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Dokumentation Grundtvig 2

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05-08-2008-II._Themen-3_Modul:<strong>Dokumentation</strong> <strong>Grundtvig</strong> 2 25.08.2008 16:41 Seite 69<br />

CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates <strong>Grundtvig</strong> 1.1 Projekt<br />

II. Themen<br />

3. Modul „Entwicklungspsychologische Ansätze<br />

nimmt er nun auch den empathischen Prozess als<br />

solchen wahr. Wie einfühlsam, bzw. uneinfühlsam<br />

seine Umwelt auf ihn reagiert, entscheidet<br />

über seine psychische Einbindung in die zwischenmenschliche<br />

Gemeinschaft, bzw. über<br />

seine psychische Einsamkeit. Spätestens zu diesem<br />

Zeitpunkt der Entwicklung wird die zukünftige<br />

existentielle Befindlichkeit eines Säuglings<br />

geprägt.<br />

Zwischenmenschliche Bezogenheit wird besonders<br />

durch drei innere Erlebnisweisen hergestellt:<br />

Durch die gemeinsame Aufmerksamkeit, die gemeinsame<br />

Absicht und die Gemeinsamkeit affektiver<br />

Zustände. Das auffälligste Merkmal der<br />

intersubjektiven Bezogenheit ist das geteilte Erleben<br />

von Gefühlen. Der Charakter ist überwiegend<br />

transmodal. Der Rhythmus wird für den<br />

Säugling zu einem Charakteristikum seiner Umwelt.<br />

In dieser Zeit lebt das Kind, obwohl bei diesen<br />

Ab- und Einstimmungsvorgängen<br />

organismische, motorische, affektive und kognitive<br />

Wahrnehmung zusammenspielen, auch in<br />

der Einheit der Sinne. Eine Wahrnehmung der<br />

Welt bleibt eine ganzheitliche. Die amodalen Abund<br />

Einstimmungsprozesse, die Genauigkeit<br />

ihres Zusammenspiels, ihre Richtigkeit für das<br />

Kind sind das Ziel, das in sich selbst entwicklungsfördernd<br />

sein soll.<br />

Gemeinsam geteilte Gefühle vermitteln die<br />

grundlegende Erfahrung, dass innere Zustände,<br />

soziale Prozesse und Beziehungsangelegenheit<br />

von tiefem sozialem Wesen sind. Der Wunsch<br />

nach vertrauter Nähe zum Objektiv ist ein angeboren<br />

und zutiefst menschlicher Impuls. Das<br />

Wesen der Intersubjektivität besteht darin, affektive<br />

Zustände mit anderen zu teilen und sich mitzuteilen,<br />

somit primäres Bedürfnis nach Kontakt<br />

und Berührung. Die Nähe ist psychischer, konkret<br />

körperlicher Natur. Die Entwicklung vom Körpergefühl<br />

und Beziehungsfähigkeit ist nicht so entscheidend<br />

wie die stimmige Interaktion im<br />

Rahmen eines engen Körperkontaktes. Die Qualität<br />

der Berührung ist entscheidend. Harmonierende<br />

Stimmigkeit und Erfahrung des<br />

Kleinkindes, das es selbst willentlich Berührung<br />

und körperlichen Austausch herstellen und regulieren<br />

kann.<br />

Orientiert sich der Körperkontakt nur an den Bedürfnissen<br />

des anderen, verliert das Kind das<br />

Empfinden, für seine körperliche Urheberschaft<br />

und eigenes Wirkungsvermögen in der Gestaltung<br />

von Beziehungen. Misslingt die Begegnung,<br />

bleibt die Sehnsucht nach stimmiger Berührung<br />

lebenslang in den Zellen gespeichert und der Körper<br />

ruft nach einer korrigierenden Erfahrung. Obwohl<br />

hier schon Laute und Vokalisierung eine<br />

erhebliche Rolle spielen, bewegt sich das Kind<br />

immer noch im vorsprachlichen Stadium seines<br />

Selbsterlebens. Mit dem Eintritt in die Welt der<br />

Symbole und Sprache findet eine einschneidende<br />

Veränderung im Selbsterleben statt.<br />

Etwa in der Mitte des 2. Lebensjahres beginnen<br />

Kinder, sich die Welt um sie herum auch mit Hilfe<br />

von Symbolen, Zeichen und Bildern vorzustellen,<br />

oder wie man sagt, psychisch zu repräsentieren.<br />

Dies verändert ihre Weltsicht fundamental. Sie<br />

können sich selbst zunehmend zum Objekt der<br />

eigenen Reflexionen machen, über Personen und<br />

Dinge kommunizieren, die nicht mehr direkt anwesend<br />

sind, im Spiel symbolisch handeln, oder<br />

Gefühle und empathisches Verhalten in Worte<br />

fassen. Sie beginnen von sich selbst als Person zu<br />

sprechen und konsolidieren ihre Geschlechtsidentität.<br />

Neue Formen der Kommunikation als<br />

Gemeinsamkeit über die Sprache werden möglich.<br />

Dabei führt der Spracherwerb aber zu einem<br />

Selbst- wie zu einem interpersonalen Problem,<br />

der Einordnung von Bedeutung dessen, was<br />

wahrgenommen wird. Bedeutung im Sinne eines<br />

Bindegliedes zwischen erfahrener oder gedachter<br />

Welt und Wörtern ist nun keine naturgegebene,<br />

unmittelbar einleuchtende Tatsache mehr.<br />

Sie muss vielmehr zwischen dem Kind und den<br />

Eltern wechselseitig ausgehandelt werden. Bedeutungen<br />

ergeben sich fortan als Verhandlungen<br />

zwischen Kind und Bezugspersonen, die<br />

vereinbaren, was sie als gemeinsam verstehen. In<br />

dem individuellen Erleben von Wirklichkeit muss<br />

über gemeinsame Ich-, Du- und Wir-Bedeutungen<br />

auch eine gemeinsame Konstruktion von<br />

Wirklichkeit hergestellt werden. Das Kind wird<br />

mit zusätzlichen Anforderungen konfrontiert, die<br />

sein bisheriges Welterleben und sein Gefühl von<br />

Eigenmächtigkeit zutiefst verändern.<br />

Die Phase im Leben, in der es selbstständig zu<br />

gehen und zu sprechen beginnt, ist eine hochkritische<br />

Phase. Es wird jetzt auf eine fremde soziale<br />

Ordnung hin umorientiert. Es wird vom Kind<br />

II. Themen 69

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