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EIDG. TECHNISCHE HOCHSCHULEN Eidg. Anstalt für ...

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Zur Illustration der Beziehungen wurde in Abb. 3.15 der Kohlenstoff- und Energiefluss<br />

zwischen phototrophen und chemotrophen Organismen stark vereinfacht<br />

dargestellt. Obwohl das Schema die Mehrzahl der Strukturen, Stoffflüsse und<br />

Regulationsmechanismen nicht berücksichtigt, wird doch klar, dass in jedem<br />

Oekosystem biologische (z.B. Organismen), chemische (z.B. Redoxreaktionen) und<br />

physikalische Faktoren (z.B. Licht) miteinander verknüpft sind.<br />

Der Oekotoxikologe ist vor die Aufgabe gestellt, nach der Abklärung der erwähnten<br />

Modifikationen und Transporte den Effekt einer Chemikalie und/oder deren<br />

Produkte auf die Struktur und Dynamik eines Oekosystems zu bestimmen. Der Einfachheit<br />

halber beschränken sich hier die Ausführungen auf die biologischen<br />

Komponenten des Oekosystems. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Biologie<br />

eines Oekosystems zu klassieren (z.B. physiologische Leistungen oder bevorzugte<br />

Standorte von Organismen) und die ökotoxikologischen Effekte darzustellen. In<br />

Abb. 3.13 wurde eine Klassierung auf Grund der biologischen Organisationsstufen<br />

eines Oekosystems gewählt. Die Gene bilden dabei die einfachste und die Lebens-<br />

gemeinschaften die komplexeste Organisationsstufe. Die Lebensgemeinschaften<br />

umfassen die gesamten Beziehungsgeflechte zwischen Mikroorganismen, Pflanzen<br />

und Tieren. Man spricht von Oekotoxikologie, wenn die toxische Wirkung einer<br />

Chemikalie in einem Oekosystem auf der Stufe der Lebensgemeinschaften beurteilt<br />

wird. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um chronische Wirkungen, da<br />

die Konzentrationen von Schadstoffen in der Umwelt vielfach gering sind. Akute<br />

Phänomene wie das Fischsterben im Sempachersee bilden die Ausnahme. Im Gegensatz<br />

zur Oekotoxikologie beschäftigt sich die klassische Toxikologie vor allem<br />

mit Effekten auf den Stufen Gen bis Organismus oder allenfalls Population. Der<br />

Zielorganismus ist dabei genau vorgegeben, und Modifikationen und Transporte<br />

der Chemikalie im Oekosystem müssen nicht berücksichtigt werden.<br />

Allerdings muss betont werden, dass es auch Effekte auf der Stufe der Lebensgemeinschaften<br />

gibt, welche auf klassichen toxikologischen Mechanismen beruhen<br />

können. Einerseits gibt es Chemikalien, die beispielsweise via Gene (Mutationen)<br />

oder Zellen (Membranschädigung, Enzymhemmung) indirekt auf Lebensgemeinschaften<br />

wirken können. Andererseits gibt es aber auch Stoffe, die direkt auf<br />

Populationen oder Gemeinschaften wirken (z.B. Störung der Interaktion Jäger -<br />

Beute), ohne notwendigerweise einen Effekt auf einzelne Organismen zu haben.<br />

Damit wird klar, dass die Oekotoxikologie andere Arbeitsgebiete wie Biochemie,<br />

Molekularbiologie und klassische Toxikologie nicht ersetzt, sondern dass sie<br />

eher darauf aufbaut und diese ergänzt. In ganz besonderem Masse ist die Oekotoxikologie<br />

auf die Kenntnisse der Oekologie angewiesen. Je genauer die Beziehungsgeflechte<br />

in einem Oekosystem bekannt sind, umso verlässlicher wird ein<br />

ökotoxikologischer Effekt beurteilt werden können.<br />

5. Experimentelle Ansatzpunkte der Oekotoxikologie<br />

In der Praxis gibt es zwei Arten von Fragestellungen, die ökotoxikologische<br />

Studien verlangen:<br />

- Ausgehend von einem bestimmten Phänomen im Oekosystem will man wissen,<br />

welche Chemikalie(n) <strong>für</strong> den beobachteten Effekt verantwortlich ist

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