Thesis - RWTH Aachen University
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der mittelalterlichen Kunstrichtung einzutreten und erfolgreich zu wirken den Mut und<br />
die Fähigkeit besaß, wo nur sehr wenige für diese Bestrebungen ein Verständnis hatten,<br />
wo selbst in maßgebenden Kreisen denselben nicht nur keine Ermunterung, sondern<br />
höchstens ein ungläubiges, mitleidiges Kopfschütteln zuteil wurde.“ 128<br />
Geboren am 23. Mai 1823 in Burtscheid, studierte Franz Johann Joseph Bock zwischen<br />
1846 und 1849 in Bonn Theologie. Schon in jenen Jahren galt sein besonderes Interesse<br />
der Architektur wie der christlichen Kunst des Mittelalters. Das dokumentieren<br />
einerseits die Vorlesungen, die der angehende Theologe hörte, und andererseits<br />
zahlreiche Ausflüge in die nähere Umgebung seines Studienortes, die der Vertiefung<br />
seines Wissens dienten. 129 Aufmerksam verfolgte er die Wiederaufnahme der<br />
Bautätigkeit am Kölner Dom, dessen Grundsteinlegung 1842 zugleich Stein des<br />
Anstoßes für die Wiederentdeckung einer vergangenen Epoche war, einem der<br />
folgenreichsten Ereignisse für das deutsche Kunstgewerbe. 130 Hatte man sich zunächst<br />
von der Grundsteinlegung ein Zeichen der Versöhnung von Kirche und Staat erhofft, so<br />
erlosch das Interesse am Kölner Dom als Nationaldenkmal nach der Revolution 1848<br />
weitgehend. Er wurde immer mehr zum Symbol des nach der Säkularisierung<br />
wiedererstarkten Katholizismus und zugleich zum Ausgangspunkt einer Bewegung,<br />
deren Ziel die Reform der Künste war. Der Kölner Dom sollte nicht das einzige<br />
Monument einer wiederentdeckten Epoche bleiben. Mit der Rückkehr zur<br />
mittelalterlichen Religiosität ging die Wiederbelebung der zeitgenössischen sakralen<br />
Kunst einhergehen. Dafür setzten sich insbesondere viele Geistliche und auch<br />
engagierte Laien ein, die sich im Dombau-Verein und seinen Filial-Gesellschaften<br />
zusammengeschlossen hatten. Bock wird jene Männer, die an der Spitze dieses Vereins<br />
standen, vermutlich schon in jungen Jahren kennengelernt haben. Sie könnten ihn auf<br />
neue Aufgaben hingewiesen haben. Zu diesen zählten sicherlich die Paramentik und die<br />
128 Schnock 1899.<br />
129 Vgl. dazu Borkopp 1993, S. 26.<br />
130 Bocks Interesse hinsichtlich des Kölner Doms findet im Zusammenhang mit Scheins Nachruf auf<br />
Bock Erwähnung. Scheins berichtet, daß Bock ein eifriger Schüler August Reichenspergers gewesen sei<br />
(vgl. Kap. 2.2). Als solcher „nahm er sich der Sache des Dombauvereins aufs wärmste an, und die<br />
Wiederbelebung der mittelalterlichen Kunst in all ihren Zweigen ward ihm die klar erkannte<br />
Lebensaufgabe“. Siehe Scheins 1899. Von Bedeutung ist die Formulierung Scheins. Er wies bereits<br />
darauf hin, daß dieses singuläre, auf eine Gattung beschränkte Ereignis, nämlich die „Rekreation in der<br />
Architektur“, gattungsübergreifende Folgen hatte. Sehr treffend hat Borkopp die Voraussetzungen für die<br />
Wiederaufnahme der Bautätigkeit am Kölner Dom zusammengefaßt; Borkopp 1993, S. 26 f. Ausführlich<br />
widmet sich diesem Thema ein anläßlich des 150. Jahrestages der feierlichen Grundsteinlegung zum<br />
Fortbau des Kölner Domes von Nikolaus Gussone publizierter Band zum Kölner Dombaufest von 1842.<br />
Gussone 1992.