br />

Dieser Bewusstseinswandel widerspiegelt sich in der Gesetzgebung. Die bisherigen<br />

Gesetze erfassten in erster Linie Objekte, die direkt (Lebensmittel, Medikamente)<br />

oder indirekt (landwirtschaftliche Hilfsstoffe) den Menschen gefährden<br />

können. Der Schutz der Umwelt wurde kaum erwähnt. Eine bemerkenswerte Ausnahme<br />

bildet lediglich das Gewässerschutzgesetz. Das am 1. Januar 1985 in Kraft getretene<br />

Umweltschutzgesetz markiert nun eine Tendenzwende. Das Gesetz hat laut<br />

Artikel 1 zum Ziel, nicht nur Menschen, Tiere und Pflanzen, sondern auch ihre<br />

Lebensgemeinschaften und Lebensräume gegen schädliche Einwirkungen zu schützen.<br />

Dabei wird im Sinne der Vorsorge eine frühzeitige Begrenzung der schädlichen<br />

Einflüsse verlangt. Beispielsweise müssen viele Produkte, die neu auf den Markt<br />

gelangen, vorgängig einer sogenannten "Umweltverträglichkeitsprüfung" unterworfen<br />

werden. Dieses Gesetz bildet die Basis <strong>für</strong> eine Reihe von Verordnungen und<br />

weiteren Gesetzen, die den Schutz von Boden, Luft und Wasser zum Thema haben.<br />

Der Vollzug dieser Gesetze und Verordnungen in der Praxis bedingt, dass unerwünschte<br />

Einflüsse auf die Umwelt rechtzeitig erkannt und die Folgen womöglich<br />

vorausgesagt werden können. Die Forschung wird damit vor die Aufgabe gestellt,<br />

beispielweise bei Chemikalien nicht nur die Effekte auf einzelne Organismen<br />

(z.B. Fische, Mäuse), sondern auf gesamte Oekosysteme zu bestimmen. Die Forschungsrichtung,<br />

die sich mit der schädigenden (toxischen) Wirkung von Chemikalien<br />

auf Oekosysteme und der dabei auftretenden Rückkoppelungsmechanismen<br />

befasst, heisst "Oekotoxikologie". Im Gegensatz zur Oekologie oder Toxikologie<br />

ist die Oekotoxikologie eine noch wenig etablierte Wissenschaft. In diesem<br />

Beitrag soll versucht werden, einige Fragestellungen und experimentelle Ansatzpunkte<br />

der Oekotoxikologie darzustellen. Die Ausführungen beschränken sich<br />

dabei vorwiegend auf das Schicksal und die Wirkung von Chemikalien in aquatischen<br />

Oekosystemen.<br />

2. Arbeitsbereiche der Oekotoxikologie<br />

Gelangt eine Chemikalie in ein bestimmtes Oekosystem, beispielweise in einen<br />

See oder in einen Fluss, so spielen zwei Mechanismen (Abb. 3.13): Einerseits<br />

hat das Oekosystem einen Effekt auf die Chemikalie, das heisst, die Chemikalie<br />

wird durch Strömungen transportiert und verdünnt oder möglicherweise durch<br />

Mikroorganismen abgebaut. Andererseits kann die Chemikalie einen Effekt auf das<br />

Oekosystem haben, das heisst, Giftstoffe töten beispielweise einzelne Organismen<br />

ab, oder Nährstoffe wie Phosphate stimulieren das Wachstum. Die Effekte des

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