Januar - Anwaltsblatt
Januar - Anwaltsblatt
Januar - Anwaltsblatt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MNAus der Arbeit des DAV<br />
Aus der Arbeit des DAV<br />
34 DAV-Forum Justizreform verschoben<br />
Rechtsanwalt Felix Busse, Bonn<br />
35 DAV-Werbekampagne für die Anwaltschaft<br />
startet im <strong>Januar</strong><br />
Rechtsanwalt Swen Walentowski, Berlin<br />
36 DAV-Pressemitteilung:<br />
Spartenausbildung in der Juristenausbildung<br />
36 DAV-Pressemitteilung:<br />
500 Millionen Euro für das Rechtsreferendariat<br />
36 Forum Junge Anwaltschaft:<br />
Schwierige Zeiten sind für Überzeugungstäter<br />
Rechtsanwalt Dr. Nicolas Lührig, Berlin<br />
38 DAV-Pressemitteilung:<br />
Keine staatliche Anfechtung von Vaterschaften<br />
38 DAV-Pressemitteilung:<br />
Keine Verschärfung des Polizeigesetzes<br />
in Bayern<br />
38 DAV-Gesetzgebungsausschüsse:<br />
Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben<br />
39 Bayerischer Anwaltverband:<br />
Anstand in der Politik – Kampf gegen das<br />
Vergessen der NS-Zeit<br />
Rechtsanwalt Anton A. Mertl, Rosenheim<br />
39 Stichwort:<br />
Max-Friedlaender-Preis<br />
40 Berliner Anwaltverein:<br />
Anwaltsausbildung in Europa<br />
Rechtsanwältin Dr. Malaika Ahlers, Berlin<br />
40 Berliner Anwaltverein:<br />
„Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar“<br />
Rechtsanwalt Carsten Langenfeld, Berlin<br />
41 DAV und Menschenrechte:<br />
ABA schickt Prozessbeobachter<br />
Rechtsanwältin Dr. Malaika Ahlers, Berlin<br />
41 AG Handels- und Gesellschaftsrecht:<br />
Neue Arbeitsgemeinschaft gegründet<br />
Rechtsanwalt Jens Wagener, Berlin<br />
42 AG Strafrecht:<br />
Chancen und Risiken strafprozessualer<br />
Reformen<br />
Rechtsanwältin Tanja Brexl, Berlin<br />
43 AG Steuerrecht:<br />
12. Steueranwaltstag in Berlin<br />
Rechtsanwalt Jürgen Wagner, Konstanz<br />
44 AG Sozialrecht:<br />
Barrierefreier Zugang zum Sozialrecht<br />
44 AG Erbrecht:<br />
Mitgliederversammlung<br />
45 ARGE Baurecht:<br />
Mitgliederversammlung<br />
45 AG Insolvenzrecht und Sanierung:<br />
Mitgliederversammlung<br />
45 Personalien<br />
34 AnwBl 1 / 2006<br />
DAV-Aktuell<br />
DAV-Forum Justizreform<br />
verschoben<br />
Zurückhaltende Beschlüsse der<br />
Justizministerkonferenz<br />
Der DAV hat das im Dezemberheft des<br />
<strong>Anwaltsblatt</strong>s für den 1./2. Februar<br />
2006 angekündigte DAV-Forum Justizreform<br />
auf unbestimmte Zeit verschoben.<br />
Der Vorsitzende des DAV-Ausschusses<br />
Justizreform, Rechsanwalt<br />
Felix Busse, erläutert die Gründe.<br />
Die Entscheidung wird auf den ersten<br />
Blick verwundern. Denn das<br />
Thema „Große Justizreform“ hat für<br />
den DAV keineswegs an Bedeutung<br />
verloren. Die noch auf der Justizministerkonferenz<br />
vom Juni 2005 verkündeten<br />
Pläne müssen die Anwaltschaft<br />
alarmieren. Das gilt insbesondere für<br />
die hinter dem Zauberwort „Einführung<br />
der funktionalen Zweigliedrigkeit“<br />
versteckte Absicht tief greifender<br />
Eingriffe in das Rechtsmittelrecht, insbesondere<br />
das Recht der Berufung.<br />
Die Berufung als zweite Tatsacheninstanz<br />
wird in Frage gestellt, der Zugang<br />
zur Berufungsinstanz soll in allen<br />
Prozessordnungen an die Zulassung<br />
der Berufung durch das Rechtsmittelgericht<br />
gebunden werden. Die Steuerung<br />
der Arbeitsbelastung der Justiz<br />
durch eine restriktive „Politik“ der Berufungszulassung,<br />
eine Pervertierung<br />
des immer mehr nur noch in Sonntagsreden<br />
hochgehaltenen Rechtsstaates,<br />
wird ernsthaft erwogen. Der Rechtsschutz<br />
des Bürgers gegen fehlerhafte<br />
Gerichtsentscheidungen würde durch<br />
solche Schritte ausgehöhlt, effektiver<br />
Rechtsschutz auf dem Altar staatlicher<br />
Finanznöte geopfert. Dabei wendet unser<br />
Staat schon heute so wenig für die<br />
Rechtspflege auf, dass das Wort<br />
„Rechtsstaat“ immer weniger passt.<br />
Hinzu kommt die fehlende Schlüssigkeit<br />
der Vorschläge für die damit angestrebten<br />
Ziele der Entlastung, der Effektivitätssteigerung<br />
und der<br />
Freisetzung von Mitteln. Darüber sind<br />
sich weite Kreise der Praxis, nicht nur<br />
der Anwaltschaft einig. Ebenso würde<br />
die seinerzeit geäußerte Absicht der<br />
Justizministerkonferenz, die Regelung<br />
einvernehmlicher Scheidungen oder<br />
die Schaffung der Voraussetzungen dafür<br />
den Notaren zu übertragen, die<br />
Haushaltsnöte des Staates nicht lindern,<br />
dafür aber unweigerlich eine Be-<br />
nachteiligung der sozial und finanziell<br />
schwächeren Seite mit sich bringen.<br />
Auch hierzu könnte die Anwaltschaft<br />
ihre Hand nicht reichen.<br />
Warum dann aber die Absage des<br />
Forums Justizreform? Weil die Justizministerkonferenz<br />
am 17.11.2005 die<br />
oben genannten tiefen Einschnitte jedenfalls<br />
im Moment nicht weiterverfolgt<br />
hat. Sie hat sich nur für eine<br />
partielle Verlagerung gerichtlicher Tätigkeiten<br />
in Nachlasssachen auf die<br />
Notare ausgesprochen. Dies ist eine<br />
Aufgabenübertragung, die auch der<br />
DAV-Ausschuss Justizreform in seiner<br />
Stellungnahme vom Mai 2005 für erwägenswert<br />
gehalten hat. Eine Aufgabenverlagerung<br />
im Bereich einverständlicher<br />
Scheidungen hat die<br />
Justizministerkonferenz fallengelassen.<br />
Aus dem Strauß der Vorschläge zu einer<br />
großen Justizreform hat sie nur<br />
noch die Einführung einer erstinstanzlichen<br />
Zuständigkeit der Oberlandesgerichte<br />
empfohlen und dies auf aktienrechtliche<br />
Streitigkeiten<br />
beschränkt. Dafür hatten sich der Handelsrechtsausschuss<br />
und der Ausschuss<br />
Justizreform des DAV jedenfalls für<br />
den Bereich der Spruchverfahren bereits<br />
ausgesprochen. In dieser Situation<br />
gilt es abzuwarten, ob und mit welchem<br />
Inhalt die im November nicht behandelten<br />
Themen der Justizreform,<br />
die angesichts ihrer Bedeutung in den<br />
Mittelpunkt des DAV-Forums gestellt<br />
werden sollten, auf der politischen<br />
Bühne weiterverfolgt werden oder ob<br />
die ablehnenden Stellungnahmen von<br />
DAV, BRAK, Richterbund und anderen<br />
doch schon Wirkung gezeigt haben.<br />
Der DAV bleibt auf der Hut<br />
Allerdings müssen wir auf der Hut<br />
sein. Abschnitt 2.4 der Koalitionsvereinbarung<br />
lässt offen, wohin die Reise<br />
geht. Keiner der früheren Vorschläge<br />
der Justizministerkonferenz wurde ausdrücklich<br />
fallen gelassen. Sobald die<br />
Politik hierzu konkrete Vorschläge vorlegt,<br />
denen die Anwaltschaft im Interesse<br />
der Bürger, aber auch im eigenen<br />
Interesse entgegentreten muss, wird<br />
der DAV sich mit den dann zur Diskussion<br />
stehenden Vorschlägen kritisch<br />
auseinandersetzen, erforderlichenfalls<br />
die Stellungnahmen seiner Ausschüsse<br />
ergänzen und gegebenenfalls kurzfristig<br />
ein DAV-Forum Justizreform einberufen.<br />
Rechtsanwalt Felix Busse, Bonn