Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...
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1.3.<br />
über die Grammatologie Derridas<br />
An dieser Stelle setzt <strong>der</strong> Poststrukturalismus, in den 1960er Jahren in Frankreich, seine Kritik<br />
von innen an. Die Theorie des Strukturalismus wird übernommen und radikalisiert. Das<br />
Fragen des Strukturalismus endet bei <strong>der</strong> klaren Annahme des Vorhandenseins von<br />
Bedeutung, <strong>der</strong> durch die Differenz <strong>der</strong> Elemente konstituiert wird. Die Bedeutung wird aber<br />
erst mit dem Vorgang des Bezeichnens konstituiert (Jaques Lacan).<br />
Von außen richtet sich die Kritik grundlegend gegen jegliche Vorstellung von Repräsentation.<br />
Es kann nicht von einem absoluten Dasein von Sinn o<strong>der</strong> Bedeutung ausgegangen werden.<br />
Dementsprechend ist nicht objektiv festzustellen ist, was Vernunft bedeutet. An dieser Stelle<br />
wird die Unzulänglichkeit des strukturalistischen Systems deutlich. Vernunft wird im<br />
poststrukturalistischen Denken als gesellschaftlich festgesetzte Machtwirkung verstanden.<br />
Die Kritik gilt weiterhin <strong>der</strong> Ausgrenzung von Historizität im Strukturalismus. Das meint, daß<br />
<strong>der</strong> Strukturalismus die Verhältnisse <strong>der</strong> Elemente zueinan<strong>der</strong> in einem bestimmten Moment<br />
untersucht, was die Sichtweise eines in sich geschlossenen Systems ohne Zentrum<br />
ermöglicht. Die Kritik gilt dieser Betrachtung, weil sie Geschichte als Objekt kategorisiert. Es<br />
kann aber nicht die Überwindung <strong>der</strong> Metaphysik sein, den Ursprung einfach auszugrenzen.<br />
Die einfache Negation <strong>der</strong> Metaphysik verbleibt in <strong>der</strong> Anerkennung des traditionell<br />
metaphysischen Denkens.<br />
Um nach dem Sinn von Sein zu fragen, bedarf es einer Art des Fragens, die unsere<br />
Geschichtlichkeit, in <strong>der</strong> wir uns befinden, mit einschliesst. Michel Foucault entwickelt die<br />
Diskursanalyse. Er fragt nach den historischen Bedingungen für die Entstehung von Wissen<br />
und Zusammenhängen, ohne dabei einer hierarchischen Richtung zu folgen.<br />
Der allgemeine Diskurs als dezentrierte Rede entscheidet darüber, was überhaupt ist. Das<br />
meint, daß sich die Welt nicht auf das Subjekt als Ursprung o<strong>der</strong> Zentrum gründet. Das<br />
Subjekt versteht Foucault als Produkt, das eine Epoche am Übergang von <strong>der</strong> Klassik zur<br />
Mo<strong>der</strong>ne hervorgebracht hat. Diese Sicht betrifft auch die Literatur, bei <strong>der</strong> Text und Autor<br />
getrennt betrachtet werden. Der Autor steht nicht im Vor<strong>der</strong>grund. Der Kontext, die Regeln<br />
und Normen, unter denen Literatur entsteht, bestimmen die Literatur als geregeltes, aber<br />
auch als regelndes Ordnungssystem. Im Poststrukturalismus findet die <strong>Philosophie</strong>, die einen<br />
Sinn verfolgt, ihr Ende.(vgl. Metzler 305)<br />
In diesem Kontext und aus <strong>der</strong> Erneuerung <strong>der</strong> Sprachwissenschaft von Saussure entwickelt<br />
Derrida die Grammatologie. (Derrida 1967a) Diese beinhaltet die <strong>Dekonstruktion</strong> des Begriffs<br />
Zeichen und dementsprechend des ganzen logischen Zeichensystems. Es ist Derridas<br />
Annerkennung und Radikalisierung <strong>der</strong> Theorie des Zeichens von Saussure. Derrida sieht die<br />
Zeichentheorie Saussures innerhalb des Systems <strong>der</strong> Metaphysik verhaftet. Die<br />
strukturalistische Differenztheorie geht von dem Vorhandensein von Sinn o<strong>der</strong> Bedeutung,<br />
beziehungsweise einem Signifikat aus, was unabhängig vom Bedeutungsprozess existiert.<br />
Das Signifikat wird als dem Bedeutungsprozess vorausliegend angenommen. Derrida sieht<br />
diese Annahme entsprechend <strong>der</strong> eines transzendentalen o<strong>der</strong> von Gott gegebenen<br />
Signifikats. Der Sinn ist aber nicht die Ursache <strong>der</strong> Bezeichnung, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> sich<br />
aufschiebende Effekt. Wenn sich die Bedeutung erst im Bedeutungsprozess aufschiebt, kann<br />
die Theorie des Zeichens nicht feststehend sein. Da das System des Zeichens und damit <strong>der</strong><br />
Metaphysik nicht einfach verlassen werden kann, sucht Derrida nach einer Lösung, die den<br />
Prozess o<strong>der</strong> die Bewegung an <strong>der</strong> Stelle des ursprünglichen Sinns beinhaltet.<br />
Es gibt keine gesicherte Existenz. Nur aus dem Bedürfnis nach Sicherheit konstruieren und<br />
hantieren wir mit Modellen, die eine solche als wahr annehmen. Das betrifft die Existenz des<br />
Signifikats in Bezug auf das Zeichen und den Sinn des Seins in Bezug auf die <strong>Philosophie</strong>.<br />
Derrida entwickelt aus <strong>der</strong> Kritik des Zeichens die Kritik unseres metaphysischen Welt- und<br />
Selbstverständnises.<br />
<strong>Dekonstruktion</strong> bezeichnet eine Art des Befragens <strong>der</strong> Texte nach ihren Begriffen, <strong>der</strong>en<br />
Herkunft, nach textimanenten und über den Text hinaus weisenden Zusammenhängen. Die