Oemer 2000 OIN_Bd_6.pdf - ÖIN
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In diesem Sinne fordert WEISH eine Verantwortungsethik,<br />
wobei für ihn „Verantwortung übernehmen heißt,<br />
für die Folgen seines Handelns persönlich einzutreten.<br />
Das bedeutet, dass nur Handlungen verantwortet werden<br />
können, deren absehbare Folgen die Lebensdauer des<br />
Verursachers (oder Mitverursachers) nicht übersteigen.<br />
Das Ausmaß der Folgen darf außerdem die Größenordnung<br />
dessen nicht überschreiten, wofür ein Mensch vernünftigerweise<br />
eintreten kann“ 1 . Dies stimmt gedanklich<br />
überein mit dem von JONAS formulierten Imperativ:<br />
„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich<br />
sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens<br />
auf Erden“ 2 . Er verfolgt das Ziel der Sicherung des<br />
menschlichen Überlebens, wobei das Attribut „echt“ nicht<br />
nur reines physisches Überleben verlangt, sondern die<br />
Erhaltung jener Bedingungen, die ein menschliches Leben<br />
auf hohem kulturellen Niveau ermöglichen.<br />
Wie jede Ethik, so beruht auch die Wirkung einer Sustainability-Ethik<br />
auf ihrer Umsetzung in verhaltens-anleitende<br />
Werthaltungen. Während eine Ethik aus dem jeweiligen<br />
Weltbild resultiert und den anthropogenen Verhaltensspielraum<br />
insgesamt absteckt, gibt das Wertesystem<br />
innerhalb dieser Grenzen jene gesellschaftlich akzeptier-<br />
Ethische Fundamentierung<br />
44<br />
ten Orientierungsrichtlinien vor, die das Verhalten eines<br />
Menschen bis zu einem gewissen Grade vorhersehbar<br />
machen und damit eine soziale Ordnung erst ermöglichen<br />
3 . Ein soziokultureller Wert kann definiert werden<br />
als ein „sozial sanktionierter, kulturell typisierter und<br />
psychisch internalisierter Standard selektiver Orientierung<br />
für Richtung, Intensität, Ziel und Mittel des Verhaltens“<br />
4 .<br />
Ziel muss es sein, ethische Ansätze für eine nachhaltige<br />
Entwicklung im verhaltenswirksamen gesellschaftlichen<br />
Wertsystem zu konkretisieren und umzusetzen. Um die<br />
Umweltkrise bewältigen zu können, gilt es, eine Neuorientierung<br />
jener Werte zu schaffen, die zu Umweltproblemen<br />
führten und führen und diese immer mehr verfestigen.<br />
So sprechen etwa BLACKSTONE 5 oder HILLMANN 6 von der<br />
Notwendigkeit einer „Umwertung der Werte (transvaluation<br />
of values)“. Dass ein derart bewusst-planmäßiger<br />
Wertewandel zur Sicherung einer lebenswerten Zukunft<br />
auch realisierbar ist, liegt in der wissenschaftlich belegten<br />
Tatsache begründet, dass vorerst im Gefühlsbereich<br />
entstandene Werte bewusst gemacht, beschrieben, durchdacht,<br />
geordnet, begründet werden und dann ausdrücklich<br />
akzeptiert oder abgelehnt werden können 7 .<br />
1 Siehe Weish, P.: Technik und Verantwortung am Beispiel der Kernenergie. In: Forum Österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz<br />
(Hrsg.): Umweltethik. Beiträge zur Grundlegung zukunftsverträglicher Werthaltungen. Heft 6, 1994, S.34.<br />
2 Siehe Jonas, H.: Das Prinzip Verantwortung ... S.36.<br />
3 Siehe Kanatschnig, D.: Vorsorgeorientiertes Umweltmanagement. Grundlagen einer nachhaltigen Entwicklung von Gesellschaft und<br />
Wirtschaft. Linzer Universitätsschriften, Monographien 14, Wien, New York 1992, S.348.<br />
4 Siehe Rudolph, W.: Die amerikanische „Cultural Anthropology“ und das Wertproblem. Berlin 1959, S.164.<br />
5 Siehe Blackstone, W.T. (Ed.): Philosophy and Environmental Crisis. University of Georgia Press, Athens 1974, S.17.<br />
6 Siehe Hillmann, K.-H.: Umweltkrise und Wertwandel. Die Umwertung der Werte als Strategie des Überlebens. Frankfurt am Main 1981.<br />
7 Siehe Teutsch, G.M.: Lexikon der Umweltethik ... S.36.