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Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

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<strong>der</strong> Kirche hat sich gewandelt. Sonst wären weit sichtbare Funktürme auf Kirchen wohl<br />

unmöglich. Auch <strong>der</strong> Stolz auf den industriellen Fortschritt, <strong>der</strong> sich zum Beispiel durch<br />

Schornsteine auf dem Stadtwappen Brandenburgs in <strong>der</strong> DDR darstellte, steht heute nicht<br />

mehr im Mittelpunkt.<br />

In <strong>der</strong> Architektur zeigt sich einerseits unser Ordnungssystem und an<strong>der</strong>erseits sind wir in <strong>der</strong><br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Architektur mit unserem eigenen Ordnungssystem konfrontiert.<br />

Unsere Vorstellung von <strong>der</strong> Welt und wie wir sie in Ordnung finden, wird uns bewusst, wenn<br />

das, was wir in einem Gebäude sehen, nicht mit dieser übereinstimmt. Funktürme auf Kirchen<br />

stören uns nur, wenn sie unsere Vorstellung von einer Unantastbarkeit <strong>der</strong> Tradition, einer<br />

Heiligkeit, die dem Gebäude vorgestellt innewohnt, gestört wird. Diese Bedeutungen sind<br />

erlernt und werden im kulturellen Umkreis weitergegeben. Die Bedeutung von Architektur<br />

bildet sich für jeden erneut und verän<strong>der</strong>t sich dadurch. Sie ist für uns verständlicher<br />

abzulesen und wie<strong>der</strong>herzustellen, wenn wir in den kulturellen Kontext, <strong>der</strong> die Architektur<br />

hervorgebracht hat, eingebunden sind. Das gebräuchliche Orientierungssystem muss uns<br />

dafür geläufig sein. Dann ist es für uns die Zeichenhaftigkeit von Architektur, die uns ein<br />

Rathaus als Rathaus erkennen o<strong>der</strong> lesen lässt.<br />

Das Problem <strong>der</strong> Repräsentation <strong>der</strong> Präsenz <strong>der</strong> Architektur, was Derrida und Eisenman<br />

beschäftigt, ist auch für sie ein kulturelles: Verbunden sind beide durch eine Berührung mit<br />

dem jüdischen Verständnis für Schrift. Die jüdische Schriftauffassung ermöglicht viele<br />

Interpretationen, die ständig praktiziert werden. Es werden nur Eigenschaften Gottes<br />

dargestellt, die Darstellung wird nie als Repräsentation von Gott selbst verstanden. Das<br />

erzeugt ein an<strong>der</strong>es ästhetisches Denken.<br />

Hinzu kommt für Eisenman die Erfahrung <strong>der</strong> Bedeutung des Sichdarstellen und<br />

Repräsentierens <strong>der</strong> amerikanischen Kultur und für Derrida die, einer vielfältig geprägten<br />

Kultur Algeriens.<br />

In <strong>der</strong> französischen Kolonie Algerien wird eine zum größten Teil arabische Kultur von einer<br />

christlich geprägten Kultur beherrscht. Die Geschichte ist dort schon immer von<br />

verschiedenen Kulturen beeinflusst worden. Der Unterschied <strong>der</strong> Bedeutung von<br />

Repräsentation <strong>der</strong> Architektur in den verschiedenen Kulturen ist hier unverkennbar: Eine<br />

Moschee darf nur von Menschen betreten werden, die den muslimischen Glauben teilen. Die<br />

Mauer gegenüber des Eingangs versperrt die Sicht ins Innere <strong>der</strong> Moschee. In <strong>der</strong> arabischen<br />

Baukultur ist das grundsätzlich so. Auch in den privaten Wohnhäusern hat die Wand<br />

gegenüber des Eingangs den Sinn, dass kein Außenstehen<strong>der</strong> sehen kann, wie wohlhabend<br />

eine Familie ist. Nach außen repräsentiert sich niemand den an<strong>der</strong>en gegenüber. Die Häuser<br />

öffnen sich nach Innen. Diese Architektur ist einerseits klimatisch bedingt, aber sie beinhaltet<br />

auch ein völlig an<strong>der</strong>es Verständnis von Gesellschaft und damit ein an<strong>der</strong>es<br />

Selbstverständnis. Das Thema könnte man auch in <strong>der</strong> kulturell verschiedenen Kleidung, die<br />

Verhüllung o<strong>der</strong> Repräsentation bedeuten kann, weiterfolgen.<br />

Diese an<strong>der</strong>e Beziehung zwischen Subjekt und Objekt bestimmt auch ein an<strong>der</strong>es<br />

Verständnis <strong>der</strong> Welt. Das Verhältnis von Subjekt und Objekt hat eine ganz an<strong>der</strong>e Geschichte<br />

als in unser abendländischen Kultur, in <strong>der</strong> erst die Kirche, dann die Industrie und heute die<br />

Wirtschaft und <strong>der</strong> Konsum ihre Macht nach außen demonstrieren.<br />

Die Baukultur ist offensichtlich vielfältig. Es sind die Möglichkeiten, die sich aus den<br />

Gegebenheiten wie Materialien und <strong>der</strong> vorhergegangenen Baukultur ergeben, die ihre<br />

Spuren hinterlassen. Es gibt verschiedene traditionelle Lösungen für unterschiedliche<br />

Bedürfnisse. Es kann keine absolute Interpretation von Architektur geben.<br />

Diese Relativität müssen wir zur Zeit <strong>der</strong> Globalisierung im Blick haben.<br />

Was bedeutet ein Weltkulturerbe? Eine Bewahrung <strong>der</strong> Vielfalt meint man. Für wen bedeutet<br />

es was? Für uns kann es eine Geldquelle bedeuten, um die Fassaden zu rekonstruieren, die<br />

unsere traditionelle Vergangenheit repräsentieren sollen. Das beinhaltet einerseits unser<br />

Verständnis von Baukultur und Repräsentation und Pflege dieses Erbes. Die Bedeutung von<br />

äußerlicher Repräsentation scheint sich aber nicht global anwenden zu lassen.

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