Thesis - RWTH Aachen University
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stattwesen und handwerkliche Fertigung im Vordergrund standen, konnten sich die<br />
Goldschmiede den technischen Errungenschaften der Industriefertigung nicht ganz ent-<br />
ziehen, wollten sie konkurrenzfähig bleiben. Arbeiten schnell und preiswert herzustel-<br />
len, verlangte nach einer Rationalisierung der Arbeitsvorgänge, die allerdings nicht zu<br />
Lasten der Qualität und der Homogenität des Objektes gehen durfte. Dieser Gratwande-<br />
rung waren sich Vogeno und Bescko bewußt, warben sie doch für eine „kunstgerechte<br />
und verhältnismäßig billige Ausführung der [ihnen] anvertrauten Arbeiten“ 105 . So<br />
verwendeten die Goldschmiede Bausteine, die in der Art von Versatzstücken nach<br />
Wunsch und entsprechend des Geschmacks eines Auftraggebers kombiniert werden<br />
konnten (s. Kap. 3.2.8).<br />
Die beiden Goldschmiede arbeiteten – wie auch ihre Konkurrenten – nicht nur auf Auf-<br />
trag, sondern auch auf Vorrat. Das verlangte ein Lager. Wenngleich sich bisher für ein<br />
Depot kein Beleg beibringen ließ, so muß doch davon ausgegangen werden, daß es eines<br />
gab; das zumindest legt der Katalog der Ausstellung von neuern Meisterwerken mittelal-<br />
terlicher Kunst 106 nahe. Dort nämlich sind die käuflich zu erwerbenden Objekte mit<br />
einem entsprechenden Vermerk geführt. 107<br />
Ferner spielte die Spezialisierung der Beschäftigten eine bedeutende Rolle. In diesem<br />
Zusammenhang ist zunächst auf die Geschäftspartnerschaft zu verweisen. Während Ka-<br />
nonikus Dr. Franz Bock Martin Vogeno „grosse manuelle Fertigkeit in Handhabung<br />
jeglicher Technik“ 108 attestierte, rühmte die Commission der Düsseldorfer Ausstellung<br />
1880 insbesondere dessen Niellos. 109 Everhard Bescko genoß am Rhein einen guten Ruf<br />
als Graveur und Ciseleur 110 . Bei der Fusion der Goldschmiede dürfte die Tatsache, daß<br />
die beiden Meister einander gut ergänzten, eine Rolle gespielt haben. Sie konnten auf<br />
diese Weise ihre jeweiligen Stärken – arbeitsteilig und die Qualität ihrer Arbeiten opti-<br />
und Alois Kreiten in Köln, einen Katalog gegeben hat, in dem die gängigen Objekte, die aus der Firma<br />
hervorgegangen sind, aufgeführt waren.<br />
105 Geschäftsanzeige des Ateliers Vogeno und Bescko, <strong>Aachen</strong>er Zeitung, Journal de la Roer, Beilage zu<br />
No. 196, 18.7.1858. Dok.-Nr. 11. – Die Geschäftsanzeige Vogenos, die 1860 nach der Trennung von<br />
Bescko den Umzug in die Hochstraße 10 bekannt gibt, entspricht in der Aussage der von 1858. Geschäftsanzeige<br />
Vogenos, <strong>Aachen</strong>er Zeitung, Journal de la Roer, 10.7.1860. Vgl. dazu Dok.-Nr. 12.<br />
106 Kat. <strong>Aachen</strong> 1862, vgl. Vogeno betreffend die Katalognummern 34–56, 71 und 72.<br />
107 Generell ist allen Katalognummern – also auch solchen Objekten, die bereits verkauft waren – ein Preis<br />
angefügt. Das wundert nicht, handelte es sich doch um eine Verkaufsausstellung. Arbeiten, die zum Verkauf<br />
standen, wurden mit dem Hinweis „käuflich für .... Thaler“ geführt. Das gilt für etwa die Hälfte der<br />
Exponate Vogenos.<br />
108 Kat. <strong>Aachen</strong> 1862, S. 12.<br />
109 Kat. Düsseldorf 1881, S. 210: „In dem byzantinischen Email, dem eigentlichen Kastenschmelz in Verbindung<br />
mit Niello, leistet M. Vogeno Ausserordentliches, der in seiner kleinen, jedoch hervorragenden<br />
Ausstellung Bemerkenswerthes bietet, namentlich ziehen unsere Augen die Kastenschmelze, das alte byzantiner<br />
Email und die Niello an.“