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Dekonstruktion – Beziehungen der Philosophie & Architekturtheorie ...

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Neben <strong>der</strong> wissenschaftlichen Sprachkritik versucht Derrida die klassische Form <strong>der</strong><br />

<strong>Philosophie</strong> durch eine literarische Schreibweise aufzulösen. In einem Text sind immer<br />

literarische und philosophische Schichten enthalten. Ein Text ist nicht ausschließlich<br />

philosophisch o<strong>der</strong> literarisch. Derrida sieht die abgeschlossenene Einteilung als<br />

Beschränkung <strong>der</strong> Vielfältigkeit eines Textes. (vgl. Derrida 1972 30)<br />

Wie schon Schopenhauer und Nietzsche versucht er auf an<strong>der</strong>en Wegen Lösungen für<br />

philosophische Probleme zu finden. Derridas Texte entsprechen we<strong>der</strong> einer traditionellen<br />

Definition von <strong>Philosophie</strong> noch <strong>der</strong> von Literatur. Es entsteht ein eigener Texttypus mit<br />

eigenen Regeln, <strong>der</strong> diese Trennung von <strong>Philosophie</strong> und Literatur thematisiert. Ein neuer<br />

Kontext , zum Beispiel die Verbindung zur Ästhetik, <strong>Philosophie</strong>, Sozialwissenschaft, Physik<br />

o<strong>der</strong> Politik, ermöglicht die Übersetzung von Texten verschiedener Genre und<br />

Wissenschaften ineinan<strong>der</strong> ohne diese an sich aufzulösen.<br />

„Nennt man Bastelei die Notwendigkeit, seine Begriffe dem Text einer mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

kohärenten o<strong>der</strong> zerfallenen Überlieferung entnehmen zu müssen, dann muß man zugeben,<br />

daß je<strong>der</strong> Diskurs Bastelei ist.“ (Derrida 1967b 431)<br />

Derrida übernimmt die Gegenüberstellung des Bastlers und des Ingenieurs aus <strong>der</strong> Lektüre<br />

eines Textes von Lévi-Strauss. Er radikalisiert diese und stellt heraus, daß <strong>der</strong> Ingenieur seine<br />

eigene Sprache selbst konstruiert und sich damit als Ursprung seiner selbst annimmt: „<strong>der</strong><br />

Ingenieur ein Mythos“<br />

„Die Vorstellung eines Ingenieurs, <strong>der</strong> mit je<strong>der</strong> Bastelei gebrochen hätte, ist daher eine<br />

theologische Vorstellung; da Lévi-Strauss uns an an<strong>der</strong>er Stelle mitteilt, daß die Bastelei<br />

mythopoethisch sei, kann man ganz sicher sein, daß <strong>der</strong> Ingenieur ein vom Bastler erzeugter<br />

Mythos ist.“ (ebd.)<br />

Derrida zeigt weiter, dass je<strong>der</strong> endliche Diskurs zu einer Art Bastelei genötigt ist, und somit<br />

<strong>der</strong> Ingenieur o<strong>der</strong> Wissenschaftler von <strong>der</strong> Art des Bastlers sind. Diesen Gedanken tragen<br />

auch Künstler und Philosophen <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne, die sich ihre Regeln selbst schaffen, denen<br />

sie sich unterwerfen.<br />

Die <strong>Philosophie</strong>, die sich traditionell um die Sinnfrage des Seins bemüht, wird über ihre<br />

wissenschaftlichen Grenzen hinaus erweitert. Derrida sieht in dem Gebiet, das sich zwischen<br />

Literatur und <strong>Philosophie</strong> ergibt, neue Möglichkeiten sich dem nicht festzulegenden<br />

Ursprung vom Sein zu nähern. Die Neubestimmung <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> ist ein Thema <strong>der</strong><br />

Postmo<strong>der</strong>ne. Auch Lyotard setzt philosophisches und künstlerisches Schaffen gleich;<br />

Foucault rät den Philosophen, Journalisten zu werden. Es geht um den Sinn <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong><br />

selbst. Was hat sie hervorgebracht? Welche Rolle spielt sie heute in unserer Welt?<br />

„Eine Schrift, die sich für sich selbst interessiert und die uns auch die Philosopheme- und in<br />

<strong>der</strong> Folge aller zu unserer Kultur gehörenden Texte als eine Art von Symptomen lesen läßt,<br />

Symptomen von etwas, das sich in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> nicht präsentieren<br />

konnte, das übrigens nirgends präsent ist, weil es ja in <strong>der</strong> ganzen Angelegenheit darum<br />

geht, diese vorwiegende Bestimmung des Sinns von Sein als Präsenz, in <strong>der</strong> Heidegger das<br />

Schicksal <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong> erkannt hat, in Frage zu stellen.“( Derrida 1972 39)<br />

Das bleibt strukturell eine logische Frage. Welchen Sinn hat eine <strong>Philosophie</strong> für uns, die sich<br />

auf sich selbst gründet, sich von den an<strong>der</strong>en Lebensbereichen abgegrenzt? Sie muss in alle<br />

Bereiche des Lebens hineinreichen. Umgekehrt bestimmen an<strong>der</strong>e Gebiete des Lebens<br />

ebenso die <strong>Philosophie</strong>. Da es um die Strukturen unseres Denkens geht, muss es um Alles<br />

gehen. Diese Fragen berühren die Psychologie, wenn sie nach Bewußtsein und<br />

Unbewußtsein fragen o<strong>der</strong> die Politik, wenn es um Verantwortung innerhalb unserer

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