Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...
Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...
Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Philosophie</strong>geschichte, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Methode konstituiert hat. Wenn die<br />
<strong>Dekonstruktion</strong> die Geschichte <strong>der</strong> Metaphysik und die des Methodenbegriffs untersucht,<br />
kann sie sich nicht einfach selbst als Methode darstellen.“ (Derrida 1987a 70)<br />
Derrida setzt für diese möglichen <strong>Dekonstruktion</strong>en eine Erweiterung <strong>der</strong> Begriffe Text und<br />
Schrift voraus, die somit nichts ausschliessen:<br />
„Ich habe aus strategischen Gründen... den Begriff des Textes verallgemeinert und als Text<br />
ebenso eine Institution wie eine politische Situation, einen Körper, einen Tanz usw.<br />
bezeichnet...“ (ebd.)<br />
„Das was ich also Text nenne, ist alles, ist praktisch alles. (...) Ich habe gegelaubt, daß es<br />
notwendig wäre, diese Erweiterung, diese strategische Verallgemeinerung des Begriffs des<br />
Textes durchzuführen, um <strong>der</strong> <strong>Dekonstruktion</strong> ihre Möglichkeit zu geben, <strong>der</strong> Text<br />
beschränkt sich folglich nicht auf das Geschriebene, auf das, was man Schrift nennt im<br />
Gegensatz zur Rede. Die Rede ist ein Text, die Geste ist ein Text, die Realität ist ein Text in<br />
diesem neuen Sinne.“ (Derrida 1987b 107, f)<br />
<strong>Dekonstruktion</strong> hat nicht das Ziel, „eine neue Ordnung von Vernunft hervorzubringen. Doch sie<br />
ist ein Symptom für die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ordnung von Rationalität, in <strong>der</strong> wir leben.“ ( Derrida<br />
1987a 71) Derrida untersucht das Prinzip <strong>der</strong> Vernunft und nutzt dazu die Möglichkeit, die<br />
ihm das Verlassen <strong>der</strong> Grundsätze, die das Vernunftsprinzip selbst bestimmen, eröffnet.<br />
<strong>Dekonstruktion</strong> ist aber we<strong>der</strong> rational noch irrational. Irrationalität gibt es erst seit es den<br />
Begriff <strong>der</strong> Rationalität gibt, den Leibniz im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t prägte. Durch bloßes Negieren<br />
von rationalem Denken ist darüber kein Überblick zu erhalten. Der Philosoph ist sich seiner<br />
Verantwortung bewußt, wenn er den Vernunftsbegriff hinterfragt: Welchen geschichtlichen<br />
Weg ist das Verständnis von Vernunft gegangen, und was kann klassische und mo<strong>der</strong>ne<br />
Rationalität sein? Die Fragen nach <strong>der</strong> Wahrheit, <strong>der</strong> Vernunft, <strong>der</strong> Verantwortlichkeit sowie<br />
dem Sinn, die selbst in ihrer Art des Fragens geprüft werden, sind <strong>der</strong> Antrieb dafür.<br />
Bei <strong>der</strong> „Erfahrung <strong>der</strong> Wahrheit“ (ebd. 73) gibt es keine Sicherheit, die wissenschaftlich fest<br />
abgesteckt ist. Der Wahrheitswert hat eine relative Wirksamkeit. Derrida vergleicht ihn mit<br />
einem Werkzeug mit begrenzter Brauchbarkeit. Gerechtigkeit kann in <strong>der</strong> Vielfältigkeit des<br />
Lebens nicht als geschlossenes System existieren.<br />
1.4.<br />
an <strong>der</strong> Grenze <strong>der</strong> Wissenschaften<br />
Die <strong>Dekonstruktion</strong> durchquert alle Disziplinen. Sie ist selbst we<strong>der</strong> eine Disziplin, ein Wissen<br />
noch eine Metadisziplin. Weil <strong>Dekonstruktion</strong> keinem geschlossenen System angehört, läßt<br />
sie sich auch nicht kritisieren. Im Gegensatz dazu ist aber alles, was durch <strong>Dekonstruktion</strong><br />
entsteht, kritisierbar. Es ergeben sich Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit Dingen, die Ordnungen<br />
angehören, <strong>der</strong>en innere Bestimmungen eine Kritik ermöglichen.<br />
Derrida vergleicht die Sprache <strong>der</strong> Kunst und die Sprache <strong>der</strong> Wissenschaften. So wie sie<br />
etwas zum Vorschein bringen, verbergen sie auch immer etwas. Wir können keine absolute<br />
Sprachform bilden, auch in <strong>der</strong> Mathematik ist die integrale Formalisierung unmöglich.<br />
Wir haben nur die Möglichkeit, in unserer natürlichen Sprache zu denken, und mit dieser zu<br />
arbeiten. Das bedeutet aber keine Negation <strong>der</strong> Wissenschaften und den darin genutzten<br />
Fachsprachen. Es meint eher eine Relativierung im übergeordneten Sinn, die eine<br />
Hierarchisierung <strong>der</strong> Wissenschaften aufhebt. Darin unterscheidet sich Derrida von<br />
Heidegger, <strong>der</strong> sagte: „Die Wissenschaft denkt nicht.“ (ebd. 83)