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Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

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postmo<strong>der</strong>nes Gebäude sind. Die Richtungen <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne lassen sich nicht vereinen.<br />

Wolfgang Welsch beschreibt <strong>Dekonstruktion</strong> als allgemeines Phänomen, das unsere<br />

Wissenschaften, Orientierungsform, Lebensweise und unsere Sicht <strong>der</strong> Welt prägt.<br />

Ullrich Schwarz argumentiert in gleicher Weise mit folgenden Beispielen:<br />

„Die Astrophysik des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts entwirft das Bild eines sich ausdehnenden Universums<br />

ohne Zentrum, in welchem <strong>der</strong> Mensch nicht nur eine ephemere Zufallserscheinung darstellt,<br />

son<strong>der</strong>n das als Ganzes einem absehbaren Ende entgegengeht.“ (Schwarz1991 52)<br />

Freud entwickelt die Psychoanalyse, die die Erkenntnis beinhaltet, „dass das Ich nicht einmmal<br />

im eigenen Hause Herr sei.“ (zit.n. ebd.) Foucaults Kritik des Humanismus entfaltet eine Analytik<br />

<strong>der</strong> Endlichkeit. „Die Endlichkeit begründet sich in <strong>der</strong> Unmöglichkeit, die Existenz <strong>der</strong> Körper, <strong>der</strong><br />

Bedürfnisse, <strong>der</strong> Sprache in einer absoluten Erkenntnis zu beherrschen.“ (ebd.)<br />

„Das mo<strong>der</strong>ne naturwissenschaftliche Weltbild rückt nicht nur den Menschen aus dem Zentrum,<br />

es verän<strong>der</strong>t auch den Begriff des Wissens.“ (ebd.) Die Natur wird eher in Chaostheorien als in<br />

linear kausaler Entwicklung beschrieben.<br />

Letztlich beinhaltet <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne offensichtlich nicht eine Meinung o<strong>der</strong><br />

Richtung des Denkens. Sie ist das gleichberechtigte Nebeneinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> verschiedenen Stile.<br />

„...alle vorgeblich ewigen o<strong>der</strong> universalen Fundamente [sind ] nur Justierungen, die zwar<br />

ihr Recht und ihre Tragfähigkeit, vor allem aber auch ihre Grenzen haben. Unterschiedliche<br />

Fundamente sind möglich, und Wechsel an <strong>der</strong> Tagesordnung. Das verän<strong>der</strong>t die<br />

Auffassung und den Sinn jeglicher Rede von ,Fundament'. Es geht nicht mehr um absolute<br />

Stabilität, son<strong>der</strong>n um relative Tragfähigkeit. “ ( Welsch 58)<br />

Die Begriffe, die unser Leben bestimmen, müssen so beweglich wie unsere Wirklichkeit sein.<br />

Die Wirklichkeit gestalten wir selbst. „ Rationalität <strong>–</strong> immer noch unser „Gott“ kann ohne<br />

<strong>Dekonstruktion</strong> nicht mehr gedacht werden.“ ( Welsch 61)<br />

3.4. über <strong>Architekturtheorie</strong> und Eisenman <strong>der</strong> 1990er Jahre bis heute<br />

Nun bleibt im letzten Teil die Frage, welche Bedeutung die <strong>Dekonstruktion</strong> innerhalb <strong>der</strong><br />

architekturtheoretischen Entwicklung bis heute hat. Welche Wirkungen hat die<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung von Philosophen und Architekten zeigen sich in unserer<br />

zeitgenössischen Architekturdebatte?<br />

Eisenman hat entscheidend dazu beigetragen, den Architekturdiskurs in den 1960er Jahren<br />

an zeitgenössischen gesellschaftlichen und kulturellen Diskursen neu auszurichten und<br />

<strong>Architekturtheorie</strong> im Sinne einer eigenständigen wissenschaftlichen Praxis jenseits <strong>der</strong><br />

Architekturgeschichte zu begründen.<br />

Eine weiterführende Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen Architekten und Philosophen hat Peter<br />

Eisenman in den 1990er Jahren in Form <strong>der</strong> Any - Konferenzen initiiert. Der internationale<br />

Architekturdiskurs wird in den Jahren zwischen 1991-2000 maßgeblich von den jährlichen<br />

Treffen von Architekten, Philosophen, Historikern und Soziologen an wechselnden Orten in<br />

Amerika,Asien und Europa geprägt. Es ist Eisenmans Anliegen, ein Forum für die<br />

interdisziplinäre Erarbeitung einer Gegenwartstheorie <strong>der</strong> Architektur zu schaffen.<br />

„In einer Epoche <strong>der</strong> Uneindeutigkeit, wie die Herausgeber von Any sagen, kann es keine<br />

Lehrbücher geben, son<strong>der</strong>n nur Mitschriften komplexer Diskussionsprozesse. Daher also:<br />

zehnmal Any, in so gut wie allen Zusammensetzungen, die das amerikanische Englisch<br />

hergibt, von Anyone bis Anymore...“ ( Schwarz 2009 1)<br />

Regelmäßige Teilnehmer dieser Zusammentreffen sind die Architekten Peter Eisenman, Rem<br />

Koolhaas, Bernard Tschumi, Arata Isozaki,Steven Holl, Jean Nouvel, Jacques Herzog, Zaha<br />

Hadid, Ben van Berkel und Greg Lynn; die Architekturtheoretiker Ignasi di Solà-Morales,

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