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Oemer 2000 OIN_Bd_6.pdf - ÖIN

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in Entropie umgewandelt wird. Durch den starken Verbrauch<br />

nicht-erneuerbarer Ressourcen und die Umweltzerstörung<br />

nimmt die Entropie in der Umwelt ständig zu.<br />

Die zentrale Herausforderung besteht daher darin, das<br />

Wirtschaftssystem derart weiterzuentwickeln, dass die<br />

Handlungsmöglichkeiten der künftigen Generationen<br />

nicht eingeschränkt und der Evolutionsprozess des<br />

Lebens zu höheren Formen nicht gefährdet werden. Dies<br />

kann nur dadurch erreicht werden, indem die Wirtschaftsweise<br />

auf die Nutzung der Sonnenenergie und erneuerbaren<br />

Ressourcen ausgerichtet wird. Nur eine solche, auf<br />

den täglich einfallenden Syntropie-Zufluss der Sonne<br />

ausgerichtete Wirtschaftsweise kann als nachhaltig bezeichnet<br />

werden. Es kommt also darauf an, den menschlichen<br />

Energiebedarf wieder so in das von der Sonne<br />

kommende Energiegefälle einzubetten, wie es die Grundlage<br />

des allgemeinen Evolutionsgeschehens bis heute<br />

war. Der Kern dieser Lösungsperspektive besteht nach<br />

ALTNER darin, dass die Geschlossenheit des Nutzungssystems<br />

Erde zur Sonne hin geöffnet wird 1 .<br />

Was die Outputseite des Wirtschaftsprozesses betrifft,<br />

so muss die Zielsetzung dahingehen, Abfälle weitestgehend<br />

zu vermeiden bzw. zu reduzieren. DÜRR nennt<br />

hierfür drei Strategien 2 :<br />

• Beschränkung auf Produktionsweisen, welche auf Ressourcen<br />

mit Entsorgungsschwierigkeiten ganz verzichten;<br />

• Steigerung der Effizienz bei der Nutzung der Ressourcen;<br />

• weitgehende Schließung des materiellen Produktionskreislaufes,<br />

wobei jedoch darauf zu achten ist, dass durch<br />

den dabei notwendigen höheren Einsatz an hochgeordneter<br />

Energie (Syntropie) dieser Gewinn nicht durch Abfall<br />

an anderer Stelle wieder zunichte gemacht wird.<br />

Transformationsmodell<br />

84<br />

3.3.1.2 Evolution und Fristigkeit<br />

Aus biologischer Sicht bedeutet Nachhaltigkeit das Überleben,<br />

Reproduzieren und Sich-Höher-Entwickeln über<br />

die Zeitdimension 3 . Nachhaltigkeit betrifft also immer<br />

Zeitlichkeit (Fristigkeit) bzw. Langlebigkeit. Wie ist diese<br />

aber bezüglich natürlicher Systeme definiert? Ecosystem<br />

Sustainability kann nicht den ewigen Fortbestand eines<br />

Ökosystems bzw. ein Nicht-Sterben bedeuten, denn dies<br />

würde im Widerspruch zu den natürlichen, beobachtbaren<br />

Entwicklungs- und Veränderungsprozessen stehen,<br />

die entweder intern (z.B. Veränderungen im genetischen<br />

Material) oder extern (z.B. klimatische Veränderungen)<br />

bedingt sein können. In dieser Frage konstatieren<br />

COSTANZA und PATTEN eine raum-zeitliche Skalenabhängigkeit<br />

der Lebensdauer von Systemen (Abb. 14). So<br />

besitzt etwa eine Zelle in einem Organismus eine relativ<br />

kürzere Lebensdauer, ein einzelner Organismus lebt wiederum<br />

kürzer als eine Population und diese hat wieder<br />

eine kürzere Lebensdauer als der Planet, auf dem sie<br />

lebt. Die erwartete Lebensspanne eines Systems korreliert<br />

also mit deren Einbettung in die Systemhierarchie<br />

(siehe Kap. 3.2.1.3). Würde etwa ein Subsystem ewig<br />

leben, so könnten keine evolutionären Anpassungsprozesse<br />

im hierarchisch höher angesiedelten System stattfinden.<br />

Tod und Absterben sind daher erforderlich, um<br />

Leben zu erhalten 4 .<br />

1 Siehe Altner, G.: Technisch-industrieller Fortschritt. Seine Orientierung an Grundsätzen und Perspektiven von Natur und Naturgeschichte.<br />

In: Zwierlein, E. (Hrsg.): Natur als Vorbild. Was können wir von der Natur zur Lösung unserer Probleme lernen? Philosophisches Forum Universität<br />

Kaiserslautern <strong>Bd</strong>. 4, Idstein 1993, S.14f.<br />

2 Siehe Dürr, H.-P.: Die Zukunft ist ein unbetretener Pfad. Bedeutung und Gestaltung eines ökologischen Lebensstils. Freiburg i. Br. 1995, S.79.<br />

3 Siehe Costanza, R. und Patten, P.C.: Defining and predicting sustainability. In: Ecological Economics. 1995, vol. 15, S.193.<br />

4 Siehe ebenda, S.195f.

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