Dokumentation Grundtvig 2
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05-08-2008-II._Themen-3_Modul:<strong>Dokumentation</strong> <strong>Grundtvig</strong> 2 25.08.2008 16:42 Seite 99<br />
CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates <strong>Grundtvig</strong> 1.1 Projekt<br />
II. Themen<br />
3. Modul „Entwicklungspsychologische Ansätze<br />
Trehup und Trainor 1990 haben vier Regeln formuliert,<br />
denen die Säuglinge folgen:<br />
Regel 1: Von Beginn an unterscheiden Säuglinge<br />
sprachliche von nicht sprachlichen Lauten.<br />
Regel 2: Säuglinge zeigen schon kurz nach der<br />
Geburt eine Präferenz für die mütterliche<br />
Stimme. Auch eine Präferenz für die Muttersprache.<br />
Vier Tage alte Säuglinge können prosodische<br />
Merkmale nutzen, um die Muttersprache von der<br />
Fremdsprache zu unterscheiden.<br />
Als Untersuchungsmethode wird das Habituierungsexperiment<br />
eingesetzt.<br />
Gewählt wird dann oft die Saugrate zu Messung.<br />
Begriffe sind Habituierung und Dishabituierung.<br />
Es konnte gezeigt werden, dass Säuglinge die<br />
Muttersprache allein wegen ihrer besonderen<br />
Prosodierung vorziehen. Säuglinge diskriminieren<br />
nicht zwischen Fremdsprachen. Die Diskriminierungsleistung<br />
beruht auf einer größeren<br />
Vertrautheit mit der Muttersprache.<br />
Die vorgeburtlichen Erfahrungen mit der mütterlichen<br />
Sprache zeigen Präferenz der Säuglinge für<br />
diese Sprache. Spricht die Mutter während der<br />
Schwangerschaft eine andere Sprache, wird die<br />
Muttersprache nicht bevorzugt. (Bertoncini et al<br />
1989). Die vorgeburtliche Erfahrung wird also als<br />
Wiedererkennungs- und Differenzierungsleistung<br />
eingesetzt.<br />
Regel 3: Prosodische Merkmale werden für wichtige<br />
Differenzierungsleistungen genutzt. Säuglinge<br />
sind im Habituierungsexperiment in der<br />
Lage durch Veränderungen ihrer Saugrate die<br />
mütterliche Stimme aktiv hervorzurufen ( De Kasper<br />
et Fifer 1980).<br />
Säuglinge ziehen eine gut strukturierte Sprachgestalt<br />
einer weniger gut strukturierten vor.<br />
Interpretationsmöglichkeit: Muttersprache ist für<br />
das vorsprachliche Kind kein undifferenzierter<br />
Strom von Lauten, sondern eine erkennbare kohärente<br />
internationale Struktur (Hirsh/Pasek<br />
1987).<br />
Regel 4: Der Säugling nutzt die Aufmerksamkeit<br />
selektiv auf die kindgerichtet Sprache („Babytalk“).<br />
Babytalk hat eine überzogene Intonationskontur,<br />
einen hohen Tonfall, lange Pausen am Phrasen-<br />
Strukturgrenzen. Sprachepräferenz des Säuglings<br />
mit 4 Monaten. Die Sprache in einer Tonlage zwischen<br />
400 und 600 Hz entspricht der Fähigkeit<br />
des Babys höhere Töne besser differenzieren zu<br />
können als tiefere. Anpassung an die rhythmisch<br />
prosodische Struktur der Sprache.<br />
Die Motivation zum Spracherlernprozess ist zu<br />
Beginn hoch affektbetont, gewinnt im Laufe der<br />
Entwicklung zunehmend eine kognitive Qualität.<br />
Zwischen der Geburt und dem 9. Lebensmonat<br />
entwickelt sich die Fähigkeit, Begriffe und Kategorien<br />
zu bilden. Objektkategorien bilden die<br />
Basis für die Benennungsfunktion. Ab dem 10.<br />
Lebensmonat können die ersten Wörter produziert<br />
werden. Mitteilung über die Dinge wird an<br />
referentiellen und konventionalisierten Gesten<br />
deutlich (z.B. Kopfschütteln oder Winken mit der<br />
Hand). Die Gesten bestehen aus fest gefügten<br />
Bedeutungs- und Handlungszusammenhängen<br />
und haben so eine Brückenfunktion für den<br />
Übergang vom nicht sprachlichen zum sprachlichen<br />
Handeln. Die symbolisch verwendete Geste<br />
ist also eine Form eines Erreichens eines kognitiven<br />
Meilensteines, der den Gebrauch konventionalisierter<br />
sprachlicher Zeichen möglich macht.<br />
Kinder, die früh Gesten benutzen, werden auch<br />
frühe Sprecher, wohingegen späte Gestenbenutzer<br />
späte Sprechen sind.<br />
Alles wird im Gedächtnis gespeichert. Gedächtnis<br />
und Sprache haben viel miteinander zu tun. Gehörte<br />
Sprache muss phonologisch analysiert und<br />
repräsentiert werden, damit sie erkannt und artikulatorisch<br />
als Output wiedergegeben werden<br />
kann. Dies leistet der phonologische Kurzspeicher.<br />
Ist die phonologische Repräsentationsfähigkeit<br />
defizitär, so kann ein normaler<br />
Spracherwerbsprozess nicht erfolgen (Gathercole<br />
and Baddely 1989).<br />
7. Zusammenfassung:<br />
Der Säugling bringt angeborene oder sehr früh<br />
erworbene Voraussetzungen mit, um mit dem<br />
Medium Sprache zunehmend bereichsspezifischer<br />
Weise umzugehen. Bis ungefähr zum 10.<br />
Lebensmonat haben sich die 3 Bereiche der Vorausläuferfähigkeiten<br />
zunehmend entwickelt<br />
und interagieren miteinander. Intensive frühe Erfahrungen<br />
im kommunikativen Austausch mit<br />
der Umwelt tragen dazu bei, dass diese Entwicklungslinien<br />
zunehmend eigene Organisationen<br />
II. Themen 99