Thesis - RWTH Aachen University
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beigetragen, dass das Kunstgewerbe des Mittelalters heute jenen Rang einnimmt, den<br />
wir ihm zuerkennen. Darüber hinaus verdanken wir ihm und weiteren Vertretern der<br />
Reform der christlichen Kunst den Erhalt zahlreicher Objekte, die ohne sie vielleicht für<br />
immer verloren wären.<br />
2.1.1 BOCK ALS INITIATOR DER RESTAURIERUNGSARBEITEN<br />
Zu den Objekten, die ohne Bocks Initiative möglicherweise nicht erhalten wären,<br />
gehören sicherlich all jene mittelalterlichen Werke, die im 19. Jahrhundert restauriert<br />
worden sind. Bevor darauf konkreter eingegangen werden soll, sei festgestellt, daß Bock<br />
als Initiator von Restaurierungsarbeiten nicht explizit genannt ist. Daß er dennoch<br />
indirekt als solcher zu bezeichnen ist, hat verschiedene Gründe. Einerseits ist es Bock<br />
selbst, der in seinen Abhandlungen über Restaurierungen mittelalterlicher Objekte in<br />
der <strong>Aachen</strong>er Marienkirche detailliert berichtet, 161 andererseits verraten die Schriften,<br />
daß für die jeweilige Ausführung dieser Arbeiten nicht nur Bock bekannte, sondern<br />
auch von ihm geschätzte Goldschmiede herangezogen wurden. So beschreibt er in<br />
seiner Schrift Karl’s des Grossen Pfalzkapelle und ihre Kunstschätze die noch heute in<br />
der Domschatzkammer befindliche Elfenbeinsitula 162 . Abschließend stellt er fest:<br />
„Nachdem wir in einer besonderen Abhandlung das Seitenstück des <strong>Aachen</strong>er<br />
Weihbeckens, nämlich das elfenbeinerne Sprenggefäss im Mailänder Dom, unter<br />
Zugabe der nöthigen Abbildungen, näher beschrieben hatten, erwachte in uns das<br />
Verlangen, die hiesige Parallele kunst- und stilgerecht in einer Weise hergestellt zu<br />
sehen, dass dieselbe an Festtagen wieder ihrem ursprünglichen Zwecke als<br />
Sprenggefäss dienen könne.“ 163 Diese Zeilen belegen den Wunsch nach einer<br />
Restaurierung der Situla nach ausgiebiger Auseinandersetzung mit diesem historischen<br />
Objekt in Mailand. Eben diesen Wunsch trug man an einen kleinen Personenkreis heran,<br />
und Freiherr von Geyr erklärte sich bereit, die Finanzierung zu übernehmen. 164<br />
Derjenige, der die Restaurierung durchführte, war der Bock gut bekannte<br />
161 Vgl. dazu Bock 1866.<br />
162 Vgl. zum Objekt wie zu den Restaurierungsmaßnahmen WK 35.<br />
163 Bock 1866, I, I. Theil, S. 68–69.<br />
164 Vgl. dazu das Namens-Verzeichnis Höchster und Hoher Wohlthäter, welche auf hochihre Kosten<br />
einzelne stark beschädigte textile Prachtgewänder, metallisch-liturgische Gebrauchs-Gegenstände des<br />
hiesigen Kronschatzes von Meisterhand wiederherstellen ließen oder welche in jüngster Zeit den<br />
Münsterschatz durch Schenkung von neuen gottesdienstlichen Gefäßen und liturgischen Ornaten<br />
bereichert haben. In: Bock 1872, DomA <strong>Aachen</strong>, Akte 406 (alte Nr. Abt. M, Fach 38, Nr. 1, Heft c I):<br />
Kollegiat-Stiftskirche zu <strong>Aachen</strong>. Akten betreffend Allerhand-Schenkungen verschiedener Wohlthäter;<br />
Bock 1871, o. P.