Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...
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Arbeit Eisenmans.<br />
Er sieht Architektur nicht als Realität, die innerhalb des vorgefundenen Rahmens produziert<br />
wird. Eisenman kritisiert jede Architektur, die konventionelle Nutzungsmuster nur wie<strong>der</strong>holt<br />
und das formal auch noch repräsentiert. Dieser Funktionalismus, gegen den er sich wendet,<br />
dominiert die Architektur, sie unterliegt ungeprüften gesellschaftlichen Normen und bezieht<br />
sich auf ein verfestigtes anthropozentrisches Menschheitsbild.<br />
„ Die Vorstellung, Architektur müsse in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Wahrheit stehen, müsse ihre<br />
Schutzfunktion repräsentieren und müsse das Gute und das Schöne darstellen, ist eine primitive<br />
unbemerkte Repression. In Wirklichkeit ist gerade die Wahrheit <strong>der</strong> Instabilität unterdrückt<br />
worden.“( Eisenman, blaue Linie S.150)<br />
Eine wirklich zeitgenössische Architektur muß von dem Verlust des Zentrums, <strong>der</strong> inneren<br />
Unsicherheit und <strong>der</strong> Entfremdung des mo<strong>der</strong>nen Lebens ausgehen. Die Objekte und damit<br />
auch die Architektur werden nicht länger vom Menschen und seiner Bedeutungsgebung<br />
beherrscht. Die Objekte „stehen dem Subjekt eigenmächtig, fremd und schweigend gegenüber.“<br />
(ebd.18) Eisenman nennt sie autonome selbstreferentielle Objekte, weil sie als einzige<br />
Bezugspunkte, befreit von allen konventionellen Verweisen, übrig bleiben.<br />
Das betrifft folglich auch die Darstellungsform von Architektur, die er entsprechend<br />
untersucht: In <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Darstellung präsentieren sich die Prinzipien, nach denen<br />
Architektur definiert wird. Sie reflektieren dadurch die sich verän<strong>der</strong>nden Vorstellungen von<br />
Bedeutung und Nutzen <strong>der</strong> Architektur und somit die Verän<strong>der</strong>ung des menschlichen<br />
Bewußtseins. In dieser Art findet Eisenman in den Grundrissdarstellungen von Palladio,<br />
Bramante und Scamozzi den Übergang vom theozentrischen zum anthropozentrischen<br />
Weltbild ablesbar. In <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne wird gerade die humanistische Position des Menschen<br />
kritisiert. So verdecken Grundriss und Vertikalschnitt ,die primären Ausdrucksformen in <strong>der</strong><br />
Architekturdarstellung im Humanimus, viele an<strong>der</strong>e Aspekte <strong>der</strong> Architektur. Das analysiert<br />
Eisenman anhand <strong>der</strong> Maison Dom-ino von Le Corbusier. (s.Abb.) In <strong>der</strong> klaren<br />
Bauteilglie<strong>der</strong>ung ohne Ornamentik repräsentiert die Architektur nicht weiter den Menschen<br />
und seine Bedeutungen. Der Mensch reflektiert sein eigenes Zuordnungsverhältnis zum<br />
Objekt und gewinnt daraus ein an<strong>der</strong>es Verhältnis zu ihm.<br />
Dementsprechend vollzieht sich die Trennung zwischen dem Endprodukt des Gebäudes (in<br />
seiner Erscheinung und Bedeutung) und den zugrunde liegenden Konzepten und<br />
Entwurfsverfahren <strong>der</strong> Architekten. Das Interesse verlagert sich weg vom ausgeführten Werk<br />
hin zum Entwerfen selber und dem Vorgang des Bauens.<br />
Die Künstler <strong>der</strong> Avantgarde <strong>der</strong> 1920er Jahre fanden die axonometrische Darstellung von<br />
Objekten und Architektur geeigneter als die Perspektive. (s.Abb.) Diese ist zu begrenzt in <strong>der</strong><br />
Abhängigkeit <strong>der</strong> Subjektivität des Blickpunkts. Die perspektivische Darstellung stellt das<br />
Subjekt in ihren Mittelpunkt. Sie bildet die Anschauungsform des Betrachters nach. Darüber<br />
hinaus ist sie symbolisch als Selbsterfahrung für eine kulturelle Zeit zu verstehen. Das Objekt<br />
wird dargestellt, wie es zu sehen ist.<br />
Im Gegensatz dazu rückt die axonometrische Darstellung das Objekt ins sein Zentrum.<br />
Der Fluchtpunkt <strong>der</strong> Axonometrie ist in die Unendlichkeit verlegt, wodurch die<br />
Begrenzungslinien des dargestellten Körpers planparallel verlaufen. Diese Darstellungsweise<br />
erlaubt eine gleichzeitige Lektüre aller Teile des Hauses im richtigen Längenverhältnis, ohne<br />
perspektivische Verzerrung. (vgl. Reichlin 67)<br />
Die Axonometrie folgt keiner Seherfahrung und stellt das dar, was man vom Objekt weiß.<br />
„ Die Perspektive weiß etwas vom Betrachter, die Axonometrie weiß etwas vom<br />
Gegenstand.“ ( Schnei<strong>der</strong> 81) Dabei erscheint das perspektivische Abbild eines Objekts, wie<br />
die Sache selbst. In <strong>der</strong> Axonometrie stolpert <strong>der</strong> Betrachter über die Abstraktion o<strong>der</strong> das<br />
befremdliche Bild, welches mehrere Vorstellungen des gleichen Gegenstands ermöglicht.<br />
Die post- anthropozentrische Konstellation von Subjekt und Objekt enthält neue