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Thesis - RWTH Aachen University

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Somit war die Krefelder Ausstellung für Bock Initiationspunkt für die Wiederbelebung<br />

der christlichen Kunst. Dies bestätigte der Kanonikus einmal mehr in der<br />

abschließenden Betrachtung jener Ausstellung im Katalog der <strong>Aachen</strong>er Schau. Die<br />

Wirkung seiner zehn Jahre zuvor geäußerten programmatischen Forderungen<br />

überdenkend, resümierte er, daß die in der Krefelder Ausstellung präsentierten<br />

mittelalterlichen Meisterwerke die zeitgenössische Goldschmiedekunst insofern positiv<br />

beeinflußt hätten, als daß seither verschiedene Meisterwerkstätten sich zugunsten<br />

handgefertigter, an mustergültigen und stilgerechten Entwürfen orientierter Arbeiten<br />

von der Fabrikfertigung abgewandt hätten. 143 Diese Worte sind Beleg für die neue<br />

Wertschätzung der Goldschmiedekunst oder, wie Bock es ausdrückt, die „Rückkehr zum<br />

Besseren“ 144 .<br />

Jene neue Wertschätzung für das Kunstschaffen der eigenen Zeit manifestierte sich<br />

darüber hinaus in der <strong>Aachen</strong>er Ausstellung, die den neuern [!] Meisterwerken<br />

mittelalterlicher Kunst gewidmet war und das, obwohl gerade <strong>Aachen</strong> für das Studium<br />

der mittelalterlichen Goldschmiedekunst prädestiniert gewesen wäre, da die Stadt doch<br />

bereits in damaliger Zeit auf eine bis in die karolingische Zeit reichende Tradition<br />

verweisen konnte. Auf den ersten Blick scheint eine derartige Ausrichtung hinsichtlich<br />

der Präsentation mit den erklärten Zielen einer Ausstellung, der u. a. von Bock<br />

propagierten Auseinandersetzung mit der Blütezeit der Goldschmiedekunst, nicht<br />

konform zu gehen. 145 Dieser Widerspruch löst sich jedoch auf, wenn man das<br />

Kunstgewerbe zu Beginn der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts mit dem des<br />

folgenden Jahrzehnts vergleicht. In jenen zehn Jahren hatte sich dessen Situation<br />

entscheidend im Sinne Bocks und der katholischen Kirche gewandelt. So gab es immer<br />

mehr kunstgeübte Hände, die imstande waren, in mittelalterlichen Techniken und nach<br />

geeigneten Vorbildern mustergültige Arbeiten zu fertigen. Diese Fähigkeiten setzen<br />

einen hohen Bekanntheitsgrad der mittelalterlichen Vorbilder sowie ihrer Techniken bei<br />

Künstlern und Auftraggebern ebenso voraus wie die Überzeugung einer neuen<br />

Wertschätzung des künstlerischen Schaffens der eigenen Zeit. Demnach sollte die<br />

<strong>Aachen</strong>er Ausstellung die Ergebnisse der christlichen Reform und damit den Standart<br />

der christlichen Kunst aufzeigen. Diesen wiederum konnte nur ein mit den<br />

mittelalterlichen Vorbildern vertrauter Besucher beurteilen. In welch hohem Maße die<br />

143 Kat. <strong>Aachen</strong> 1862, S. 10–12.<br />

144 Kat. Krefeld 1852, S. 1.<br />

145 An dieser Stelle muß offen bleiben, ob lediglich der Katalog den Arbeiten zeitgenössischer Künstler<br />

gewidmet war, oder ob die Ausstellung allgemein auf die Werke des Mittelalters verzichtete. Das ist<br />

anzunehmen, konnte man die mittelalterliche Arbeiten doch am Ort studieren.

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