„Die Stadt gehört uns!“
„Die Stadt gehört uns!“
„Die Stadt gehört uns!“
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
www.GLVerlag.de GL KOMPAKT Nr. 01<br />
8<br />
Faire Schokolade<br />
Dr. Guido Colsman, Geschäftsführer der Krüger-Tochter Ludwig Schokolade GmbH & Co. KG,<br />
äußert sich im Interview mit Ulrich Kläsener zu fairem Handel und ökologischer Nachhaltigkeit.<br />
Bürgermeister Lutz Urbach hat in seiner<br />
Neujahrsansprache die frische<br />
Mitgliedschaft Bergisch gladbachs<br />
bei transFair thematisiert – Ökonomie,<br />
Ökologie und Soziales sind die<br />
drei Säulen der Fairtrade-Standards.<br />
Was halten Sie davon?<br />
Dr. Guido Colsman: Im Prinzip eine gute und<br />
gerechte Sache.<br />
Demnach tritt auch Ludwig<br />
Schokolade bei?<br />
Dr. Guido Colsman: Das brauchen wir nicht,<br />
denn wir stellen in der Krüger-Gruppe bereits<br />
seit längerer Zeit auf Kundenw<strong>uns</strong>ch auch<br />
Produkte mit dem Fairtrade-Siegel her. Es<br />
handelt sich hierbei aber nur um einen von<br />
vielen möglichen Nachhaltigkeitsstandards.<br />
Im Gegensatz zu anderen Siegeln müssen bei<br />
Fairtrade alle Inhaltsstoffe <strong>uns</strong>erer Produkte,<br />
die es mit Fairtrade-Siegel gibt, aus dem Fairtrade-Handel<br />
stammen. Warum sollten sie<br />
aber? Beispiel Zucker: Gehen Sie davon aus,<br />
dass der rheinische Zuckerrübenanbau nicht<br />
mit Problemen wie illegaler Kinderarbeit zu<br />
kämpfen hat. Wollten wir aber partout das<br />
Fairtrade-Siegel haben, müssten wir, nur ein<br />
Beispiel, Rohrzucker aus Madagaskar importieren.<br />
Was ökologischer und ökonomischer<br />
Unsinn wäre.<br />
Demgegenüber betreiben Sie gemeinsam<br />
mit Ihrer Beteiligungsgesellschaft<br />
Fuchs & hoffmann seit<br />
anfang 2010 ein eigenes Nachhaltigkeitsprojekt<br />
im Kakao-Eldorado Elfenbeinküste.<br />
Mit dem UtZ-certified-<br />
Siegel haben Sie für die Initiative im<br />
Südwesten des Landes eine Fairtradeähnliche<br />
Zertifizierung erhalten.<br />
Dr. Guido Colsman: Richtig. Das UTZ-Siegel<br />
ist das im Kakao- und Kaffeeanbau aus <strong>uns</strong>erer<br />
Sicht verlässlichste Instrument für mehr<br />
Nachhaltigkeit, soziale und umweltverantwortliche<br />
Produktion, sichere Lohn- und Ar-<br />
beitsbedingungen und Gesundheitsschutz.<br />
Diese Ansicht teilen auch viele andere namhafte<br />
Schokoladenunternehmen.<br />
Wen unterstützen Sie eigentlich<br />
konkret?<br />
Dr. Guido Colsman: Eine Kleinbauern-Kooperative<br />
im Südwesten der Elfenbeinküste. Sie<br />
umfasst 25 Dörfer respektive knapp 1.500<br />
Farmen, die ca. 6.000 Hektar Anbaufläche<br />
bewirtschaften.<br />
Was genau machen Sie dort?<br />
Dr. Guido Colsman: Wir haben zum Beispiel<br />
LKWs für den Transport und Motorräder zur<br />
Inspektion der Anbauflächen angeschafft,<br />
ein Lagerhaus und eine Trocknungsstation<br />
für Rohkakao errichtet. Natürlich wollen wir<br />
damit auch erreichen, dass die Kakao-Farmer<br />
nachhaltiger anbauen, besseren Kakao liefern<br />
und ihre Ausbeute pro Hektar Anbaufläche<br />
steigern können. In diesen Dingen werden<br />
die Farmer geschult.<br />
Dafür haben wir ständig einen deutschen<br />
Vertreter vor Ort, der selbst bei den schweren<br />
Bürgerkriegsunruhen 2010/2011 da<br />
blieb. Er betreut wiederum zehn lokale Inspekteure<br />
und Qualitätsverantwortliche, die<br />
wir bezahlen. Mindestens alle zwei Monate<br />
schaut auch ein weiterer Mitarbeiter <strong>uns</strong>eres<br />
Hauses in der Region nach dem Rechten.<br />
Sie selbst treten auch als<br />
abnehmer auf?<br />
Dr. Guido Colsman: Ja natürlich, das ist eine<br />
tolle Sache, weil es für alle Beteiligten eine<br />
Win-win-Situation darstellt.<br />
Inwiefern?<br />
Dr. Guido Colsman: Zunächst profitieren die<br />
Kakao-Farmer und deren Familien enorm. Sie<br />
erhalten von <strong>uns</strong> eine Prämie über den normalen<br />
Kakaopreis hinaus, da sie die Maßgaben<br />
des UTZ-Versprechens berücksichtigen.<br />
Zumal sie in <strong>uns</strong> einen verlässlichen Partner<br />
gefunden haben, auf den dauerhaft Verlass<br />
ist und der den nachhaltigen Anbau professionell<br />
unterstützt. Mit zwielichtigen Gestalten,<br />
die sich im Rohstoffgeschäft oft finden,<br />
müssen sie sich jetzt ebenfalls nicht mehr<br />
auseinandersetzen.<br />
Sie meinen die obskuren Zwischenhändler<br />
– vornehmlich Libanesen –,<br />
die den Bauern Scheine winkend den<br />
rohkakao quasi von der Ernte weg<br />
abnehmen?<br />
Dr. Guido Colsman: So könnte man es sagen, ich<br />
habe mich davon vor Ort überzeugen können.<br />
Das Vor-Ort-prinzip scheint<br />
Ihnen wirklich wichtig.<br />
Dr. Guido Colsman: Natürlich. Denn nur so<br />
können wir sicher sein, dass wir Kakao einkaufen,<br />
der zum Beispiel nicht von Kindersklaven<br />
aus Burkina Faso oder Mali angebaut,<br />
geerntet oder getrocknet wird, und der<br />
qualitativ einwandfrei ist. Glaubwürdigkeit,<br />
Verfügbarkeit und Preissicherheit sind für<br />
beide Seiten von Nutzen. Wir sind auf einem<br />
guten Wege, das an der Elfenbeinküste<br />
selbst garantieren zu können.<br />
Wie viel rohkakao brauchen Sie denn<br />
im Jahr?<br />
Dr. Guido Colsman: Wir bei Ludwig Schokolade<br />
haben einen Jahresbedarf von gut 10.000<br />
bis 12.000 Tausend Tonnen. 4.000 Tonnen<br />
wollen wir ab 2013 direkt von der Kooperative<br />
beziehen. 2.000 Tonnen sollen es 2012<br />
sein. Diese Mengen teilen wir <strong>uns</strong> allerdings<br />
mit Fuchs & Hoffmann, um auch <strong>uns</strong>ere Industriekunden<br />
damit bedienen zu können.<br />
Wir danken Ihnen für das Gespräch.