Oemer 2000 OIN_Bd_6.pdf - ÖIN
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von JÖRGENSEN formulierte Prinzip bedeutet, dass die<br />
jeweils existierende, beobachtete Struktur diejenige Ökosystem-Struktur<br />
ist, die unter den gegebenen<br />
Bedingungen die maximale Syntropie enthält. Anders ausgedrückt:<br />
Die am besten angepasste Struktur ist die mit<br />
dem höchsten Syntropiegehalt1 . Die Syntropieanreicherung<br />
steht im Einklang mit der von allen genannten<br />
Prinzipien geforderten Komplexitätszunahme in selbstorganisierenden<br />
Systemen.<br />
c. Prinzip der Energiefluss-Maximierung<br />
(Maximum-Power-Prinzip):<br />
Dieses Prinzip folgt aus den beiden vorausgehenden und<br />
besagt, dass ökologische Systeme bei ihrer selbstorganisierten<br />
Entwicklung Zustände anstreben, in denen der Fluss<br />
nutzbarer Energie optimiert wird. Dies ergibt sich zum<br />
einen, weil die aufgenommene Syntropie vor ihrer Transformation<br />
im System transferiert werden muss. Diese Transfers<br />
müssen in ihrer Komplexität wachsen, wenn die<br />
strukturelle Vielfalt der Systeme zunimmt. Darüber hinaus<br />
kann aus dem Thermodynamischen Ungleichgewichtsprinzip<br />
abgeleitet werden, dass auch die Quantität der systeminternen<br />
Flüsse zunehmen muss, denn mit der Degradationsfähigkeit<br />
steigt auch die Rezeptionsfähigkeit für Energieeinheiten<br />
(z.B. die für die Produktion bereitstellbare<br />
Energiemenge) und mit der Komplexität nimmt auch der<br />
Energiebedarf für die System- und Strukturerhaltung zu2 .<br />
d. Prinzip der Emergie-Maximierung:<br />
Nach ODUM entspricht die Emergie der Menge solarer<br />
Energieäquivalente, die erforderlich ist, um eine bestimmte<br />
Biomasse bzw. eine bestimmte Struktur im Sinne einer<br />
„energetischen Investition“ herzustellen. Ökosysteme<br />
gewinnen mit einem erhöhten Emergie-Status durch korrespondierende,<br />
selbstverstärkende Anpassungs- und<br />
Rückkopplungsmechanismen und durch die Diversifizierung<br />
interner Flüsse auch eine verbesserte Fähigkeit zur<br />
Selbstorganisation3 . Das Prinzip der Emergie-Maximierung<br />
besagt, dass ökologische Systeme bei ihrer selbstorganisierten<br />
Entwicklung Zustände anstreben, in denen die<br />
„Qualität der Energie“, repräsentiert durch die in Organismen<br />
inkorporierten solaren Energieäquivalente, optimiert<br />
wird. Emergie-Anreicherungen in biologischen Strukturen<br />
und Biomassen sind Konsequenzen dieser Entwicklungs-<br />
tendenz 4 .<br />
e. Prinzip der Entropie-Dissipations-Maximierung (Entropie-<br />
Produktions-Maximierung, Entropie-Maximierung):<br />
Gemäß diesem Prinzip streben ökologische Systeme bei<br />
ihrer selbstorganisierten Entwicklung Zustände an, bei<br />
denen aufgrund der wachsenden Komplexität, die eine<br />
hohe Syntropiemenge zur Strukturerhaltung erforderlich<br />
macht, die Gesamtmenge dissipierter Energie, also die<br />
Gesamt-Entropie-Produktion, zunimmt 5 .<br />
f. Prinzip der Dissipations-Steigerungs-Minimierung:<br />
Dieses besagt, dass ökologische Systeme im Laufe ihrer<br />
selbstorganisierten Entwicklung Zustände anstreben, bei<br />
denen die langfristige Zunahme der dissipierten Energie<br />
(und der produzierten Entropie) von einem Stadium zum<br />
nächsten minimiert wird. Diese Entwicklung beruht auf<br />
der asymptotischen Annäherung der Zustandsvariablen an<br />
das Stadium der Maturität, das in allen Systemen (individuell)<br />
durch die unterschiedliche Ausstattung mit Standortfaktoren<br />
einschränkend auf die Entwicklung wirkt 6 .<br />
g. Prinzip der spezifischen Entropie-Produktions-<br />
Minimierung:<br />
Ökologische Systeme streben bei ihrer selbstorganisierten<br />
Entwicklung Zustände an, in denen die Gesamtentropieproduktion<br />
auf immer mehr irreversible Einzelprozesse<br />
verteilt wird. Diese Prozesse werden gleichzeitig im Entwicklungsverlauf<br />
immer besser aufeinander abgestimmt,<br />
sodass die auftretenden Verluste bei stofflichen oder energetischen<br />
Übergängen immer geringer werden. Hiermit<br />
sinkt die einzelprozessbezogene (spezifische) Entropieproduktion<br />
stetig ab. Die relative Menge an Verlusten (Verluste<br />
in Relation zur Zahl beteiligter Elemente bzw. Prozesse)<br />
wird damit im Entwicklungslauf immer geringer. Das<br />
System bewahrt zugeführte Stoffe und Energieeinheiten<br />
zunehmend in internen Flüssen und Speichern, wodurch<br />
die Effizienz des Gesamtsystems steigt 7 .<br />
Diese Hypothesen zusammenfassend, kann aus der<br />
thermodynamischen Ökosystemtheorie folgende allgemein<br />
formulierte Entwicklungsstrategie von Ökosystemen<br />
skizziert werden: Biologische Systeme stellen eine<br />
Vielzahl ineinander verschachtelter Subsysteme dar, die<br />
ihrerseits wieder Teile einer Hierarchie übergeordneter<br />
1 Siehe ebenda.<br />
2 Siehe Siehe Müller, F. und Nielsen, S.N.: Thermodynamische Systemauffassungen in der Ökologie... S.58.<br />
3 Siehe Odum, H.T.: Systems ecology. New York 1983 und Odum, H.T.: Maximum power and efficiency: A rebuttal. In: Ecological Modelling,<br />
1983, vol. 20, S.71–82.<br />
4 Siehe Odum, H.T.: Systems ecology. New York 1983 und Patten, B.C.: Energy, emergy and environs. In: Ecological Modelling 1992, vol. 62,<br />
S.29–70.<br />
5 Siehe Siehe Müller, F. und Nielsen, S.N.: Thermodynamische Systemauffassungen in der Ökologie... S.58.<br />
6 Siehe ebenda.<br />
7 Siehe ebenda sowie Weber et al.: Evolution in thermodynamic perspective : An ecological approach. In: Biology and Philosophy 1989,<br />
vol. 4, S.373–405.<br />
Transformationsmodell Schriftenreihe 6<br />
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