Oemer 2000 OIN_Bd_6.pdf - ÖIN
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Systematik von Leitplanken-Ansätzen und Methoden<br />
Eine Analyse bestehender Leitplanken-Ansätze zeigt,<br />
dass sie im allgemeinen folgende Grundfaktoren bzw.<br />
Aspekte beinhalten:<br />
• Die Absicht (der Zweck), die der Definition ökologischer<br />
Leitplanken zugrunde liegt. Warum sind ökologische Leitplanken<br />
überhaupt wichtig? (z.B. Erarbeitung einer fachlichen<br />
Grundlage für Entscheidungsträger; Bewusstseinsbildung<br />
in der Bevölkerung; Suche nach Orientierungsrichtlinien<br />
im Sinne von Abgrenzen des „erlaubten Handlungsraumes“<br />
gegen den „unerlaubten Handlungsraum“,<br />
usw.)<br />
• Das Ziel, das bereits vor der Definition ökologischer Leitplanken<br />
abgesteckt wird. Was soll mit dem Konzept<br />
erreicht werden? (z.B. Umweltschutz durch Vermeidung<br />
von Emissionen und Abfällen)<br />
• Die fachlichen Grundlagen, die der Leitplankenentwicklung<br />
dienen. Von welchen (wissenschaftlichen) Materialien/Fakten/Modellen<br />
wird ausgegangen? (z.B. Szenarien;<br />
aktuelle Messwerte usw.)<br />
• Die Zeitdimension, für die ökologische Leitplanken definiert<br />
werden. In welchem Zeithorizont soll das Konzept<br />
umgesetzt werden können? (z.B. in 5 Jahren, in einem<br />
Jahrzehnt usw.) Die Zeitdimension steht meist in engem<br />
Zusammenhang mit der Bestimmung des Zieles der ökologischen<br />
Leitplanken.<br />
• Die Raumdimension, für die ökologische Leitplanken<br />
erarbeitet werden. Auf welcher räumlichen Ebene soll das<br />
Konzept umgesetzt werden können? (z.B. globale, nationale,<br />
regionale Ebene usw.)<br />
• Die Werthaltungen und der Erfahrungshintergrund der<br />
Personen, die ökologische Leitplanken entwickeln. Das<br />
Konzept der Nachhaltigen Entwicklung, in das ökologische<br />
Leitplanken eingebettet sind – sofern sie nicht sektoral<br />
angelegt sind – erfordert ethische Urteilsfindungen im<br />
Spannungsfeld zwischen ökologischen, sozialen und individuellen<br />
Anforderungen bzw. Vorstellungen.<br />
• Die potentiellen Akteure, die mit der Umsetzung des Kon-<br />
zeptes der ökologischen Leitplanken befasst sein werden.<br />
Jede Definition ökologischer Leitplanken ist nur dann<br />
sinnvoll, wenn diese nach der Entwicklung und Konzeption<br />
auch tatsächlich umgesetzt werden. Der Umsetzungsprozess<br />
kann sichergestellt bzw. unmittelbar eingeleitet<br />
werden, indem die Akteure der Umsetzung bereits in die<br />
Konzepterstellung einbezogen bzw. – bei sehr hoher Anzahl<br />
von Akteuren – darüber laufend informiert werden.<br />
All diese Aspekte bestimmen die Ausgangssituation für<br />
die Erstellung eines Konzeptes ökologischer Leitplanken<br />
und damit auch dieses selbst. Sie bedürfen einer detaillierten<br />
Vorabklärung, bilden zusammen ein fundamentales<br />
Grundgerüst für den Konzeptentwurf und machen<br />
letztendlich die Charakteristik eines Leitplanken-Ansatzes<br />
aus. All die genannten Grundfaktoren stellen eine Gemeinsamkeit<br />
dar, die jedem Leitplanken-Ansatz zugrunde<br />
liegt. In der Folge wird nun versucht, anhand inhaltlicher<br />
und methodischer Anforderungen, die an Leitplanken-<br />
Ansätze gestellt werden, eine Systematisierung ökologischer<br />
Leitplanken vorzunehmen.<br />
1.1 Systematik ökologischer<br />
Leitplanken-Ansätze<br />
Das Bedeutungsspektrum des Begriffes der ökologischen<br />
Leitplanken kann anhand zweier Dimensionen strukturiert<br />
werden, nämlich einer inhaltlichen und einer<br />
methodischen. Die inhaltliche Dimension erklärt das<br />
Leitplanken-Verständnis an sich. Sie erläutert die (enge<br />
oder weite) Ein- bzw. Abgrenzung der Leitplanken und<br />
begründet diese Grenzen. Im allgemeinen erstreckt sie<br />
sich zwischen den grundlegenden (Minimal-)Lebensbedürfnissen<br />
der Menschen in ihrer Umwelt (Bereitstellung<br />
von Trinkwasser, Atemluft, Nahrung etc.) bis zu<br />
gehobenen Qualitätsanforderungen, die der Mensch von<br />
Systematik<br />
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