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Oemer 2000 OIN_Bd_6.pdf - ÖIN

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die abiotischen Umweltfaktoren nicht ändern und keine<br />

neuen Arten zuwandern. Hingegen wird der Begriff Fließgleichgewicht<br />

meist im Zusammenhang mit stofflichem<br />

Import und Export (z.B. von Nährstoffen, Wasser, Sauerstoff,<br />

etc.) in das bzw. aus dem System gebraucht. So<br />

lassen sich beispielsweise Fließgleichgewichte zwischen<br />

dem Aufbau und Abbau organischer Substanz oder – im<br />

anthropogen geprägten Ökosystem – zwischen der Düngung<br />

eines Feldes und dem Erntegut bestimmen 1 .<br />

Der Gleichgewichtszustand eines natürlichen Systems<br />

ist immer wieder natürlich oder anthropogen bedingten<br />

Störungen, d.h. Abweichungen von gegebenen Normalwerten<br />

der ökologischen Faktoren eines Ökosystems,<br />

die zu dauerhaften oder vorübergehenden Veränderungen<br />

führen, ausgesetzt. Dabei kann es sich um einzelne<br />

Faktoren oder um Faktorenkomplexe handeln. Im kybernetischen<br />

Sinn umfassen Störungen alle Einwirkungen,<br />

die zu einer Abweichung des Ist-Wertes vom Soll-Wert<br />

führen 2 . Die Fähigkeit biologischer Systeme, sich trotz<br />

solcherart Störungen in einem Gleichgewichtszustand<br />

zu halten, wird als Homöostase bezeichnet 3 . Es handelt<br />

sich dabei um eine für das Bewältigen von Umwelteinflüssen<br />

bedeutende Eigenschaft, indem das System seine<br />

Variablen selbständig durch kompensierende Vorgänge<br />

innerhalb der für das „Überleben“ erforderlichen Grenzen<br />

zu halten vermag. Die homöostatische Kontrolle, der zugrunde<br />

liegende Mechanismus, beruht auf dem Prinzip<br />

der negativen Rückkopplung, und führt Informationen<br />

über das Ergebnis einer Umwandlung bzw. einer Aktion<br />

im Umfeld auf den Systemeingang zurück, wo eine gegenläufige,<br />

kompensierende Wirkung ausgelöst wird. Es handelt<br />

sich dabei um Prozesse der Selbstregulation, die<br />

1 Siehe Bick, H.: Ökologie. Grundlagen, terrestrische und aquatische Ökosysteme ... S.42f.<br />

2 Siehe ebenda, S.43f.<br />

3 Siehe Bossel, H.: Umweltwissen. Daten, Fakten, Zusammenhänge. 2. Aufl., Berlin Heidelberg 1994, S.74.<br />

4 Siehe Kanatschnig, D.: Vorsorgeorientiertes Umweltmanagement ... S.163f.<br />

5 Siehe Remmert, H.: Ökologie. 1984.<br />

6 Siehe Bick, H.: Ökologie. Grundlagen, terrestrische und aquatische Ökosysteme ... S.44.<br />

auf die Wiederherstellung des alten funktionellen Zustandes<br />

zielen. Die Bedeutung dieses Feedback-Mechanismus<br />

liegt nicht nur im Störungsausgleich, sondern auch allgemein<br />

in der Funktionsfähigkeit offener Systeme 4 .<br />

In Ökosystemen können Regulationsvorgänge mit drastischen<br />

Veränderungen in Teilbereichen, z.B. mit extremen<br />

Schwankungen der Arten- und Individuenzahlen, wie sie<br />

in Räuber-Beute-Beziehungen bekannt sind, verbunden<br />

sein. Das ökologische Gleichgewicht wird daher meist<br />

durch eine zyklische Dynamik aufrechterhalten, die darin<br />

besteht, dass die Regulationsvorgänge in verschiedenen<br />

Teilbereichen zu unterschiedlichen Zeiten beginnen<br />

und jeweils auf ein Endstadium ausgerichtet ablaufen.<br />

REMMERT spricht von desynchronen Zyklen, die im Ökosystem<br />

mosaikartig nebeneinanderliegen 5 . Wird auch<br />

dieser Aspekt in der Definition berücksichtigt, so liegt<br />

ein zyklisch-dynamisches Gleichgewicht dann vor, wenn<br />

„in einem Ökosystem über längere Zeitspannen hinweg<br />

aufgrund von Regulationsprozessen, die in Form von nicht<br />

zeitgleich ablaufenden Entwicklungszyklen in mosaikartig<br />

angeordneten Teilbereichen des Gesamtsystems auftreten,<br />

der Organismenbestand, der Energieumsatz sowie<br />

die Stoff- und Informationsflüsse nach Mittelwerten betrachtet<br />

gleich bleiben“ 6 .<br />

In Zusammenhang mit dem ökologischen Gleichgewicht<br />

bzw. der Homöostase steht eine weitere Eigenschaft von<br />

Ökosystemen, die Stabilität. Der Begriff Stabilität ist<br />

eigentlich mit dem bereits geschilderten komplexen,<br />

dynamischen Geschehen nicht vereinbar, ist aber in der<br />

Ökologie fest eingebürgert. Er bezeichnet „die Fähigkeit<br />

des ökologischen Systems, nach Störungen wieder in<br />

Transformationsmodell Schriftenreihe 6<br />

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