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Thesis - RWTH Aachen University

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500 Thalern koste. 117 Damit war der Rahmen, in dem sich die Wünsche des möglichen<br />

Auftraggebers im Verhältnis zum Preis umsetzen ließen, abgesteckt. Entschied sich der<br />

Auftraggeber dann zum Kauf, so sandte Vogeno ihm detaillierte Zeichnungen. Sie wie-<br />

derum waren nicht als endgültige Fassung, sondern vielmehr als Muster zu verstehen.<br />

Die Zeichnungen präsentierten dem Kunden das gewünschte Objekt in originaler Größe<br />

und boten zugleich das Spektrum des technisch wie gestalterisch Realisierbaren. Das<br />

war die Basis für Verhandlungen zwischen Auftraggeber und Goldschmied. Dieses stell-<br />

te sich im Einzelfall wie folgt dar: Der Pfarrer zu Otzenrath gab bei Vogeno ein Zibori-<br />

um in Auftrag. Über das Modell als solches war man sich einig, unklar waren jedoch die<br />

Details. Vogeno schlug vor, den Fuß des Ziboriums mit einer Inschrift zu versehen. Eine<br />

Empfehlung für eine angemessene Inschrift legte er seinen Ausführungen bei. 118 Der<br />

Kleriker griff die Inschrift auf, wünschte jedoch, den Wortlaut zu modifizieren; 119 der<br />

nämlich taucht im folgenden Brief aus der Feder Vogenos verändert und in vollem<br />

Wortlaut wieder auf. Fünf Felder des Sechspasses sollte sie überziehen, Wünsche für<br />

das sechste, freie Feld nehme er entgegen. Ebenso bat Vogeno den Pfarrer, ihm gegebenenfalls<br />

konkrete Vorstellungen hinsichtlich der Heiligendarstellungen mitzuteilen. 120<br />

Inwiefern das erfolgt ist, muß ungeklärt bleiben, da ein Antwortschreiben unbekannt<br />

und das Ziborium nicht mehr vorhanden ist.<br />

Aufschluß über die Abwicklung von Aufträgen gibt zudem ein Fragment einer zweiten<br />

Korrespondenz zwischen den genannten Personen. Der Schriftverkehr gilt der 1883 ge-<br />

fertigten Monstranz für die Otzenrather Pfarrkirche. Bekannt ist auch hier lediglich ein<br />

Brief Vogenos; eine Antwort des Adressaten fand sich nicht. Dennoch kommt letzterer<br />

zu Wort, und zwar in Gestalt der heute noch am Ort bewahrten Monstranz, reflektiert<br />

ihr Bildprogramm doch letztlich die Vorstellungen des Auftraggebers und darf zudem<br />

als Schlußpunkt eines diskursiven Prozesses zwischen Auftraggeber und Künstler gel-<br />

ten.<br />

116 Original im PfA Otzenrath, Korrespondenz zwischen dem Otzenrather Pfarrer und Martin Vogeno.<br />

117 PfA Otzenrath, Korrespondenz zwischen dem Otzenrather Pfarrer und Martin Vogeno, Brief vom<br />

8.12.75. Dok.-Nr. 27.<br />

118 PfA Otzenrath, Korrespondenz zwischen dem Otzenrather Pfarrer und Martin Vogeno, Brief vom<br />

12.10. Dok.-Nr. 25.<br />

119 Der Vorschlag Vogenos lautete „Venite ad me qui laborati et onerati estis, et ego religeram vos ...“.<br />

Im Schreiben vom 9.11, PfA Otzenrath, Korrespondenz zwischen dem Otzenrather Pfarrer und Martin<br />

Vogeno, Dok.-Nr. 17, erklärte der Goldschmied dann, daß sich die Inschrift „Venite ad me / qui onerati<br />

estis / contriti, freti / cibo coelesti / latiabo vos“ auf fünf der sechs Pässe unterbringen lasse.<br />

120 PfA Otzenrath, Korrespondenz zwischen dem Otzenrather Pfarrer und Martin Vogeno, Brief vom<br />

12.10., Dok.-Nr. 25.

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