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Thesis - RWTH Aachen University

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vom Armen Kinde Jesu und Stoffmuster der Krefelder Paramentenweberei Casaretto<br />

hatte Bock für die Schau zusammengetragen, um diese einem größeren,<br />

kunstinteressierten Publikum zugänglich zu machen. Wenngleich das Hauptaugenmerk<br />

jener Ausstellung der Paramentik galt, präsentierte Bock auch liturgisches Gerät. 135<br />

Dabei handelte es sich neben einigen wenigen zeitgenössischen Arbeiten hauptsächlich<br />

um mittelalterliche Objekte. Anliegen dieser wie auch der folgenden Ausstellungen zur<br />

christlichen Kunst 136 war es, die mittelalterliche Kunst für das Kunstschaffen der<br />

eigenen Zeit nutzbar zu machen. Bock stand nicht allein mit der Auffassung, dass das<br />

Kunstgewerbe um die Jahrhundertmitte nicht nur eine Krise durchlief, sondern gar den<br />

Tiefststand erreicht habe. 137 Bedingt durch die Industrialisierung sei die<br />

Goldschmiedekunst zur billigen Massenware degeneriert, die sich einerseits in der<br />

technisch mangelhaften Ausführung zeige, andererseits an formalen Kriterien<br />

festzumachen sei: so kritisierte Bock die Verwendung des Formenrepertoires für<br />

kirchliches Gerät, das sich ohne Rücksicht auf die Komposition und die Frage nach der<br />

Angemessenheit des Stiles in einer eklektizistischen Anhäufung verliere. Darüber<br />

hinaus habe der Wunsch der Auftraggeber nach industriell gefertigten Billigprodukten<br />

dem Handwerk die Basis entzogen. 138 Die Ursache für den Missstand und die<br />

Geringschätzung des Kunstgewerbes sah der Kaplan also unter anderem auch im<br />

Verhalten der Auftraggeber begründet. Demnach sei es unzureichend, wenn allein die<br />

Künstler sich mit stilgerechten und mustergültigen Werken vertraut machten; ebenso<br />

müßten die Auftraggeber, allen voran die kirchlichen, im guten Geschmack unterwiesen<br />

werden. 139<br />

135 Daß der Schwerpunkt der Ausstellung den Paramenten galt, belegt einmal mehr die Gewichtung im<br />

Katalog. Während die Paramente sehr ausführlich beschrieben wurden, beschränkte Bock sich bei den<br />

Goldschmiedearbeiten auf eine nominelle Nennung. Kat. Krefeld 1852, Kat.-Nr. 139–230, S. 60-71.<br />

136 Der Krefelder Ausstellung folgten 1857 die Regensburger Ausstellung, 1862 die <strong>Aachen</strong>er<br />

Ausstellung, 1870 eine Ausstellung in Eschweiler, 1886 in Düsseldorf und 1898 erneut in Krefeld. Für<br />

diese Ausstellungen darf eine maßgebliche Beteiligung Bocks angenommen werden, da der Kanonikus<br />

jeweils als Verfasser des Katalogs zu nennen ist. Vgl. dazu Kat. Krefeld 1852, Kat. Regensburg 1857,<br />

Kat. <strong>Aachen</strong> 1862 sowie Kat. Eschweiler 1870. Für die Düsseldorfer Ausstellung erstellte Bock einen<br />

Führer. – Noch Scheins erwähnt in seinem Nekrolog, daß Bock wiederholt Ausstellungen mittelalterlicher<br />

Kunstgegenstände „veranstaltete oder leitete“ und nennt eben jene Ausstellungen. Scheins 1899.<br />

137 Siehe dazu Kap. 2.2.<br />

138 Vgl. das Vorwort zum Kat. <strong>Aachen</strong> 1862, hier insbesondere S. 7.<br />

139 Angehende Geistliche wurden diesbezüglich unterwiesen. So hielt z. B. August Reichensperger (Kap.<br />

2.2) 1851 bis 1853 kunsthistorische Vorträge im Kölner Priesterseminar. Diese dienten dem Zweck, die<br />

Entwicklungsgeschichte der christlichen Baukunst aufzuzeigen und „praktische Anleitungen über die<br />

Ausführungen von Neubauten, Restaurationen und kirchlicher Einrichtung“ zu geben. Pastor 1899, I, S.<br />

494. – Vgl. auch den Artikel im OfchrK 2/1852, Nr. 17, S. 148. Dort weist ein nicht genannter Autor<br />

unter der Rubrik Vermischtes auf die Notwendigkeit der Unterweisung in Priesterseminaren hin, denn<br />

nur, wer den „Geist und die Werke der christlichen Kunst“ erkenne, könne sich von ihnen angezogen<br />

fühlen. Und Lewis resümierte sehr treffend, daß eine neue Generation von deutschen Priestern aus diesen<br />

Seminaren hervorgegangen sei, die die Ansichten ihrer Lehrherren verinnerlicht hätten. Lewis 1993, S.

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