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Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

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Und ist es denn an<strong>der</strong>erseits überhaupt möglich? Kann die Vergangenheit wie<strong>der</strong><br />

eingeschrieben werden? Die Grenze zwischen Reparatur, die für eine weitere Nutzung<br />

notwendig ist und einer Fassadenschau, um die Vergangenheit einzumauern, und <strong>der</strong><br />

Bewahrung des Kulturguts ist nicht eindeutig.<br />

An dieser Stelle ist schon aus rein technischer Sicht das Problem deutlich: Mit unseren<br />

heutigen industriell hergestellten profitorientierten Baustoffen können wir die alten<br />

Gebäude nicht wie<strong>der</strong>herstellen, wie sie in <strong>der</strong> Vergangenheit gewesen sind. Erstens ist eine<br />

entsprechende traditionelles Handwerk gar nicht mehr vorhanden. Das hat zur Folge, dass<br />

zum Beispiel oft mit synthetischen Putzen und Farben versucht wird, eine frühere Optik<br />

nachzuahmen. Zweitens ist die Frage welchen Sinn das Ganze überhaupt macht, ein Erbe in<br />

<strong>der</strong> Art zu pflegen, indem man es in seiner ursprünglichen Art und Weise wie<strong>der</strong>herstellen<br />

möchte. Was ist dieses ursprünglich? Und warum muss es erhalten werden?<br />

Es ist wohl immer ein Mitnehmen ins heute. Es ist nur ein Heute, ein Jetzt <strong>der</strong> Architektur<br />

möglich. Dieses Heute und Jetzt ergibt sich aus <strong>der</strong> Vergangenheit, es ist eine Bewegung von<br />

etwas kommend zu etwas gehend als einzige Möglichkeit zu denken, zu schreiben o<strong>der</strong> zu<br />

bauen, gegenwärtig zu sein.<br />

Die Hetrogenität in <strong>der</strong> Architektur spiegelt die Vielfältigkeit <strong>der</strong> Möglichkeiten in diesem<br />

Jetzt unserer Kultur wie<strong>der</strong>. Der Reiz, das, was Architektur und Denkmalpflege spannend<br />

macht, ist ,wenn es gelingt, neue Dinge neben alten noch haltbaren und brauchbaren o<strong>der</strong><br />

bedeutenden Teilen zu entwickeln o<strong>der</strong> neue Nutzungen und Bedeutungen in bestehende<br />

Gebäude zu integrieren, um mit Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite gibt es auch alte Techniken und Materialien, die unter heutigen<br />

Gesichtspunkten sinnvoller erscheinen als neue, die nur auf wirtschaftlichen Umsatz<br />

ausgelegt sind, was bei Putzen und Wandfarben offensichtlich vorkommt.<br />

Es ist ein Spiel <strong>der</strong> Möglichkeiten, die vorhanden sind und gefunden werden. Architektur<br />

entsteht im Prozess des Entwerfens.<br />

3.2. über die Auseinan<strong>der</strong>setzung Derridas und Eisenmans (1989)<br />

Ungefähr zwei Jahre nach <strong>der</strong> gemeinsamen Arbeit am Parc de La Villette wendet sich<br />

Derrida mit seinem Unverständnis gegenüber den theoretischen Veröffentlichungen<br />

Eisenmans mit einem Brief an ihn. Das Thema ist die Architektur <strong>der</strong> Abwesenheit, die<br />

Eisenman in einem Text Moving Arrows,Eros and other Errors zu seinem Entwurfsprojekt<br />

Romeo und Julia in Verona, Italien (1985, s.Abb.) erörtert.<br />

Das Programm dieses Entwurfs ist die Übersetzung <strong>der</strong> dominanten Themen <strong>der</strong> Geschichte<br />

von Romeo und Julia auf den historischen Ort in Verona. Es gibt drei verschiedene<br />

Textversionen aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t. Der Ort <strong>der</strong> Geschichte wechselt von <strong>der</strong> ersten<br />

Version in Montecchio zu Verona in <strong>der</strong> zweiten und dritten. Letztere ist die Bekannteste von<br />

Shakespeare. „Mit den verschiedenen Versionen <strong>der</strong> Geschichte wird ein Schauplatz in mehreren<br />

Maßstäben geschaffen...“ (Eisenman in: Davidson 118) Die drei Texte überlagern sich<br />

gegenseitig. Sie implizieren verschiedene Lesarten. Diese Überlagerung überträgt Eisenman<br />

in architektonischen Metaphern in Form von Zeichnungen und Modellen auf die Stadt<br />

Verona. Die Geschichte eines Standorts wird in einem architektonischen Diskurs nacherzählt.<br />

Darin versucht Eisenman die fundamentalen Umbrüche des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

auszudrücken.<br />

Eisenman stellt Aspekte <strong>der</strong> Architektur, wie ihre Präsenz, den Ursprung und das ästhetische<br />

Objekt hinsichtlich des Orts, des Programms und <strong>der</strong> Darstellung in Frage.<br />

Er verfolgt in diesem Projekt das Konzept <strong>der</strong> Destabilisierung und entwickelt<br />

dementsprechend die Entwurfsmethode des scaling. Dabei legt er Bil<strong>der</strong> analog zu den drei<br />

unterschiedlichen Textversionen in unterschiedlichen Maßstäben übereinan<strong>der</strong>. Dieser<br />

Maßstab ist nicht länger ausschließlich auf den Menschen bezogen, son<strong>der</strong>n auf sich selbst.<br />

Auf diese Art will Eisenman den Anthropozentrismus, <strong>der</strong> die Darstellung <strong>der</strong> Architektur seit<br />

<strong>der</strong> Renaissance beherrscht, untergraben. Für ihn kann <strong>der</strong> Mensch nicht länger das Maß aller

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